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Vom Stehaufmännchen Sebastian Ofner und anderen Topsportlern, die meist Mauerblümchen spielen

PARIS,FRANCE,02.JUN.23 - TENNIS - ATP World Tour, French Open, Roland Garros, Grand Slam. Image shows Sebastian Ofner (AUT). Photo: GEPA pictures/ Francois Asal

Nicht nur, aber auch des Aufstands eines jahrelang unterschätzten, oft verletzten Underdogs namens Sebastian Ofner bei den French Open wegen möchte ich ein paar persönliche Gedanken – und die sind ja (hoffentlich noch) zollfrei – in diesem Blog zu Papier bringen. Der mittlerweile 27jährige Steirer stand zwar schon vor Jahren in der 3. Wimbledon-Runde, bezahlte aber den von ihm selbst so titulierten Glücksritt mit doppeltem Pech. Zum einen stand er bis zuletzt stets im Schatten von Dominic Thiem, zum anderen warfen ihn Verletzungspech, Fehltritte und auch schmerzhafte Comeback-Pleiten immer wieder zurück.

Aber das kaum beachtete Stehaufmännchen hat nie aufgegeben und wurde jetzt in Paris mit einem unglaublichen Siegeszug belohnt – zunächst nahm er mit drei Erfolgen die Qualifikationshürde, dann gewann er ohne Satzverlust die beiden ersten Runden, ehe er in einem Fünfsatz-Krimi den ebenso launenhaften, genialen wie labilen Römer Fabio Fognini, inzwischen 35 und nur noch Nr. 131, auf dem Weg ins Achtelfinale des Sandplatz-Klassikers in 3:55-Stunden niederrang. Ganz abgesehen davon, dass Ofner, Spitzname „Ofi“, damit 240.000 Euro brutto auf dem Konto hat, macht er damit einen Sprung auf etwa Platz 80 in der Rangliste, womit er auch Dominic Thiem, Sohn seines Cheftrainers, als Nummer 1 im Tennislande Österreich überholt.

Und als Lohn winkt jetzt dem klassischen Underdog ein Duell mit dem ehemaligen Paris-Finalisten Stefanos Tsitsipas, der den früheren Semifinalisten Diego Schwartzman sarkastisch gesagt, sportlich noch einen Kopf kürzer machte. Aber Außenseiter war der 1,91m große Ofi ja auch schon gegen einen Korda oder Fognini – nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Berichterstattung, wo seine Erfolge erst so richtig wahrgenommen werden, seit Thiem nach dem fünften Grand-Slam-Aus in Serie nicht mehr das ganz so brandaktuelle Tennis-Thema Nr. 1 ist. Und auch die Kämpferin Julia Grabher ebenso draussen ist wie alle Herren-Doppelspezialisten, voran Miedler und Erler.

Ich weiß, dass ich mir unter Kollegen keine Freunde mache, wenn ich darauf verweise, dass man sich in immer schlagzeilenorientierteren Zeiten einerseits zu lange an altbekannten Namen festklammert, zum anderen aber nicht mehr ganz neue Kapazunder abseits von Fußball, Ski und Formel 1 immer nur an ganz großen Taten, an Titeln oder (Welt)-Rekorden, auch in der Berichterstattung gemessen werden. Die Top-Resultate, mit denen sie ihre Weltklasse demonstriert haben, fallen ihnen medial mitunter auf den Kopf. 

Ich verweise da zum einen auf den Golfer Sepp Straka, der in Wien groß wurde, ehe er in den USA nicht nur den historischen ersten PGA-Turniersieg feierte, sondern noch zweimal erst in einem Stechen besiegt wurde. Jetzt musste er nach einer längeren Durststrecke mit dem historischen ersten Top-10-Platz (9.) in einem Major-Turnier wieder Reklame für sich selbst machen. Er hat´s auch bis zur Halbzeit des Memorial-Klassikers als Top-Ten-Golfer, ex aequo mit einem vierfachen Major-Sieger wie dem Nordiren Rory McIlroy wiederholt und unterstrichen.

 Ansonsten hätte es für ihn wie für den ersten heimischen Kraul-Kurzbahnweltmeister Felix Auböck, der trotz WM-Gold, EM-Silber und Bronze zum Training nach England emigrieren musste, ebenfalls den Refrain gegeben: Aus den Augen, aus dem Sinn! Ja, nicht einmal der eigene Verband registrierte, dass Felix beim ersten Top-Meeting des englischen Superstars Adam Peaty im Olympic Pool London aus dem Training heraus die 400m Kraul gewonnen hat. Kaum eine Notiz wert. Andersrum: Na und – nebbich! Was er selbst dazu sagt, sei verschwiegen, um ihn vor Folgen zu schützen. Und das gilt unter anderen auch für einige unserer Radprofis. Mountainbike-Proetten oder sonstigen Berggämsen, die immer wieder für Sensationen gut sind.

Die Quintessenz aus meiner Sicht lautet: Es wird Zeit, dass man in diesem Lande lernt, auch im Sport das dem Zeitgeist folgend sonst abwertend Populistische vom weniger populären, aber international höheren Stellenwert zu unterscheiden. Die betreffenden Topsportler: Innen würden´s den Medien ganz sicher danken.

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