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Von Djokovic, der sich trennt, und „Thiem-Work“, das sich in Abwärtsspirale dreht

Es sind eher faule Ostereier, die da ins Tennisnest gelegt wurden. Gut und schön, der Grand-Slam-Rekord–Sieger Djokovic hat in Indian Wells sensationell gegen einen jungen italienischen Nobody verloren, aber da solche Flops in den besten Familien vorkommen, wär´s sicher noch lange kein Grund gewesen für den kosmopolitischen Serben, sich Hals über Kopf unter verdächtigen Schwüren unverbrüchlicher Freundschaft von seinem doch erfolgreichen kroatischen Coach Goran Ivanisevic zu trennen, mit dem er immerhin neun Grand-Slam-Titel geholt hat.

Auch ein Sparprogramm kann´s ja wohl kaum sein bei einem der größten Großverdiener der Branche mit Abermillionen auf den Konten, in Stiftungen oder Liegenschaften. Aber vielleicht hat sich der Djoker auch deshalb vom einstigen Assen-König und Wimbledonsieger getrennt, weil er sich auf seine älteren Tage als einer der Allerallerbesten aller Tenniszeiten gedacht, dass der Stärkste am stärksten allein und aufgrund seiner Erfolge und Erfahrungen nicht mehr auf teuren Rat von außen angewiesen ist. Man wird ja in Kürze sehen, ob der Novak künftig als Solist unterwegs ist. Oder sich eventuell den jüngeren Bruder, der stets in seinem Schatten blieb, als Assistenten nimmt, wer weiß?

Womit wir bei Bruderherz, was willst du mehr angelangt sind. Und damit beim kleinen Bruder Moritz des ehemaligen Grand-Slam-Siegers Dominic Thiem, der als Nachfolger von Galo Blanco (Kosmos), Herwig Straka und Nachnachfolger des Mentors, Trainers und Tennisvaters Günter Bresnik als „Manager“ installiert wurde. War er früher als familiärer Fan und Begleiter mitgereist, der manchmal Bälle wechseln, noch öfter aber beim Training aufklauben durfte, so hat er jetzt als weitgereister Globetrotter auch das mediale Zepter in die Hand genommen und beschlossen: Wer mit uns reden darf und kann, das bestimmen wir. Kurzum, je weiter es mit dem früheren Superstar begab ging, desto mehr entfernte sich Thiem unter brüderlich-väterlicher Regie von den Medien und von der Realität, ganz so, als würde er sich in seiner eigenen Blase verstecken.

An der dramatischen Abwärtsspirale hat es nichts geändert, auch wenn der zum Thieminho geschrumpfte Thiem zwar einerseits betonte, dass er aus Niederlagen das Positive mitnehme, zum anderen aber auch anklingen ließ, dass man sich überlegen müsse, ob es Sinn mache, sich weiter im Misserfolgskreis zu drehen wie zuletzt sogar im internen Duell mit Lukas Neumayer, gegen den er ganze drei Games machte. Danach hat er zwar verlauten lassen, dass er den Neapel-Challenger gestrichen habe, um sich auf Estoril und München vorzubereiten, ehe uns die „Schreckensnachricht“ ereilte, dass sich fast drei Jahre danach das damals lädierte Gelenk der Schlaghand im Training oder sonstwo wiederum schmerzhaft zu Wort gemeldet habe, weshalb …

Nein, nein, noch hat der Nicht-mehr-Dominator für die zwei Turniere nicht abgesagt, schließlich gibt´s ja lukrative Verträge zu erfüllen. Aber irgendwie beschleicht einen da das Gefühl, dass sich der Anfang vom Ende anbahnt. Für einen der Besten, die wir je gehabt haben, der aber am Gipfel seines Schaffens trotz großer Erfolge und großen Potenzials ganz sicher als Persönlichkeit noch lange nicht so weit war, um am stärksten so gut wie allein zu sein. Sich in schwierigsten Zeiten aber nicht dem stärksten Umfeld anvertraute, sondern einer Wohlfühloase mit dem fehlerhaften Weg des geringsten Widerstands. Schon als Kind hat man uns eingebläut: Wer nicht hören will, muss fühlen. Andersrum formuliert: Das „Thiem-Work“ ist seines eigenen Unglücks Schmied. Auch das schmerzt die patriotische Tennis-Seele.

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