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Vienna oder: Zurück in die Zukunft nach Triumph mit Trauerflor

 Wäre jetzt keine Euro und kein Schulterklopfen für unsere stolzen Fußballbuben dem Katzenjammer zum Trotz angesagt, der Aufstieg der Vienna in die Regionalliga Ost, also mitten im Pandemie-verzögerten Durchmarsch von der fünften in die dritte Stufe, hätte sich weit mehr Aufmerksamkeit verdient. Und als hätte es höhere Gewalt obendrein nicht gut mit Österreichs ältestem Fußballklub gemeint, mischte sich in den Aufstiegsjubel der Blaugelben die Trauer um den ehemaligen Abwehrrecken Hellmuth „Jolly“ Liener, der 79jährig einem Krebsleiden erlag. Ja, „Eisenfuß“ Jolly war kein Kind von Traurigkeit gewesen als Verteidiger, alles andere denn zimperlich, wenn´s darum ging, Stürmer einzubremsen. Das hatte er sich schon beim SC Marienthal angeeignet, wo auch sein späterer Kollege Wirtl spielte.

Aufstiegsjubel in Blaugelb nach den 3:0 gegen Schwechat, der den Wiener Stadtligatitel fixierte

Fast wäre Jolly, die blaugelbe Verlässlichkeit in Person, von der Hohen Warte bei Grünweiß auf der Pfarrwiese in Hütteldorf gelandet, aber dazu kam´s letztlich nicht, weil die Vienna keine Freigabe erteilte – nur als Gastspieler für ein Freundschaftsmatch während der letztlich gescheiterten Transferverhandlungen. Und wo fand das statt? Wie sich mein alter „Presse“-Freund Peter Linden (Blog Linden-live) erinnert hat, im Bernabeu-Stadion zu Madrid, als Rapid zum Abschied von Ferenc Puskas eingeladen worden war. Duelle mit Flügellegende Gento, ein einmaliges Highlight in Grünweiß für Rechtsverteidiger Liener, der sich nach Sperre wieder mit Blau-Gelb einigte. Und solange zum wahrlich „eisernen“ Bestand der Mannschaft gehörte, solange ihn die mehrfach lädierten Beine trugen. Insgesamt spielte Jolly trotz vieler Verletzungspausen genau 100mal für die Vienna. Zuletzt 1974.

Solche Spieler wie Liener wird die Vienna auch brauchen können, wenn der vom Sportdirektor Markus Katzer, übrigens Ex-Rapidler, erhoffte Weiter- und Vormarsch in die zweite Bundesliga in die Tat umgesetzt werden soll. Es wäre höchste Zeit, dass der älteste Fußballklub Österreichs das Rad der Zeit zurückdreht, um wie einst ganz oben und wenn geht sogar ganz vorne mitzumischen. Man muss ja nur in den blaugelben Annalen blättern, um zu sehen, wer dort aller seine Spuren hinterlassen hat – nicht nur in der Wunderteam-Zeit mit Karl Rainer und Fritz Gschweidl, später mit Karl Decker, Karl Koller, Otto Walzhofer und Hansi Buzek bis zu Franz Hasil, Hans Krankl und Argentiniens Weltmeister Mario Kempes. Vienna, das war Geschichte, die es wert wäre, mit Hilfe eines rührigen Sponsor-Präsidenten als eine „Quasi-Lebensversicherung“ wieder aufleben zu lassen.

Ja, am aller schönsten wär´s, gäb´s spätestens zum 130-jährigen Jubiläum des Vereins im Jahre 2024 ein Comeback in der ersten Bundesliga und mit Heimspielen auf der Hohen Warte, die ja am Weg von und zu Tram wie U-Bahn, aber auch zum guten alten Heurigen liegt. In diesem Sinne kann man dem First Vienna Football Club nur wünschen: Zurück in die Zukunft. Schritt für Schritt!

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