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Von Wahrheit und verzerrter Darstellung, Wunsch und Wirklichkeit

Eigentlich wollte ich ja nichts zum Besten geben, was Fußball und diese seltsame Nation League betrifft, die offenbar dazu da ist, die Testspiele um des Kaisers Bart oder die silberne Ananas zu ersetzen, wobei sich die Uefa als monetärer Nutznießer natürlich die Hände reibt ob des neuen Wettbewerbs. Wer sich dabei wie, warum und wofür sich noch qualifizieren kann außer für die finale Phase dieser Konkurrenz, das werden wohl nur die absolut Geeichten unter den Fans wirklich wissen…

Einerlei. Immerhin gibt´s für die jeweiligen Teamchefs die Gelegenheit, in welcher Wettkampfform immer neue Spieler, neue Taktiken oder alternative Systeme testen zu können. Auch wenn die kunterbunt gemischte Rangnick-Truppe in Laibach als etwas bessere Mannschaft ein 1:1 gegen die Slowenen erreichte, so gelang den Deutschen ohne Neuer, Kroos, Gündogan und Müller der Neustart in die WM-Zukunft mit dem 5:0 gegen den Nicht-mehr-Angstgegner Ungarn weit eindrucksvoller und spektakulärer. Auch wenn das Schützenfest verschleiert, dass die auf Konter eingestellten, dort aber ineffizienten Magyaren eine Stunde lang bis zum glücklichen 2:0 nach verpasster Ausgleichschance wenig zugelassen hatten. Unterm Strich aber zählt im Fußball immer das Ergebnis, ganz egal, wie es zustande kam.

Womit ich ein Them anschneide, von dem ich natürlich weiß, dass ich mir Zunge oder Finger als Nestbeschmutzer verbrennen kann. Es geht um eine doch etwas verzerrte Darstellung von Dingen, die so nicht stimmen, aber aus vielerlei Gründen und vor allem Motiven  eine Eigendynamik entwickelt haben. Nicht nur im Vorfeld, Spielkommentaren und Nachbetrachtungen des 1:1 gegen die Slowenen war auf einmal von unseren Euro-Helden zu hören und zu lesen, was leider doch nicht gestimmt hat.

Oder nur insofern, was den historischen EM-Vorrunden-Gruppensieg betrifft, der am Ende trotz des heroischen Aufbäumens gegen die Türken mit dem vorzeitigen Euro-Aus für die Katz, aber bestens geeignet für eine Herz-Schmerz-Dolchstoßlegende war. Dass die Türkei dann bis ins Semifinale kam, heißt aber höchstens im spekulativen Umkehrschluss, dass das auch uns gelungen wäre oder gelingen hätte können. Wie so oft sind Wunsch und Wirklichkeit verfeindete Halbbrüder …

Das lässt sich übrigens so nebenbei vom Volkssport Fußball hierzulande auch auf eine Reihe anderer (Welt) Sportarten fast eins zu eins übertragen, wobei auch medial geweckte Sympathien und Antipathien manchmal eine nicht unwesentliche Rolle spielen, wie Leistungen beurteilt und dann vom doch eher uninformierten Fußvolk eingeschätzt werden.

Ein ehemaliger Olympia-, EM- und Universiade-Sportler, der anno dazumal unter heutzutage unzumutbaren Voraussetzungen hatte trainieren und sich harsche Kritik gefallen lassen müssen, weil er trotz (Fast)-Rekorden über Vorrunden nicht hinausgekommen war, sprach mich auf den Olympia-Marathon der Frauen und die für ihn seltsamen Lobeshymnen für die übrigens sehr sympathische, sehr konsequente Ex-Lehrerin Julia Mayer an.

Angesichts manch Titel- und Schlagzeilen hatte er vermutet, dass ihr eine mittlere Sensation gelungen wäre, bis er bei näherer Durchsicht feststellen musste, dass die ebenso zauberhafte wie willensstarke Julia leider doch nur auf Platz 55 gelandet war – aber immerhin bei harten Bedingungen durchgehalten hatte. Wäre er als damals professioneller Student, aber sportlicher Amateur in seiner Branche jemals an 55. Position gelandet, wäre er quasi in der Luft zerrissen worden. Beispiele wie diese könnte ich aus dem Stand mehr als ein, zwei Dutzend nennen, Und darum verstehe ich auch den berechtigten Ärger ehemaliger Sport-Granden,  die alles andere als Ewiggestrige sind, über manche (Jubel)-Berichte, die die Wahrheit verschleiern und die Tatsachen verzerren… 

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