Dreifachsieg in Innsbruck, Dreifachsieg in Bischofshofen, Dreifachsieg in der Tournee, also nur rotweißrote Überflieger auf dem Podest. So etwas hat´s in dieser geballten Form wenn überhaupt in den Geburtsstunden der Preiml-Adler vor genau einem halben Jahrhundert gegeben. Heute wie damals, als noch der kalte ideologische Krieg (mit den DDR-Bonzen) regierte, wurden die Österreicher geradezu reflexartig der Manipulation bis hin zum sportlichen Betrug bezichtigt, ohne dass es jemals auch nur den Funken eines Beweises gegeben hätte.
Und so ist´s auch jetzt, wo bei sich vor allem die Deutschen mit kräftiger Unterstützung von „Bild“ & Co, aber auch die Norweger eher unrühmlich hervortun – jene nordische Eichen, gegen die in den Loipen so gut wie kein (Un) Kraut gewachsen ist, bei denen Triple- oder tollere Triumphe im Weltcup noch selbstverständlicher sind als jene der Österreicher auf den Schanzen in aller Welt. Für mich fast schon verwunderlich, dass die mit wenigen Ausnahmen a la Forfang. Deschwanden, Paschke, Wellinger degradierte Auslandskonkurrenz den FIS-Material-Kontrollor Christian Kathol ins Visier genommen haben, weil er womöglich als Kärntner mit zweierlei Maß diese allzu schnittigen Anzüge misst, die ja angeblich vom Sprung zum Flug führen …
Der Meister Zwirn, der mit Nadel und Schere besser umgehen kann als einst als Springer auf Schanzen, heißt Mathias Hafele. Er verdankt seine Schneiderkunst und auch das Näherhandwerk zum einen, weil er aus seiner nicht gerade berauschenden Karriere weiß, worauf es beim Material ankommt, zum anderen aber, wie er selbst einmal gesagt hat, dass er das von Mama gelernt hat. So gesehen ist also Frau Hafele neben vielen Vätern der atemberaubenden Erfolge eine Mutter der Triumphe wie der eher untergriffigen Vorwürfe der Geschlagenen.
Wie im letzten Satz gesagt, so setzt sich die rotweißrote Schanzen-Dominanz aus einem Puzzle zusammen, bei dem im Laufe der Jahre die einzelnen Teilchen der noch vom Goldkind und Goldschmied Toni Innauer initiierten Strukturen immer besser zusammenpassen – mit pragmatischen Magistern und akademischen Pragmatikern, die sich so optimal ergänzen wie in den Zeiten eines Baldur Preiml der einst das verzopfte Skispringen mit völlig neuen Materialien und Methoden aus dem Winterschlaf geholt hatte.
Ein halbes Jahrhundert später sind´s halt verfeinerte und für die inzwischen neuen, anderen Herausforderungen innovative, in jeder Form und Hinsicht maßgeschneiderte Schnitte, Schritte und Sprünge, die den Unterschied ausmachen. Das aber werden der perfekte „Wettkampftrainer“ Andi Widhölzl, selbst Tournee- und Team-Olympiasieger, und seine bestens abgestimmte Truppe als gut gehütetes Geheimnis sicher keinem verraten …
PS: Wenn schon von Duplizität der Sieges- und Materialfälle mit der Preiml–Ära vor genau 50 Jahren die Rede ist, dann ist´s kein Geheimnis, dass der aktuelle zweifache Tages- und Tourneesieger Daniel Tschofenig aus dem gleichen Skiverein Achomitz und dem gleichen Ortsteil Hohenthum kommt wie damals der dreifache Tages- und nur durch Sturz in Oberstdorf (darum nur Platz 35) verhinderte Tournee-, aber spätere Olympiasieger 76, Karl Schnabl, der übrigens heuer als inzwischen emeritierter Primararzt in Klagenfurt seinen 70er feiert. Die Zeit mag vergehen, die Parallelen aber sind geblieben…