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Von Wohl und Wehe für den ÖFB-Boss und anderer „Kommissionitis“ in unserem Sportlande

Vor allem viele Funktionäre im heimischen Sport werden sich denken, besser gesagt: mich verwünschen nach der Devise: Was brauch´ ma den lästigen Metzger, der da Sachen schreibt, die andere verschweigen oder nicht wissen! Am liebsten würden mir alle, ganz besonders jene, die sehr wohl wissen, dass ich viel weiß, den Mund oder die Schreibfinger verbieten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Nein, nein, heute geht´s nicht um die Schwimmerei, auch nicht ums Skifahren, in dem es aktuell fürwahr bergab geht in den Resultaten. Ich will mich aus entsprechendem Anlass, der im Zuge des WM-Getöses ziemlich untergegangen war, mit den Vorgängen im österreichischen Fußball auseinandersetzen, sprich: mit dem Wohl oder Wehe für den Präsidenten, worüber eine eigens eingesetzte Kommission -was sonst im Lande der Kommissionitis – demnächst entscheiden wird.

Ich will mich da weder einmischen noch vorgreifen, ob was und wenn was alles dran war an Inseraten-Gegengeschäften des Verlegers und Präsidenten in Personalunion. Nein, das steht mir nicht zu, das kann und will ich auch nicht beurteilen. Ganz abgesehen davon aber wäre aus meiner Sicht grundsätzlich zu hinterfragen (gewesen), ob dieser offenbar geschäftstüchtige Kommerzialrat aus dem kleinen burgenländischen Parndorf mit dem schönen, auch von den Scheichtum-Touristen gern besuchten Outlet an der Autobahn der richtige Mann zur rechten Zeit war, um den österreichischen Fußball auf festere Zukunftsbeine zu stellen und mit einer doch nicht ganz so goldenen Generation endlich wieder zu einer WM zu führen. Die Frage, die sich dabei stellt, hat nichts damit zu tun, ob und wer inseriert hat, sondern damit, wer hinter den Kulissen interveniert hat, dass Gerhard Milletich, Ex-Obmann des SC/ESC Parndorf und Präsident des burgenländischen Fußballverbandes, zufällig jenes Bundeslandes, das auch zu den ÖFB-Sponsoren gehört, auf den Schild gehoben wird.

Ja, das wäre zu hinterfragen (gewesen). Unter der Milletich-Regie gelang dem aus SC und ESV fusionierten Fußballklub Parndorf zwar der Höhenflug bis in die zweite (damals RedZac)-Bundesliga, inzwischen aber ging´s in wenigen Jahren auch wieder ganz schön bergab über die Regionalliga in die burgenländische Landesliga. Auch wenn Milletich als Parndorf-Häuptling absalutiert hat, gerade zeitgerecht vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020, kann er sich als Immer-noch-Sponsor auch der Verantwortung des sportlichen Abwirtschaftens nicht ganz entziehen. Trotz der doch nicht geflossenen Krokodilstränen beim Abschied…

Das ist die eine Schieflage, die andere hat mit ihm als Person nichts zu tun, wirft aber andererseits die Frage auf, ob man just den Boss jenes Burgenlandes zum Oberboss des heimischen Fußballs wählen hätte sollen/dürfen, hinter dessen Rücken sich einer der größten Bankenskandale mit fatalen sportlichen Folgen abgespielt hat. Wie allseits bekannt und hoffentlich noch nicht vergessen, musste mit der vom Ex-Bundesliga-Capo und Ex-SV-Mattersburg-Präsidenten Martin Pucher versursachten Commerzialbank-Millionenpleite der bankrotte Bundesliga-Klub samt Fußball-Akademie zusperren! Auch wenn Milletich damit absolut nichts zu tun und am Hut hat(te), so war´s zumindest seltsam und vielleicht aus optischen Gründen auch keineswegs ratsam, dass der höchste ÖFB-Repräsentant just aus der durch einen Pleitier sportlich angeschlagenen Region geholt wird!

Ja, höchst verschlungen und höchst skurril sind die Pfade im heimischen Sport, in dem immer öfter auch Leute aus alles andere denn Traditions- und klassischen (Grund)-Sportarten in Hauptrollen schlüpfen, während über Jahrzehnte im echten professionellen Spitzensport etablierte, tüchtige und erfolgreiche Experten sich zu schade sind, bei diesen auch politisch und freundschaftlich diktierten Spielchen als Randfiguren mitzuspielen. Wer gedacht hätte, an der Spitze eines Spitzensport-Ausschusses würde man jemanden finden, der erfolgreiche Olympiaverbände mit Topsportler: Innen vertritt, liegt falsch! Diese Rolle füllt der Präsident des heimischen American-Football-Verbandes aus, der ganz sicher mit EM- und Europacupsiegen seiner Zunft wirbt. Die Erfolge an sekundäören Nebenfronten gibt´s zwar, aber hierzulande hat der US-Nationalsport mit Millionenstars nur einen Minderheitenstatus auf Amateurbasis wie überall in ganz (Mittel)-Europa.

Wen wundert´s, dass da immer noch agil-jugendliche Mittsechziger wie Hans Pum den Hut freiwillig aus solchen „Spitzensport-Ausschüssen“ nehmen, bevor er ihnen hochgeht. Und wen wundert´s, dass sich immer mehr und immer öfter heimische Stars oder Starlets ins Ausland vertschüssen (müssen), weil ja Propheten im eigenen Land wenig bis nichts gelten. Das musste einmal gesagt und geschrieben werden, auch wenn jetzt Weihnachten vor der Tür steht. Vielleicht sollte es endlich eine Kommission geben, die Danaergeschenke für unseren Sport abschafft!

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