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Von Didi und Emma, von Momentaufnahmen, falschen Schlüssen, richtigen Lektionen

An sich hätte es mich gereizt, über Rapid und das Kühbauer-Trainer-Schicksal zu schreiben, das sich dann ja ganz kurz einige Stunden später wie erwartet mit dem Rauswurf entschied.  Trotzdem stellte sich mir die Frage, ob und wenn inwieweit der Trainer ein gerütteltes Maß an Schuld daran trägt, dass Rapid nicht mehr jenes Rapid ist, das im Namen steckt? Schliesslich können ja jene Spieler, die den Rekordmeister jetzt repräsentieren, qualitativ weit besseren Vorgängern nicht das Wasser oder besser die Zehenspitzen reichen.

Don Didi und Freund Barisic standen mit dem Rücken zur Wand, von der sich Robin Dutt weit entfernt hat.

Und wenn ich höre und lese, wie Don Didi nach dem „beschämenden Auftritt“ beim 1:4 in Wolfsberg jetzt medial ebenso kritisiert wie sein Gegenüber Robin Dutt gepriesen wird, dann … ja dann blättere ich zurück zum 9. August 2021, als ich in der Allianz-Arena verfolgt hab´, wie Rapid in Wien gegen Wolfsberg (mit viel Glück) 3:0 gewonnen hat, Didi hofiert und der in Deutschland mehrfach gefeuerte Robin Dutt schon als Fehlinvestition hingestellt wurde. Wie sich drei Monate später herausstellt, so handelt es sich dabei um Momentaufnahmen, deren Aussagekraft sehr oft mit einem Ablaufdatum versehen ist, wenn sie sich ins Gegenteil verkehrt haben. Gut oder blöd gelaufen, Frage der Sicht.

Aus Fräulein Emma spricht inzwischen Ratlosigkeit statt unfassbares Siegesglück mit der US-Open-Trophy.

Aber genug des Fußballs und des Rapid-Gejammers angesichts anderer Momentaufnahmen, die sich um den schon gekrönten, aber doch noch unausgereiften Tennis-Jungstar Emma Raducanu drehen, der 18jährigen Edelmischung aus Rumänin, Chinesin und Engländerin. Natürlich wurde Emma, die historische erste US-Open-Siegerin, die aus der Qualifikation gekommen war, von den nimmermüden Reichels als Turnier-Veranstalter in Linz als Stargast und Nummer 1 mit Pauken und Trompeten empfangen. Man muss schließlich Eisen schmieden,  solange es heiß ist, denn es kann  schnell abkühlen.

Wer will´s dem vor ihrem Erstauftritt in Wimbledon (Verletzung Achtelfinale) und dem Triumphzug in New York so gut wie unbekannten, keineswegs im Geld schwimmenden Teenager samt Familie verdenken, dass er mit ihr im frischen Ruhm samt ersten Millionen badet? Das, werte Blog-Leser, ist ja das geradezu Teuflische an solch schwindelerregenden Himmelstürmen aus dem Nichts, dass sie so jungen Menschen, die kaum den Kinderschuhen und Schulbänken entwachsen sind, auch im Rekord-Tempo den Kopf verdrehen können.

Ich meinerseits hab´ schon den Kopf darob geschüttelt, dass Fräulein Emma, kaum als Grand-Slam-Siegerin gefeiert und mit einem Queen-Empfang geehrt, sozusagen zum Dank just jenen Coach feuerte, der sie dorthin gebracht hatte. Eine höchst seltsame Entscheidung wie jene, sich vorerst Jubel, Trubel, Heiterkeit, gepaart mit Inkasso, hinzugeben statt weiter und noch härter an Defiziten zu arbeiten. Wie allseits in Tenniskreisen bekannt, hat sich Raducanu einen Monat lang Zeit gelassen, um als „Rookie oft he Year“ in Indian Wells wieder ins Turniertennis einzusteigen – mit dem gleichen Ergebnis wie jetzt beim Upper Austria Ladies in Linz, also Abschied schon beim Anfang, übrigens gegen eine Qualifikantin, wie sie selbst in Flushing Meadows eine war. Jetzt bin ich gespannt, ob die 18jährige, von wem auch immer beratene Emma die richtigen Lehren aus den ersten, bitteren Lektionen zieht, diese also nur negative Momentaufnahmen bleiben, über die sie post festum einmal nur lächeln kann.

Wie inzwischen, Moment nochmal, ein gewisser WAC-Cheftrainer Robin Dutt über Fehlinvestition-Rufe nach dem vierten Bundesliga-Spieltag am 8. August 2021, als die Wolfsberger unter ihm mit zwei Pünktchen das Schlusslicht bildeten. Jetzt haben sie nicht nur Rapid heimgeleuchtet, sondern sind als Zweite zwar Salzburg nicht auf den Fersen, aber dafür schon wieder auf Europakurs. …

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