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Von Streif-Lichtern und Winner Sinner mit schalem Nachgeschmack

Bevor ich auf ein ganz anderes Thema eingehen will, muss ich noch ein kurzes Streif-Licht auf die von den Medien immer wieder zitierte Kitzbühel-Party mit wenig Promi-, viel Pseudo-Promi-Auflauf, dafür aber ausgelassene, halbnackte Siegesfeiern im Londoner werfen. Wir Österreicher waren leider wieder einmal nur Edelstatisten in diesem Mythos genannten Kult-Event, das weltweit – Saalbach-Hinterglemm möge mir oder besser der Realität verzeihen – mehr Interesse und Echo auslöst als die kommende Heim-WM. Wie zum Leidwesen der bayrischen Nachbarn aber auch und erst recht die parallel gefahrenen Damen-Rennen in Garmisch.

Kitzbühel hat sich halt mit der Mischung aus Bussi-Bussi-Snobiety, sportlichen Heldentaten und fatalen Horrorstürzen einen speziellen Status geschaffen, der es zum heimlichen Alpin-Championat aller Championate stilisiert. Für die kommende WM könnte sich das wohl nur dann ändern, wenn die zuletzt in ihrem Comeback-Vormarsch gebremste, aber dennoch tatendurstige Lindsey Vonn mit WM-Sensationen einer 40-jährigen das Zeitalter der Ewigen Jugend einläuten sollte. Mit einer ganzen Reihe an immer noch erfolgreichen Snowboardern von Claudia Riegler über Andi Prommegger, Benjamin Karl, Aaron March, Roland Fischnaller und dessen Alpinski-Christof Innerhofer etc. hat sie KommilitonInnen, was aber trotzdem gemischte Gefühle hinterlässt…

Wie es beim Szenenwechsel der Sportarten allerdings mit dem vermeintlichen Evergreen Novak Djokovic weitergeht oder ob es, was der zehnfache Australian-Open-Sieger in Melbourne nach der Aufgabe gegen Alexander Zverev, womöglich sein letzter Auftritt gewesen ist, wird sich erst herausstellen. Der Hamburger mit russischen Eltern konnte aber die ersparten Sätze samt gesparter Substanz  nicht nützen, um den keineswegs in körperlicher Bestform befindlichen Titelverteidiger Jannik Sinner im Endspiel ernsthaft zu gefährden, vielmehr nach einem umkämpften ersten Satz letztlich in deren drei glatt zu verlieren.

Und sich dann über den Djoker zu beschweren, der seinen Spielrhythmus mit der Halbfinal-Aufgabe gebrochen hätte. Allmählich erinnert Zverev mach seiner dritten Final-Niederlage im dritten Endspiel schon – er ist wohl nur noch Insidern und älteren Semestern ein Begriff  an den Australier Fred Stolle, der von den 7 Grand-Slam-Einzelfinalis fünf verlor und wohl niir darum jene zwei (US Open, Paris) gewinnen hat können, von denen in den offiziellen Amateurzeiten die für ihn unantastbaren Top-Profis und Landsleute Rod Laver und Roy Emerson vier Jahre ausgeschlossen waren…

Statt sich über Djokovic zu beklagen, hätte sich Zverev eigentlich über die Tennis-Justiz beschweren sollen, die ja für den bei zwei Doping-Kontrollen im März 2o24 (!) positiv getesteten Jannik Sinner einen Persilschein ausgestellt haben, den die Antidoping-Weltagentur (WADA) inzwischen bekämpft, ohne dass bis April irgendein Urteil gefällt wird. Diese ganze Vorgangsweise stimmt höchst nachdenklich, auch deshalb, weil sie von einer lachhaften, vierwöchigen Sperre für die des Anabolika-Dopings überführte, fünffache polnische Gand-Slam-Siegerin Swiatek begleitet  wird, die in Melbourne ohne Satzverlust, aber mit hohem Preisgeld  bis zum verlorenen Semifinal-Krimi gegen die Premieren-Siegerin Keys aufspielen durfte.

Und das Gleiche gilt seit fast einem Jahr für den sympathischen  Südtiroler aus Sexten, der bei allem Fighting Spirit, mentaler Unantastbarkeit und Arsenal an Tenniswaffen wirkt wie ein Unschuldsengel mit 22 Jahren. Ich bin schon gespannt, was sich die Antidoping-Juristen einfallen lassen, um sich ohne Gesichtsverlust aus der Affäre zu ziehen. Natürlich kann man sich täuschen, würde mich aber sehr wundern, sollte Sinner nachträglich (wie zunächst lautstark gefordert) gesperrt werden, was in Konsequenz auch hieße, dass er mit zwei Grand-Slam-Titeln auch Millionen an Preisgeld verlieren würde. So gut er auch spielt, so nett er auch wirkt – seine Major-Siege samt Masters-Triumph haben auch einen schalen, wenn nicht bitteren Nachgeschmack.

Daran ändert nichts, dass die Tennis-Kommentatoren aller möglichen Sender bis hin zu Boris „Bobele“ Becker ganz bewusst dieses Thema zu einem Tabu erklärt haben, über das man nicht spricht. Je länger, umso besser, damit möglichst viel Gras mit der Zeit darüber wächst. Was sich manch andere Dopingsünder als buchstäblich arme Schlucker denken, deren Existenz mit Sperren bis Haftstrafen dabei ruiniert wurde, ist ein anderes Kapitel, das auf anderen Blättern steht… 

   

 

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