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Von Rakic, Rodionow und Grabher oder: Viel Lärm um wenig bis nichts

Ich bin entsetzt! Mir ist doch glatt entgangen, dass Aleksander Rakic in Las Vegas statt des größten Triumphes zu feiern die bitterste Niederlage hat einstecken müssen! Rakic, Las Vegas, Niederlage – wer, wo, wie und warum? Ja, doppelt bitter, dass ich erstens nicht wusste, dass es sich bei Rakic um eine „Ösi-Rakete“ laut Bild-Zeitung handelt, zweitens nicht, dass er ein UFC-Fighter ist, also ein Boxer, der mit allem, was er am Körper hat, hinlangen darf. Drittens nicht, dass er in der Las-Vegas-Fight-Night gegen den polnischen Ex-Halbschwergewichtschampion Jan Blachowicz den WM-Ausscheidungskampf verloren hat! Ja, das ist eine so bittere Pille wie die Macht eines gnadenlosen Schicksals, dass es Aleksander in der dritten Runde das Knie so schlimm verdrehte, dass er schmerzverzerrt aufgeben musste!

Das war nicht nur sehr bitter für ihn, sondern auch eine wirklich tragisch-traurige Geschichte, von der so nebenbei meine Wenigkeit des Ewiggestrigen profitiert hat. Jetzt erst weiß ich, der in echten Box-Zeiten aufgewachsen ist von Rocky Marciano über Ingemar Johansson, Floyd Patterson, Ali, Frazier, Foreman etc., aber auch von Papp über Scholz und Köhler bis zu Orsolics, Csandl, Pachler und deren Epigonen, dass es auch den Aleksander Rakic gibt, von dem ich keinem blassen Schimmer an Ahnung hatte. Na ja, das Leben ist auch dazu da, dass man Neues lernt. Auch auf seine alten Tage, oder…?

Wie gesagt: Man lernt nie aus, ohne dass das bedeuten würde, dass man daraus immer klüger würde. Mit großem Interesse bin ich, altgedienter Sport- und Tennisreporter alter Schule, vor kurzem auf zwei Berichte gestoßen, die mich irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt haben. Der eine drehte sich um Jurij Rodionov, die einstige Juniorenhoffnung mit weißrussischen Wurzeln, die mit Zeit-Zündung beim Turnier des Leitgeb-Sohnes Florian in Mauthausen nicht nur einen Challenger-Sieg errungen hat, sondern als Nutznießer des Thiem-Absturzes auch die neue Nummer 1 im heimischen Tennis geworden war. Mag schon sein, dass das für ihn ein Meilenstein war, was aber nichts daran ändert, dass er als Nummer 130 noch ein ganz schönes Stück von den Top 100 entfernt ist, ganz zu schweigen davon, dass er zwei oder gar drei Jahre älter ist als die Top-10- und Top-15-Spieler Alcaraz, Sinner oder Korda.

Wie schon erwähnt, wird der Weg bis zu wirklich großen Siegen und noch größeren Titeln für Rodionov noch weit und wohl auch ziemlich steinig werden. Und was für ihn gilt, das trifft auch auf das ehrgeizige, konditionell starke und (Vorhand-)schlagkräftige Ländle-Mädel Julia Grabher zu, Tochter eines Ex-Skirennläufers und Girardelli-Freundes. Auch sie hat Barbara Haas und andere als neue Nr. 1 im Lande abgelöst, liegt aber noch ein bisserl weiter zurück, so um Platz 150. Seit Kämpferherz Julia aber dann, wenn sie keine Turniere spielt, bei Günter Bresnik trainiert, hat sie sich schon so verbessert, dass sie ihre ersten Siege auf der WTA-Tour einfahren konnte, ganz wichtig für Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Aber wenn sie auch beim Trainings-Schlagabtausch mit Monfils-Ehefrau Svitolina, vor kurzem noch Top 10, sehr gut mitgehalten haben soll, so grenzt es an sportliche Ignoranz, daraus die schlagzeilenträchtige Gretchenfrage zu drechseln: „Ist Grabher so stark wie Switolina?“ Ja, wenn dem so wäre, dann müsste Julchen ja nicht nur die Top 100 stürmen, sondern … Lassen wir falsche Spekulationen, in denen nur die nächsten Enttäuschungen stecken. Zu viel Lärm um wenig bis nichts.

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