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Vom sturz- und glücklosen Hacker, Europacup-Siegen und überholter Nummern-Priorität

Eigentlich hatte ich etwas zum Sturm-Graz-Debakel in Bergamo gegen Atalanta und vor dem Duell der Bullen aus Salzburg bei Real Madrid schreiben wollen. Aber dann kam doch wieder ein Streifschuss aus Kitzbühel dazwischen, sprich: die Verletzung des zumindest im Speed-Bereich als eine der großen ÖSV-Zukunftshoffnungen betrachteten und auch von den ORF-Experten so ausgeschilderten Kärntners Felix Hacker. Schmerzvoll abgeschwungen, eingepackt in den Sack, per Helikopter ab ins nächste Spital nach St. Johann, wo das Saisonende des Führenden im Europacup diagnostiziert wurde: Kreuzbandriss, Meniskusschaden. Aus der Traum von Kitz-Überraschung, möglichen WM-Ticket und was sonst noch alles drin gewesen wäre. Konjunktiv.

Verständlich, dass dieses neueste Kapitel einer Pech- und Ausfallsserie allgemeinen Katzenjammer ausgelöst hat. Schließlich wurden auch die Kommentatoren nicht müde, die vier Europacupsiege des nun glücklosen Felix, Gesamtführung inklusive, immer wieder zu betonen, ganz so, als wäre dem gebeutelten Speed-Team eine mögliche ÖSV-Alternative zu einem Franjo von Allmen abhanden gekommen. Allerdings auch eine, die jetzt schon um zwei Jahre älter ist als die eidgenössische Rakete…

Vier Siege im Europacup, dazu weitere Topresultate ebendort, das klingt natürlich pompös, hat mich als notorischen Skeptiker aber nicht davon abgehalten, mir die Resultate der meist von Hacker angeführten Doppel-, Dreifach und sogar Vierfachsiege der rotweißroten zweiten oder Nachwuchsgarnitur auf der vermeintlich zweiten Wettbewerbsebene  genauer unter die Lupe zu nehmen. Und da, das sieht man spätestens auf den zweiten (Durch) Blick, verschieben sich aus einigen Gründen die Parameter und damit auch Perspektiven, wie hoch da oder dort das Potenzial der einen oder anderen Hoffnung einzuschätzen ist.

Ehe er in den Schicksalsort Kitzbühel kam, hatte Hacker einen Europacup-Super G auf der Reiteralm gewonnen, in jenem Trainingsdorado, im dem die ÖSV-Läufer wirklich Heimvorteil haben, weil sie jeden Meter und wohl auch jede Bodenwelle kennen. Und trotz gelungener Debüts in Gröden und Bormio wurde Felix nicht nach Wengen und zum Lauberhorn geschickt, um klassische Strecken kennenzulernen, sondern zum Mickey-Mouse Pass Thurn-Rennen ob Kitz, um via Europacup den Weltcup-Fixplatz für den Olympiawinter 25/26 abzusichern – eher keine Hexerei gegen zweit- bis drittklassige Konkurrenz, zum Großteil zu schwach für den Speed-Weltcup.

Und ähnlich verhielt es sich mit Siegen und Spitzenplätzen Hackers im Dezember in Santa Caterina – auf Sprint-Strecken rund um eine Minute. Eher kein Kriterium, um das wahre Potenzial eines Rennläufers zu erkennen. Viele von denen, die dort ganz weit vorn waren, krebsen seit Jahren dann, wenn sie nominiert werden, im Weltcup-Niemandsland herum. Anders als bei uns geht´s bei den jungen oder rekonvaleszenten Schweizern angesichts dessen, dass sie über so viel Masse an Klasse verfügen, tatsächlich darum, sich via Europacup das Ticket für das Swiss-Team zu holen, weniger um die bessere Startnummer.

Wenn Sie mich fragen, dann ist – da muss man nur hören, wie Stars bis Starlets alle voll des Lobes über die Streif-Präparierung sind – nicht mehr wie vor 20, 30 Jahren die Nummer der Schlüssel zum Erfolg, sondern das Rennläuferblut und Siegergen, das man haben muss, um Spitze zu werden. Wer das hat, der setzt sich immer und überall durch. Oder andersrum: Wer eine große Nummer ist, der schafft es mit jeder Nummer.

Für Felix Hacker heißt es vorerst allerdings: Bitte warten, nichts übers verletzte Knie brechen. Dafür hat der unvermeidliche Armin A. wieder TV-Hochsaison von zu spitzig bis mental zu wenig spritzig, vom bald 34jährigen OTL (Striedinger) bis – ein Jahr nach dem Kitz-Eklat  – zum Comeback-Spekulanten MOTL (Mayer), der alles schon als Vorläufer frei nach Hirscher und Vonn geprobt hat. Sollte einer der Stefans, ob Babinsky oder Eichberger, just in Kitz die Skiwelt am Freitag oder Samstag auf den Kopf stellen, wär´s mir um Eckhäuser lieber als (bei den Saison-Pleiten durchaus berechtigte) Kritik zu üben. Und dem sturz- wie glücklosen Felix möchte ich wünschen, dass er doch noch zum „Hacker“ von Pannen, Pech und Pleiten wird…

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