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Von kampflosen Kugeln und Statistiken, die immer hinken

Gabriele Facciotti

Es gibt ein heiteres Musical mit dem Titel: Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen … Das stimmt in Abwandlung zum Skirennlauf allerdings nur, was die Absage der Abfahrten beim Weltcupfinale in Lenzerheide anbelangt, weil sich damit die rekonvaleszente Italienerin Sofia Goggia und der Schweizer Beat Feuz kampflos die kleinen Kugeln holen konnten. Bitter für Lara Gut-Behrami, aber auch Matthias „Motl“ Mayer, die sich noch gute Chancen ausgerechnet hatten, am Ende doch noch die Nase vorn zu haben. Und wenn auch der Wettergott gnädig auf sie runtergeschaut, Pardon: runtergeschneit hat, so sind sowohl die Italienerin als auch der in Tirol ansässige (N)Eidgenosse Feuz durchaus würdige Abfahrtsweltcupsieger. Halt mit dem Makel der Absage der finalen Abfahrt, in der sich etwas hätte ändern können. Beim Fußball wär´s schließlich ausgeschlossen, dass ein Match zählte, wenn es wegen Nicht-mehr-Benützbarkeit des Platzes nach 80 Minuten hatte abgebrochen werden müssen…

Was die überhandnehmenden Sport-Statistiker im Lande nicht daran gehindert hat, sogleich Vergleiche herzustellen, die mehr als nur hinken. Beat Feuz, so ließen uns die Statistik-Fuzzis wissen, hätte jetzt mit der vierten Kugel in Folge den Rekord von Franz Klammer eingestellt, der von 1975 bis 1978 den Abfahrtsweltcup fast so dominiert hatte wie den Streif-Klassiker in Kitzbühel. Bei allem Respekt vor der Konstanz von Feuz, der in der Corona-Saison wie Mayer immer aufs Podest gefahren war – Kaiser Franz hat bei seinen vier kleinen Kristallkugeln nie von einer finalen Absage profitiert, das ist und bleibt eben der unsichtbare Makel, der in Bilanzen auf dem ersten Blick nicht aufscheint.

Ähnlich verhält es sich mit Kitzbühel und Streif-Rekorden, die es zu differenzieren gilt. Offiziell wird zwar Didier Cuche als fünfmaliger Sieger geführt, somit er statistisch gesehen absolut die Nummer 1 auf der „Streif“ ist, schließlich hat keiner öfter diese Abfahrt gewonnen. Schaut man aber genauer zu den Zahlen, Daten und Fakten, dann relativiert sich nämlich dieser Rekord. Auf der klassischen Strecke vom Starthaus über alle Schlüsselstellen bis Oberhausberg, Kompression, Zielschuss und Zielsprung hat der gelernte Fleischhauer, technisch perfekte Kraftmeier und bei näherer Bekanntschaft unglaublich sympathische Welschschweizer nämlich maximal nur zwei gewonnen, alles andere mehr oder weniger z. B. um Mausefalle oder Steilhang verkürzte, wenn nicht gar Sprint-Abfahrten. Selbst Karl „der Große“ Schranz hat beim Doppelpack (und 4. Sieg) anno 1972 wegen der geringen Schneelage die Umfahrung durch den Wald statt Oberhausberg und Co wählen müssen, um zu gewinnen..

Klammer unterwegs zum Streif-Sieg/ Ölbild vonrtin metzgerWenn zwei quasi im Gleichen aufscheinen, heißt das aber halt noch lange nicht, dass sie das Gleiche gemacht, gemeistert oder gewonnen haben. Das ist eben das Verzerrende an Statistiken, Bilanzen und auch Sportlerwahlen, bei denen Birnen mit Äpfeln gemischt und/oder verwechselt werden. Niemand will einem zwar gar nicht übertrieben sportiv wirkenden, aber unglaublich talentierten, gefühlvollen Skirennläufer wie Beat Feuz irgendwas absprechen, aber die Klammer-Vergleiche hinken halt zudem auch insofern, dass es zu dessen Glanzzeiten auch noch gar keine Super G´s gab, in denen er mit Siegen auch Kugeln wie der fabelhafte Kugelblitz Beat hätte sammeln können. Darum geht´s bei all diesen  Vergleichen um nichts anderes als um des Kaisers Bart. Und dabei trägt unser Franz gar keinen…

 

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