Die Nachricht schlug ein wie der Blitz: Paolo Rossi nur 64-jährig gestorben! Wer Rossi hört, der denkt unwillkürlich an – nein, nein: Valentino, zwar 40, aber quicklebendig, war´s nicht, der uns am 9. Dezember 2020 verlassen hat. Es handelte sich um Paolo Rossi, den WM-Schützenkönig des Jahres 1982 in Spanien, damals Fußballer des Jahres, später auch Sieger im Europacup der Meister, der Pokalsieger, italienischer Meister – und, obschon mit 1,78 m Körpergröße alles, nur kein Riese war, aber ein wahrer Gigant, was Torriecher betraf.
Dennoch war nicht immer alles Gold, was glänzte. Ehe Rossi in Spanien so richtig der Knopf aufging, hatte es – keine Anspielung oder gar Verwechslung mit dem legendären WM-Tormann – so was wie einen „Dino-Zoff“ um ihn gegeben. Und warum? Weil der offenbar auch labile spiel- oder wettsüchtige Paolo im italienischen Fußball-Bestechungsskandal verwickelt und vier Jahre, später auf die Hälfte reduziert, gesperrt gewesen war.
Als ihn der schon betagte, aber kluge und clevere Teamchef Enzo Bearzot dessen ungeachtet ins WM-Aufgebot geholt hatte, rauschte es im Blätterwald, hagelte es Kritik in Funk und Fernsehen. Und die Kritiker krochen erst recht aus allen Löchern, als Rossi in der WM-Vorrunde wie vernagelt war, nicht ein einziges Mal bei drei Unentschieden (sie genügten trotzdem zum Aufstieg) getroffen, also Ladehemmung hatte. Aber kaum hatte Paolo den Topfavoriten Brasilien mit einem Konter-Triplepack aus dem Turnier geschossen, da verwandelte sich laute Kritik in noch lauteren Jubel um den neuen Fu0ball-Darling der Nation und auch Weltmeister-Macher Enzo wurden Rosen gestreut, weil er zum Torjäger gestanden war.
Dem: Kreuzigt ihn war ein Hosianna gefolgt – und Rossi, vordem als Advocatus Diavoli im Kreuzfeuer der Kritik, gewissermaßen auf Händen in den Fußballhimmel getragen. Jahre später, als ihn immer mehr Verletzungen außer Gefecht gesetzt hatten, verschwand Paolo wieder vom Radar des international Fußballs, aber auch der einschlägigen Medien. Mit seinem Tod hat sich Paolo Rossi, zuletzt stille Größe, noch einmal in Erinnerung gerufen. Als legendäre Ikone ohne schlechte Nachrede …