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Von Thiem bis Tennis-Präsident, der offene Briefe an Regierung schreibt – als Regierungsmitglied!

Alles Thiem, oder was? Auf diese kurze Frage, sprich: kurzen Nenner, kann man das österreichische Tennis sehr wohl reduzieren. Nichts gegen Dennis Novak, aber zwischen dem Potenzial, das ihm nachgesagt wird, und dem, was er auf den Platz bringt, liegen fast 100 Ränge oder Welten. Nichts gegen Juri Rodionow, aber das Bangen, dass er sich irgendwo im halben Niemandsland einpendelt, ist größer als die Hoffnung, über kurz oder lang unter die Top 50 oder gar 30 zu kommen. Und Ähnliches gilt, mit Verlaub, auch für Sebastian Ortner, der sich endlich wieder in ein Challenger-Finale und um die Top 150 gekämpft hat. Die Nr. 151 übrigens zwingt auch Österreichs Nr. 1 unter den Tennisdamen, die neuerdings in der Südstadt vom Sportdirektor Melzer betreute Barbara Haas, bei höher dotierten Turnieren immer wieder in die alles andere denn einfache Qualifikation.

Da weder die Genannten noch neue Namen oder die Antonitsch-Tochter Mira, die uns in ihren Jugendjahren (auch vom redseligen Herrn Papa) als große Nummer in spe angekündigt wurde, inzwischen aber als Nummer um 650 dahindümpelt, für Furore sorg(t)en, erregte der Rechtsstreit zwischen der erweiterten Thiem-Family und dem Domi-Mentor-Manager-Coach weit mehr mediale Aufmerksamkeit als Sportliches. Wer jetzt wieviel an wen zahlen muss oder doch behalten kann, das ist höchstens Gegenstand von Mutmaßungen oder fantastischem Realismus nahekommenden Hochrechnungen, ob nur Hunderttausende oder gar Milliönchen.

Hauptsache, das leidvolle Thema ist aus der Welt. Hauptsache, es wurde im beidseitigen Interesse ein Burgfriede geschlossen, damit unserem Tennis-Kronprinzen neben einer Zirkusprinzessin nicht auch noch Gerichtsverfahren den Kopf verdrehen oder auf die Nerven gehen bzw. Nerven kosten. Das wäre ja, da jetzt große Turniere anstehen und bald der Countdown zum nächsten großen Grand-Slam-Ziel einsetzt, das Paris, Roland Garros und French Open-Titel heißt, alles andere als förderlich für das Mentalkostüm der universellen Nummer 4 der Welt. Und anders als in anderen Ländern liegt hierzulande der Fokus so gut wie ausschließlich auf Thiem, dem „Dominator“ auch in medialer Hinsicht.

Thiem hier, Dominic dort und sonst niemand da abseits regionalen Interesses, der das Tennisland und Fußvolk bewegen würde. Oder etwa doch, wenn man (mehr als zwei Meter) Abstand nimmt vom Spitzensport, um sich dem Breitensport in den leeren Tennishallen zu widmen? Hat da nicht der neue Tennispräsident, ein gewisser Dr. Magnus Brunner, in einem offenen Brief an die Regierung um den eher kurz an Sport gebundenen Kanzler und den nicht gerade sportiven    Vizekanzler um die Öffnung der Tennishallen gebeten bis gebettelt? Stimmt, das hat er getan, der Präsident, dessen verlängerter Pressemann das auch ordnungsgemäß-ordentlich an alle Medien weitergeleitet hat.

Wenn das nicht von Engagement, Einsatz und guter Arbeit zeugt, was dann? Entschuldigen Sie bitte den kleinen Einwand, dass es sich beim ÖTV-Präsidenten Brunner um keinen (politischen) Nobody handelt, sondern um ein Regierungsmitglied als Staatssekretär im Sozialministerium des (Pseudo-Primars der Nation) Rudi „Ra(s)tlos“ Anschober, der sich ja in Sachen Verschärfungen und Lockerungen auch stets mit dem Sport-Vizekanzler – sorry, ich fand kein anderes Wort – samt Kanzler sozusagen kurzschließt.

Nun gut, der Alemanne Brunner ist türkis und nicht grün, dennoch aber denke ich als kritischer Kleingeist, dass ein Staatssekretär womöglich bei einem, wenn nicht zwei Ministern im Hause oder ums Eck hätte anklopfen und die Causa Tennishallen mit Abständen von mehr als einem Dutzend (schon gewachsenen) Babyelefanten besprechen können. Unter vier (oder sechs) Augen im kleinen, geschlossenen Rahmen statt in einem offenen Brief. Aber wer weiß, vielleicht gehört die Nicht-mehr-Verbalkommunikation zum „Social Distancing“, um weiter Abstand vom Hobby-Tennis deklarieren zu können…?

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