Rekorde, Rekorde, Rekorde. Ja, was für ein Wochenende, auch wenn wir Österreicher dabei eher nur die Zuschauerrolle gespielt haben: Dass ein Zickzack-Fahrer wie der Anglo-Schweizer Daniel Yule vom letzten Halbzeitplatz, dem Dreißigsten, mit der Nummer 1 noch zum Sieg in Chamonix tanzt, das hat es noch nie gegeben. Das war ein einzigartiges Verfolgungsrennen mit Happy End für den Westschweizer, der auf solche eher einfache Hänge, siehe auch Madonna die Campiglio, wo er zweimal gewann, spezialisiert zu sein scheint. Von Rekord zu Rekord und Rekord sprang und lief in Seefeld der Nordische Kombinierer aus Norwegen, Jarl Magnus Riiber, der mit dem Hattrick in Tirol sich immer mehr dem 70er nähert und angesichts seines immer noch jungen Alters – wie die rekonvaleszente Mikaela Shiffrin bei den Alpindamen – sogar den Hunderter ins Auge wird fassen können, es sei denn, unser Jungstar Lamparter macht ihm doch noch einen Strich durch die Rechnung.
Und just ein anderer Norweger, der unter den Skispringern in diesem Winter für seine Begriffe eher flügellahm zu sein schien, trumpfte im Dauerregen von Willingen plötzlich ganz groß auf, um mit neuem Schanzenrekord von 155,5m aus dem Nichts zum Sieg zu segeln. Und in Umkehrung erlebte der aktuell Allerbeste, der frischgekürte Skiflugweltmeister, siebenfache Saison- und präsumtive Weltcupsiege Stefan Kraft, erlebte hingegen einen rekordverdächtigen Tiefflug, der ihn sogar ziemlich deutlich aus dem 30er-Finale beförderte. Erstmals, wie Statistiker feststellten, seit vier Jahren. Natürlich auch den windigen, widrigen, wechselnden Verhältnissen geschuldet, wie sie so oft im deutschen Sauerland herrschen.
Bei dieser Gelegenheit muss ich mich für die Fehlinformation entschuldigen, dass ich – zu Wochenbeginn war ja noch von einer schöpferischen Pause die Rede gewesen nach dem goldenen Kraft-Akten am Kulm – gedacht und geschrieben hatte, der Superadler wäre nicht abgestürzt, sondern geschont worden. Womit ich ein auch für den ÖSV eher heikles Thema anspreche, von dem ich meine, dass man´s tun sollte. Wenn ich höre und lese, wie da über die Überforderung von Alpinen gewettert wird, die derart fatalen Sturzfolgen ausgesetzt wären, so frage ich, wie das bei den Schanzentigern ausschaut, die von einer Station zur nächsten hetzen, Probesprünge, Qualifikations-Bewerb und anderntags wieder zwei bis drei An- und Abläufe unter oftmals höchst gefährlichen Bedingungen absolvieren müssen?
Offenbar nicht einmal erwähnenswerter Alltag, auch wenn´s allmählich ganz normaler Wahnsinn ist. Und in diesem Zusammenhang möchte ich, auch wenn ich mir damit sicher keine Freunde schaffe, auf ein aktuelles Alpinbeispiel verweisen. Die i, fernen Korea bei den Youth Olympic Games dreifach vergoldete Maja Waroschitz aus Schwaz in Tirol wurde fligs in den Flieger gesetzt, um von Fernost zu den Junioren-Weltmeisterschaften im Raume Hochsavoyen in Frankreich zu jetten. Das Ergebnis dieser Rekordjagd ist bekannt. Das 17jährige Toptalent fuhr weit hinter ihrem Talent und Erwartungen her, wenn sie nicht ausschied. Ob der Spruch in solchen Fällen Sinn macht, dass nur die Härtesten durchkommen, wage ich wie vieles andere, was sich da an „Rekorden“ im heimischen Sport abspielt, zu bezweifeln.