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Viel Feind, noch mehr Ehr´ – die unglaubliche Ausnahme Djokovic

Auch wenn heute erstes Training in Kitzbühel war, auch wenn sich am Kronplatz in Südtirol mit Alice Robinson ein Kiwi zur Siegerin krönte, auch wenn die pfeilschnelle Julia Scheib leider Gottes wieder Opfer ihrer Risikobereitschaft wurde – die internationale Musik wurde noch nicht in den verschneiten Wintertälern gespielt, sondern im Down-Under-Sommer in Melbourne bei den Australian Open.

Gipfel-Treffen, Giganten-Kampf, Generationen-Duell, Spaltpilz gegen Publikumsliebling – beim Surfen im Netz wurde man fündig, was die Schlagzeilen zum Schlagabtausch auf aller höchster Ebene schon im Viertelfinale des ersten Grand-Slam-Turniers betrifft. Ein Superlativ jagte schon den nächsten, ehe der bald 38-jährige, 24fache serbische Grand-Slam-Rekord-Sieger Novak Djokovic gegen seinen 16 Jahre jüngeren, fünffachen Major-Sieger Carlos „Carlito“ Alcaraz zur Neuauflage des olympischen Endspiels  bat.

Mit einem Triumph für den Evergreen aus Belgrad, der trotz des Altersunterschieds, trotz einer Fußverletzung, die behandelt werden musste, trotz verlorenen ersten Satzes wie schon bei der Jagd nach seiner ersten, so lange vermissten Goldmedaille in Paris die Oberhand behielt. Im Grunde eine jener Sensationen, die seit fast zwei Jahrzehnen bei einem Mann wie dem „Djoker“ schon zur Normalität geworden sind.

Es gibt keine Herausforderung, die der polyglotte Serbe scheut. Es gibt keine Hürde, die er nicht nehmen würde, Es kann noch so viele Kritiker und Neidgenossen geben, die ihn am liebsten zum Teufel jagen würde. Viel Feind, noch mehr Ehr´. Je mehr sich gegen ihn zu verschwören scheint, umso mehr holt der 37jährige aus sich und aus seinem Körper heraus. Darum hat der Djoker mittlerweile fast jeden Rekord gebrochen, den es in der Tennis-Neuzeit zu brechen gab.

Und nicht nur deshalb, weil er der jüngste im Bunde der Dinos war und ist, hat er auch Roger Federer, die personifizierte Eleganz, und Rafael Nadal, den Bullfighter in Person, übertrumpft. Oder andersrum: Beide sind letztlich auch beim Versuch, an ihre körperlichen Grenzen zu gehen, an ihren zu verschlissenen Körpern zerbrochen. Im Gegensatz zum Djoker, der am stärksten dann zu sein scheint, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht.

Das ist, neben vielen anderen Vorzügen, die spezielle Qualität eines echten Superstars, der dann zuschlägt, wenn es wichtig, nötig und entscheidend ist. Keiner hat öfter als Djokovic den Kopf aus der Schlinge gezogen. Keiner hat sich je auch abseits des Platzes so auf die Füße gestellt wie er. Darum ist er vor dem nächsten Duell der Superlative gegen seinen Vorgänger als Olympiasieger, den immer noch Grand-Slam-Titellosen Alexander Zverev, in seinem Wohnzimmer, der Rod-Laver-Arena, im 12. Melbourne-Semifinale seiner Karriere jedenfalls aus sportlicher Sicht wieder Favorit.

Weil er, so bitter das für unsere Skination ist und so schwer es einem zu akzeptieren fällt, im Gegensatz zu unseren Pisten-Karikaturen noch lange kein Schnee von gestern ist. Nicht einmal in der Hitze der Ball- und Wortgefechte im australischen Sommer…

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