Website-Icon Metzger.Live

ORF, Rapid und Jammern auf hohem Niveau gegen unterste Schublade

Zwischen pflichterfülltem Plansoll und überbordendem Jubel die richtige Mischung zu finden, ist zweifellos keine einfache Aufgabe. Erst recht nicht, wenn man sich, wie der Staatsfunk ORF, endlich wieder ein paar Übertragungsrechte im Fußball gesichert hat – auch wenn es sich aktuell nur um Conference-League-Qualifikationen handelt. Auf einer Ebene, auf der unsere Traditionsklubs Rapid und Austria gegen uns vordem unbekannte Vereine, darunter sogar Zweitliga-Cupsieger, aus Montenegro und Georgien den Aufstieg in die nächste Runde gegen zumindest auf dem Papier dann andere Kaliber wie Banik Ostrau (Austria) oder beinharte schottische Knochen wie Dundee United (Rapid, das schon einmal schlechte Erfahrungen mit einer weit besseren Truppe mit Dundee gemacht hat) geschafft haben.Aber immerhin wichtige Punkte für die Uefa-Jahreswertung  holten, damit wir den (15.) Platz am Schleudersitz verteidigen konnten.

Wer die nicht mehr von Euphorie, sondern fast schon euphorischer Hysterie getragene ORF-Direktübertragung vom 4:2-Sieg der Rapidler in der Allianz-Arena verfolgt hat,  der hätte als Normalverbraucher vermuten müssen, dass der heimische Rekordmeister mit seinen Neuerwerbungen (auch ohne Arnie) gerade gegen eine Topadresse des europäischen Klubfußballs auf spektakuläre Weise so ähnlich triumphiert hat wie vor Jahrzehnten der Sportclub gegen die Juventus-Superstars (7:0).

Warum sonst hätte sich ein Co-Kommentator dazu versteigen sollen, einen der neuen Rapid-Helden in einer gelungenen Aktion mit einer ähnlichen Routine eines Lionel Messi zu vergleichen? Ja, wer das hört, der muss an Nestroy und dessen Lumpazi denke, der schon damals gesagt hat,  was heutzutage immer mehr zu gelten scheint: Die Welt steht auf kan Fall mehr lang. Schon deshalb, weil sie sie ständig auf den Kopf gestellt wird durch Interessenssgemeinschaften, für die Interessenskonflikt ein Fremdwort geworden ist. War ja kürzlich nicht anders, als der Kitz-Turnierdirektor ganz ungeniert als TV-Co-Kommentator verbale Rosen ins eigene Nest streute…

Ja, Rapid hat so was wie Spielfluss gezeigt und hätte sich vor der Pause einige Tore mehr verdient, wären nicht Latte und Stange im Weg gewesen, zwei Gesellen, die schon auf höchster Ebene (Österreich um WM 74 gegen Schweden, Holland unter Happel im WM-Finale 78) höhere Gewalt gespielt hatten. Ja, da lief der Ball wie am Schnürchen gegen einen allerdings mehr oder weniger mittellosen Gegner namens Decic Tuzi oder so ähnlich, der schon daheim  0:2 verloren  hatte, bestenfalls Regionalliga-, wenn nicht nur Landesliga-Format besaß.

Zur Halbzeit hatten die Experten noch auf ein 5:0 oder höher getippt, um das Austria-Ausnaß zu erreichen, ehe es unterm Strich ein 4:2 mit zwei Gegentoren gab, die offenbarten, dass es da und dort doch noch krankt. Mehr als das Plansoll hat Rapid bei allem Respekt noch nicht erfüllt. Wer wegen der Gegentore und dem verpassten Schützenfest von Jammern auf hohen Niveau spricht, der scheint nicht ins Kalkül zu ziehen, dass es sich beim Gegner unter die unterste Schublade des europäischen Fußballs gehandelt hat mit nicht mehr ganz taufrischen, nicht gerade topfitten Halbprofis oder Amateuren. Alles andere ist Selbstbetrug…

Die mobile Version verlassen