Schladming und die Riesenslalom-Flutlichtpremiere sind inzwischen so Geschichte wie der Traumlauf von Marco „Blacky“ Schwarz vom 14. Halbzeitplatz aufs Podest als Dritter – hinter dem Schweiz-Doppelpack mit Meillard und Caviezel (auch ohne dem anderen Marco, also Odermatt). Aber nicht nur das tolle Schwarz-Comeback war endlich einmal ein echtes Gesprächsthema, auch ohne Sieg und Podest sorgte der Hirscher-Ski-Eleve Henrik Kristofferson wieder für Diskussions- und Zündstoff.
Eingefädelt wurde eben dieser aber nicht vom diesmal besiegten Norweger, der alle Tore mit einem regelkonformen Ski ohne Logo korrekt passiert hatte, sondern vom Ex-ÖSV-Sportdirektor und Neo-Hirscher-Bullen-Ski-Geschäftsführer Toni Giger. In den langen Jahren, die der Mathematik-Experte, Computer-Freak, Ex-Zehnkämpfer und Trainer-Dino in der Rennlaufszene tätig ist, hat er nicht nur ein Experten-Netzwerk geflochten, sondern auch gelernt, mit welch Mitteln und Methoden, geschriebenen Worten, aber auch Mund- und Flüsterpropaganda, man medial höchst effizient in die Tasten greift. Was ihm als wichtigsten verlängerten Arm seines ehemaligen Schützlings und jetzigen Firmenchefs Marcel Hirscher abseits vom nicht gerade berauschenden Kristoffersen-Resultat rund um den Night-Riesenslalom meisterhaft mit einer auf der Piste dementierten Ski-Logo-Ankündigung gelungen ist. Mit einer doppelt gemoppelten PR-Aktion!
Ja, (Schleich)Werbung im Doppelpack, weil vor dem Rennen mitgeteilt wurde, Kristoffersen würde erstmals mit Van-Deer-Bullen-Logo auf dem neuen Hirscher-Ski seinen dritten Saisonsieg jagen, weil dieses Modell in FIS-konformer Stückzahl in Sportgeschäften zu kaufen wäre. Im Riesenslalom selbst aber war davon dann keine Spur mehr zu sehen, der Hirscher-Ski wieder blank in seiner schrift- und schnörkellosen Jungfräulichkeit! Ja, aber warum? Hatte etwa jemand vergessen, das Logo ordentlich zu kleben? Hatte es sich in der flotten, aber doch nicht Bestzeitfahrt selbständig gemacht? Mitnichten! Angeblich, so machte es aus Schladming die Medienrunde, hätte der ungeliebte FIS-Präsident Johan Eliasch gedroht, Kristoffersen würde seine Rennlizenz verlieren, sollte er mit dem also aus Sicht des FIS-Bosses offenbar doch nicht regelgerechten Logo an den Start gehen.
Andersrum frei nach Shakespeare gesagt: Viel Lärm um Nichts im genialen Doppelpack! Jawohl, um ein optisches Nichts, das mit jeder Menge an medialem (Zünd-)Stoff gefüllt wurde. Da auch ich, werte Blog-Leser, mich dieser (Material)-Geschichte angenommen hab´, gehöre ich eigentlich auch zu den „nützlichen Idioten“, die ihr Scherflein zur Gratis-Propaganda beitragen. Nichtsdestotrotz finde ich, dass man gewisse Dinge so an- und aussprechen soll, wie sie (eigentlich verboten) sind. Und wie mir Auguren (oder Verräter) mit vorgehaltener Hand immer wieder zutragen, soll es ja auch noch andere interessante Details rund um den Wunderski eines Superstars i. R. und im Eiltempo siegreichen Neo-Unternehmers geben. Aber das sind andere Kapitel, die auf einem ungeschriebenen Blatt stehen …