Mir ist schon klar, dass ich mir bei der vor allem jungen Kollegenschaft keinen besonders guten Namen mache, wenn ich ein Thema anschneide, unter dem der ganze heimische Sport und vor allem viele herausragende Sporttalente leiden. Dabei geht’s grundsätzlich nicht gegen Boulevard-Medien, die – wenn ich mich etwa der Kuhn-Zeiten in der Krone erinnere – qualitativ zumindest so wertvoll waren wie heutzutage selbsternannte Qualitätsmedien. Es sind zum einen die Klicks in den sozialen Medien, an denen sich Verlags-Geschäftsführer orientieren, die wiederum der ORF-Staatsfunk nebst seiner Funktion als politischer Erfüllungsgehilfe gerne als programmatisches Maß nimmt, ob’s wirklich stimmt oder nicht, wird gar nicht näher hinterfragt.
Und so dreht sich alles wie gehabt oder ang’schafft im Kreise. Ach mit alten Platten, die stets aufgelegt werden wie die Arnies, die Alabas, die stets swiederkehrenden Rangnick-Wechsel-Gerüchte, über unvollendete Transfers, uninteressante Testspiele und – täglich grüßt das Murmeltier – über unbekannte KickerInnen mit langen Zöpfen oder geflochtenen Haaren, noch längeren Hosen und überlangen Stutzen aus fast allen Euro-Ländern außer aus Österreich, was ganz sicher dem Wunsch und Willen des Fuß(ball)-Volkes entspricht, nicht wahr. Auch über endlos lange Live-Übertragungen einer Orientierungslauf-EM oder von Judo-Turnieren, wo Austria meist schon out ist. Oder über Hobby-Biking in der Wachau statt der Tour de France mit einem Osttiroler als Top-10-Star. Nicht zu vergessen die Unter-der-Woche-Fit-Sequenzen mit Stars, von denen die wenigsten wirklich solche sind wie Görgl oder Goldberger. Oder über Yoga-Einheiten mit gefalteten Händen und gespreizten ocer verdrehten Extremitäten.
Felix Gall, toller vierter in den Pyrenäen, und Enzo Diessl sind Aushängschilder.
Das wäre ja alles noch vertretbar, wäre das Sportland Österreich ganz arm an Talenten, weshalb stets Altes aufgewärmt wird. Aber genau das stimmt nicht, denn es gibt nebst bekannte, genannten „Dauerbrennern“ eime ganze Reihe an tollen Hechten, deren Namen höchstens Insidern deren Szenen etwas sagen, weil sie kaum vorkommen in der überschaubaren Sport-Mediemwelt. Wie der Langstreckenkrauler Karl, der erst WM-Sensationsfünfter werden musste, um registriert zu werden. Wie der US-Student Espernberger, bei dessen Namensnennung selbst Sportfans kaum was einfällt, obwohl er Olympiasechster (200m Delfin) in Rekordzeit war. Wie der junge Marco Schrettl, der als Junior auf den Spuren von Felix Gall fährt, der heute in den Pyrenäen einen Husarenritt zeigte. Oder U23-Europameister Enzo Diessl, der zwar in Bergen alle Gegner über 110m schug, aber die Hürde des bedeutungslosen Testmatches Austria – Hertha BSC nicht nehmen konnte. Lilly Tagger, die ins Ausland ging, um Tennisssternchen zu werden, Und vieles, was sehenswert wäre, wird so spät des Abends, in der Nacht – oder in Schulzeiten vormittags – gesendet, dass man sich an den Fingern einer Hand ausmalen kann, wer aller da zuschauen kann.
Aber wen wundert´s, wenn sogenannte Quereinsteiger von höchstens halbprofessionellen Randsportarten in unserem Sportlande das Zepter in die Hände nehmen können und mehr oder weniger ihren Bedürfnissen und Vorstellungen nach die TV- Programme mitgestalten dürfen. Darum darf´s auch nicht überraschen, dass jene Sportarten, deren Funktionäre besonders gut mit den Medien vernetzt sind, in guten wie in schlecten Zeiten diktieren, wer wann wo wie lange und wie oft vorkommt. Am allermeisten übrigens genau die, die sportlich am meisten Luft nach oben haben, aber dafür diplomatisch den besten Draht zur Beletage besitzen. Was dieses höchst Provinzielle betrifft, melde ich mich morgen der Gesundheit wegen fern von Kitz zum Kitz-Tennis, das nur noch träumen kann von den zeiten eines Laver über Becker, Muster, Costa bis Thiem. Eher ist von billig statt bullig die Rede.