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Von Sepp Straka, dem Golf-Welttheater und Wadelbeißen auf der Stegreifbühne

Sie kennen ja das geflügelte Wort: Wennst kein Glück hast, dann kommt auch immer noch Pech dazu. Ja, so ergeht´s derzeit den krisengebeutelten Rapidlern, die eine Watschen nach der anderen kassieren, daran können (verspätete) Rücktritte von Bossen und Durchhalteparolen eines angeschlagenen, überforderten Trainers nichts ändern.  Als populärster Fußballklub mit der größten Fangemeinde ist Rapid natürlich in aller Munde, liefert Schlagzeilen, füllt Zeitungsspalten und Sendezeiten. Selbst als altgedienter Fußball-Freak allerdings handelt es sich dabei, man verzeihe den Vergleich, nur um eine provinzielle Stegreifbühne a la Tschauner im Vergleich zum sportlichen Welttheater, bei dem mit einem anderen, kleinen Ball und diversen Eisen, Hölzern und anderen Utensilien ein nach Amerika ausgewanderter echter Wiener einen der größten Schläge landete. Ein Wiener Golfer, dem einige Male nur ein Alzerl an Glück fehlte, um im Finale der Tour-Championships sogar um den Sieg mitzuspielen.

Sepp Straka befindet sich als Austro-Amerikaner aus Wien und Trumau längst auf Augenhöhe mit den Weltbesten.

Die Rede ist vom 29jährigen Sepp Straka, der sein halbes Leben in Wien, am Fußballplatz in Trumau als Jugendtormann und vor allem als jugendliches Golftalent im damaligen Stronach-Klub Fontana verbracht hat. Wie einst Markus Brier als erster Österreicher, der (drei) Turniere der European-Tour gewann und sogar im British Open unter die Top 12 kam (ex aequo mit Tiger Woods), wie später der jahrelang erfolgreiche Bernd Wiesberger, wie im kleineren Rahmen auch Matthias Schwab, so hat der kernige Sepp mit Wiener Vater und Mama aus Georgia neue Meilensteine gesetzt: Erster Österreicher, der je ein PGA-Tour gewann, diesen Triumph nach längerem Tief mit einem (knapp verlorenen) Stechen um einen zweiten Sieg bestätigte, ehe er jetzt im  Tour-Finale mit den Besten der Besten mitmischte, um schlussendlich als Ex-Aequo-Siebenter mit einem Score von 16 unter Par auch einen dicken Scheck von 1,750 Millionen Dollar kassierte.

Als Sepp ganz ohne amerikanischen Akzent, sondern im besten Wienerisch im Sky-TV (das ihn eigens begleitete) ein Interview in ehrlicher Bescheidenheit und ohne jede Überheblichkeit gab, hat das sicher ein Großteil der Golf-Freaks verfolgt, aber der Großteil der Doch-nicht-Sportnation ganz sicher verschlafen. Na ja, halt ein Golfer, halt weit weg in Amerika, halt schon Nacht, wenn dort Tag, und halt im ORF-Free-TV höchst selten bis nie zu sehen, wenn er nicht gerade in der Heimat spielt.

Daheim in Österreich, das er nicht nur, weil er trotz Doppelstaatsbürgerschaft und  US-Wohnsitz in Birmingham, Alabama, unter rotweißroter Flagge spielt, spontan als Heimat bezeichnet hat. Dort,m wo er im Dezember zwei Wochen lang Urlaub machen – und auch Skifahren gehen will. Welch ein bodenständiger Golfprofi, der heuer allein an Preisgeldern fast fünf Millionen Dollar gewonnen hat. Längst ein Star in den USA, wo bekanntlich Geld die Welt regiert, und darum auch die Höhe des Bankkontos den Stellenwert eines Sportlers diktiert, speziell im Golf (früher Order of Merit).

 Tu Felix Austria solltest stolz sein, dass es echte Österreicher a la Straka oder Auböck gibt, aber auch eingebürgerte „AustrianerInnen“ wie Polcanova oder die Alexandris, Mountainbikerinnen a la Höll, Mitterwallner oder Stigger, dazu Golf-Proetten wie Spitz, Wolf und Schober, die die rotweißroten Fahnen in der Sportwelt hochhalten. Oder besser gesagt: In der Beletage die Werbetrommel rühren statt sich im gegenseitigen Anpatzen und verbalen Wadelbeißen auf der provinziellen Bühne zu üben. Aber wenn man schaut, wer in Österreichs Sport regiert, darf sich nicht wundern, dass die Besten vor dem Sprichwort: Wie der Herr, so das G´scherr, lieber ins Ausland  und ins Duell mit Weltklasse flüchten. Aber daran, so fürchte ich, wird sich  auf die Schnelle, also „rapid“, kaum was ändern! 

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