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Vom Österreich-Spektakel, bei dem als Ass im Ärmel der Star die Mannschaft ist

Berlin, Berlin, so ein Tag, so wunderschön wie heute! Unser Fußballhimmel hängt voller Geigen, seit wir rotweißroten Außenseiter nicht nur den Oranje-Recken den Radetzky-Marsch geblasen haben, sondern der Grand Nation, dem Ex-Welt und aktuellen Vizeweltmeister den Gruppensieg vor der Mbappe-Nase weggeschnappt haben. Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich, das ist die neue temporäre Bundeshymne nach dem mitreißenden 3:2 gegen die Niederlande, dem ersten Sieg gegen die Holländer seit dem gleichen Siegesresultat vor 34 Jahren im WM-Countdown für Italien.

Diesmal aber ging es nicht um die goldene Ananas, sondern fast schon um alles oder nichts. Und da packten die Rangnick-Jünger in entscheidenden Momenten alles aus, was sie in seiner Ära gelernt haben. So gut, dass sie kurz mit dem Rücken zur Wand fast noch höher gewonnen hätten. Jedenfalls so eindrucksvoll, dass der deutsche Boulevard seine Klientel mit einer Schlagzeile ins Bild setzte, die Rotweißrot gefärbt lautet: „Rangnicks Spektakel-Sieg. Das war das geilste Spiel der EM!“

Wir sind, so schreibe ich, weil uns ein Wir-Gefühl gepackt hat, besser. ein Wir-sind-wer-Gefühl, zwar erst im Achtelfinale wie vor drei Jahren, aber diesmal als Gruppensieger gegen Weltmächte des Fußballs, denen eine verschworene Truppe an Legionären und auch heimischen Talenten furchtlos, aber mit Arnie-Ausnahme lauffreudig, zweikampfstark und widerstandswillig bis zum berühmten Umfallen mehr als die Stirn bot. Das ist es, was der Stratege Rangnick in seiner Amtszeit geschafft hat, ob man jetzt vordem für oder gegen ihn war. Vielleicht auch, weil er ein Unbelasteter war, der von außen kam, aber mit besten Empfehlungen aus Salzburg. Leipzig und Hockenheim, die ihm vorauseilten.

Man muss nur Maxi Wöber gehört haben, als er auf die Kienast-Tochter-Frage, was das Rangnick-Erfolgsgeheimnis sei, ohne Umschweife zum wichtigsten Punkt kam: „Wir sind eine zusammengewachsene Einheit, in der jeder alles auch für den/die anderen gibt. Und er gibt jedem eine Chance, dem er sein Vertrauen schenkt, egal bei welchem Stand, ob heikel oder nicht. Wie heute dem Poldi Querfeld, der vorher nur ein Match im Team gespielt und das toll gemacht hat!“ Kalauer hin oder her, es regiert das Prinzip: Einer für alle und alle für einen. Gestern bejubelt, heute nur ohne Murren ein Edel-Joker auf der Bank, der dann kommt, sieht und fast das vierte Tor gemacht hätte, wär kein Abseits dabei gewesen. Wie Baumgartner.

Diese fantastische Einstellung, diese Charakterstärke ist es, die dem Team hilft, auch Schwächeperioden ebenso wie zweimal Ausgleichstore nach unserer Zweimalführung durch erzwungene Eigentore der Oranje zu überwinden. Diese mentale Stärke, die sich weder in Zahlen noch in überwuchernden statistischen Spielereien festmachen lässt, ist mittlerweile über das Spiel gegen den Ball hinaus zu einem Ass im Ärmel der Österreicher geworden. Sie haben als Geheimtipp dieser Euro immer mehr und besser den alten Vogts-Spruch : verinnerlicht, der hieß und erst recht heutzutage heißt: Der Star ist die Mannschaft, Nur so lassen sich frei nach Bild solch Ösi-Spektakel liefern wie am Tag, so wunderschön wie heute in Berlin.. 

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