Manchmal frage ich mich, wenn ich sehe, höre oder nicht nur Zeitungen, Teletext oder noch schlimmer Online-Blogs lese: Bin ich etwa im falschen Film oder hab´ ich die falschen Brillen auf? Wie das Glück, so scheint es, ist auch die Vernunft inzwischen wie ein Vogerl, das auf Nimmerwiedersehen davonfliegt. Was hab´ ich gleich zweimal und noch dazu von unterschiedlichen ORF-Reportern beim zweiten Levi-Slalom gehört, als die Niederösterreicherin Katharina Huber das Ziel passiert hatte? „Und da ist die Faust!“ Triumph, Triumph, Triumph? Mitnichten! Kathi hat deshalb die Faust geballt, weil sie Nr. 1 bei den Ski-Damen in Rotweißrot war, noch vor Weltmeisterin Katharina Liensberger – allerdings zur Halbzeit schon ziemlich weit weg vom Podest auf Platz 7!
Und weil´s gar so schön war, hat auch ein Online-Sportportal in diesem Sinne mit folgender Schlagzeile nachgelegt: Huber in Levi vor Liensberger! Na gut, unsere kroatischen Nachbarn hätten da auch jubeln können: Lea Popovic vor Katharina Truppe, die schon Levi-Dritte war! Ja, so schnell ändern sich die Zeiten und die Parameter, ganz zu schweigen von den Adlern, denen die Flügel im sibirischen Nischni Tagil ordentlich gestutzt wurden. Zumindest beim ersten Springen der Saison.
Als Mann von gestern muss ich natürlich langsam begreifen, dass sich inzwischen die Perspektiven verschoben haben. Und das, so scheint´s, gilt auch für andere, wenn nicht fast alle Sportarten oder jene Show-Elemente mit Show-Charakteren a la Darts-Paradiesvögel in bunten (Haar-)Farben. Aber lassen wir diese mittlerweile von Randfiguren zu Hauptdarstellern mutierten neuen Quotenbringer oder (sofern erlaubt) auch Ticketseller beiseite, um uns dem Fußball und da speziell dem Rekordmeister Rapid zuzuwenden, für den ja, wie ich gelesen habe, nach dem unrühmlichen Kühbauer-Ende jetzt eine neue Ära begonnen haben soll.
Allerdings und übrigens mit einem Interims-Trainerduo mit Anlaufdatum, was so viel heißt, dass der neuen Ära demnächst auf der Bruckner-Orgel mit dem Organisten Barisic zwangsweise schon die nächste folgen muss. Eigentlich interessant, denn einer der Rapid-„Komponisten“ hat kürzlich gemeint, der Teamchef- und Meistertrainer-Sohn Thomas Hickersberger wäre sowieso der Allerbeste, allein es fehlten ihm die Eigenschaften, die einen Boss auszeichnen.
Daher war´s natürlich zwingend und logisch, dass man ihn mit Steffen Hofmann eine zwar deutsche, aber doch grünweiße Legende zumindest temporär zur Seite stellen musste, obwohl eben dieser einstige Spielmacher gestand, dass Rapid-Cheftrainer alles, nur kein Wunschkonzert für ihn wäre. H & H, Hofman & Hicke jr. also kamen, sahen und mit ihnen siegte Rapid gegen die nach einer (vor allem für den alemannischen Ex-Rapid-Trainer Canadi) umstrittenen roten Karte dezimierten Altacher in der Allianz-Arena mit 1:0. Wow! Wenn das keine Faust verdient, was dann, bitte schön?
Da das Thema Rapid immer griffig ist, Emotionen weckt, Schlagzeilen liefert und daher ein (Einschalt)-Quotenbringer ist und bleibt, geht man mit der Zeit und mit Hofmann, der jetzt in etwa die Rolle spielt, die Don Didi damals spielte, als man ihn von St. Pölten als Heilsbringer auskaufte. Allen Ernstes und ganz ohne Scherz, Satire oder tieferer Bedeutung habe ich jetzt von einem Rapid-Spieler vernommen, welch Energie ihm und der Mannschaft das neue Trainerduo vermitteln, wenn nicht: injizieren würde, in erster Linie natürlich Steffen Hofmann.
Ja, das finde ich schön, dass der grünweiße Himmel plötzlich wieder voller Geigen hängt, weil Altach samt Ex-Coach mit dem knappsten aller Ergebnisse aus Hütteldorf „geschossen“ wurde. Der inzwischen 100jährige Krone-Kolumnist Staberl hätte einst gesagt, besser geschrieben: Da ballt sich mir die Faust im Sacke! Aber dass ich´s als kleiner Fäustling nicht vergess´ – inzwischen gehen ja die Uhren ganz anders in der ganz neuen Sport-Ära.