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Von Kehrseiten goldener und weiterer Medaillen talentierter österreichischer Sportler: Innen

Hurra, jetzt ist er endlich wirklich da! Nichtsdestotrotz werde ich mich heute NICHT mehr mit Harry Kane und dem FC Bayern München beschäftigen, sondern im wahrsten Sinn des Wortens sowohl das Rad weiterdrehen als auch wieder einmal in die Schwimmwelt eintauchen. Die erste allumfassende WM im schottischen Glasgow und die andere U23-EM-Premiere in der irischen Metropole Dublin liegen ja nebeneinander, nur getrennt durch das Meer. Da wie dort hat´s schon Gold-Medaillen gegeben, die auf das Konto von Tirolern gehen. Die eine auf Cross-Country-Mountainbikerin Lona Mitterwallner, die andere auf den zwangsweise in Linz stationierten Schmetterlingsschwimmer Simon Bucher, der mit Euro-Gold über die klassisch-olympische 100m-Distanz die jüngste WM-Pleite (26.) austrieb.

Skurriler Weise als im wahrsten Sinn des Wortes zweiter Sieger, an dem ein US-Amerikaner mit dem treffenden Namen Jett (mit zwei tt) um einen Wimpernschlag vorbeiflatterte. Die Europäer, so denkt man sich insgeheim und doch laut, müssen wahrlich einen Vogel haben, dass ihnen bei ihren U23-Meisterschaften entweder Amis oder Südafrikaner nicht die Titel, mit Siegen aber doch die Show stehlen dürfen. Umgekehrt schließe ich aus, dass Europäer bei Pan Am-Games mitmachen können. Übrigens fand sich in Dublin mit einer gewissen Iris Julia Berger eine bis zu den Ö-Meisterschaften 2023 unbekannte junge Dame im 200m-Kraul- wie im 100m-Rücken-Finale (8.).

Nicht weiter verwunderlich, weil wir uns mit ihr eine fremde Feder auf den Hut stecken, die bis 2022 für Rhenania Köln auch bei den deutschen Meisterschaften antrat, mittlerweile aber als Doppelstaatsbürgerin für den USC Graz startet, nicht jedoch In Graz lebt, sondern ziemlich weit weg in – Dänemark! Ja, wenn es darum geht, eine Damen-Kraulstaffel (4x200m) samt Reserve für alle Olympiafälle zu bilden, damit die Vizepräsidenten-Ttochter in Paris 2024 dabei sein kann, dann scheut der Schwimmverband auch vor dem Import einer Doppelstaatsbürgerin (aus welch familiären Gründen immer) nicht zurück, da zeigt der Sportdirektor, was er alles am Laptop hat. Bärig, mehr fällt mir dazu nicht ein. Und wo fast identische Vorlauf- und Finalzeiten der deutsch-dänischen „Grazerin“ selbst im herabgekommenen früher auch im Westen stolzen deutschen Schwimmsport (einst Albatros Gross, jetzt 1 WM-Bronze) nicht für ganz vorn reichen, dann sagt auch Iris nicht nein, wenn der kleine Bruder des kleinen Nachbarn ruft.

Wenn von einer nicht nur Schwimm-, -sondern Vielseitigkeitssportlerin mit Auslandswurzeln die Rede ist, fällt mir die 18-jährige Tabea Huys ein, die seit der Schließung der Wasserwelt Wörgl (mit 25m-Hallen-Pool) als Schwimmtalent ziemlich auf dem Trockenen sitzt, es sei denn, sie wird vom streitbaren Papa Mario (hin und zurück gut 100km) zum Training nach Innsbruck chauffiert. Kein Wunder, dass Tabea, so nebenbei eine als Junior-Europameisterin vergoldete Triathlon-Hoffnung, andere Prioritäten gesetzt hat wie zuletzt den Start bei der Rad-WM, Abteilung Junioren. Auch wenn Fräulein Huys keine Ausrufezeichen a la Gold-Mona, Sensationsbronze-Christina oder Silber-Kunstradler setzen konnte, so hat sie sich in Glasgow zweimal höchsten Respekt verschafft.

Nordrhein-Westfalen-Schwimmerin 2022.  Iris Julia Berger (Rhenania Köln 1919), Gold-Simon Bucher, und Pech-Tabea Huys.

Ihre vermeintlich durchschnittlichen Platzierungen (20, 11) bekommen einen ganz anderen Wert, wenn man erfährt, wie sie – trotzdem – zustande gekommen sind. Im Straßenrennen war die Zillertalerin, angeschubst von einer Gegnerin, in einen Sturz verwickelt, bei dem das Rad so lädiert wurde, dass Tabea etwa 20km lang ohne Gangschaltung in die Pedale treten musste, bis das aufgehaltene Team-Auto endlich ein Ersatz-Bike bringen konnte. Damit fuhr das Energiebündel noch vom 66. Platz auf Rang 20 (zeitgleich mit der 15.) vor. Und im Rennen gegen die Uhr verlor Tabea ohne maßgeschneidertes Spezialrad als Elfte gerade eine Minute, also mehr als aller Ehren wert. Bis zur September-EM in Holland soll jetzt ein auf sie zugeschnittenes Rad her, mit dem die echte BELGISCHE Tirolerin  belgi(Make-it-Happen, Klub-Name) im Radeln Oberwasser hat.

Zu spät hingegen kam Tabea aus Schottland zurück, um bei den heimischen Open-Water-Meisterschaften am Hecht-See bei Kufstein als Ausdauerspezialistin nach dem Titel zu schwimmen. Viel Konkurrenz hätte es für sie kaum gegeben, weil bei Frauen wie Männern nicht einmal eine Handvoll an Teilnehmern am Start war. Schwamm drüber, wenn ein paar Ausnahmetalente mit Medaillen das übertünchen. Hoch lebe Bucher, der Innsbrucker, der in Linz leben und trainieren muss, weil es daheim immer und ohne konkrete Pläne sicher auch noch einige Jahre lang keinen tauglichen 50m-Hallen-Pool gibt. Ich fürchte, dass da noch viel Wasser den Inn runterfließen muss …

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