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Von Zweckoptimismus und Fehleinschätzungen als heimische Sportkrankheiten

Endlich belohnt! Jetzt muss der LASK in Liverpool punkten

Die Athletiker haben eine gute Leistung endlich auch in der Europa League in Punkte ummünzen können. Ein Überwintern könnte dennoch zur Herkulesaufgabe werden:

Mit großem Interesse und mitunter noch größerer Verwunderung stoße ich beim allseits beliebten Surfen durch den medialen Schrebergarten immer wieder auf Kommentare von Sportlern, Trainern, Funktionären, aber auch Medienkollegen, bei denen man sich unwillkürlich die Gretchenfrage stellt: Bin ich in einem falschen Film oder in einer Verwechslungskomödie gelandet?

Der LASK (von dem im Sky-Insert aus welchem Grund immer nur ASK steht?) hat sich ja für die unnötige Last-Minute-Niederlage gegen Union St. Gilloise, den belgischen Spitzenreiter, mit einem tollen 3:0-Heimsieg und einer imponierenden Leistung revanchiert, gar keine Diskussion. Aber rechtfertigt das bei allem Respekt die Schlagzeile: Jetzt muss der LASK in Liverpool punkten! Ganz nach der Devise: Warum sollte den Linzern an der legendären Anfield Road gegen das Starensemble des Trainerstars Klopp nicht glücken, was GAK vor fast 20 Jahren gelungen war – und jetzt Toulouse daheim geschafft hat?

Wie die glück-, aber auch torchancen-losen Salzburger gegen Inter, so waren Kampfgeist und Widerstandswille auch von Sturm Graz in Bergamo gegen Atalanta okay, nichtsdestotrotz aber gab´s unterm Strich ein 0:1, also eine Niederlage und keine Punkt, weshalb mich die Aussage von Trainer Ilzer doch etwas irritiert hat, die da lautete: „Viel aufgegangen!“ Diese Mischung aus Zweckoptimismus, Selbstüberschätzung und Fehleinschätzung, Mut und Übermut, Schönfärberei und Kritikresistenz scheint sich allmählich zu einer österreichischen Krankheit auszuwachsen, weil es offensichtlich auch immer darum geht, in falsch verstandener Loyalität sich auch mediale Freundschaften bis Seilschaften aufzubauen und zu sichern. Motto frei nach Merkel: Wir schaffen das!

Hört und liest sich ja auch beim ersten NFL-Footballer, der kein Freekicker war wie Toni Fritsch und Toni Linhart, Gott hab sie selig, nicht viel anders. Dabei könnte man den Eindruck gewinnen, die Indianapolis Colts wären ohne Bernhard Raimann, den hünenhaften Offensivverteidiger aus dem burgenländischen Steinbrunn, fast verloren. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, so sei gestattet anzufügen, dass der Riesenlackel zwar anfangs der NFL-Saison gespielt hat, nach einer Verletzung aber zuletzt nicht mehr eingesetzt wurde.

Und ob Raimann beim NFL-Gastspiel der ebenso wie Gegner New England Patriots um Topform kämpfenden Colts in Frankfurt zur stolzen Befriedigung seiner anreisenden Verwandten zum Zug kommt oder aber als eiserne Reserve (wie es mit Arnie bei Inter in Salzburg der Fall war) im Talon gehalten wird, steht noch in den Sternen. Und nicht viel anders verhält es sich ja mitunter auch beim NHL-Starlet Rossi, der bei den Minnesota Wilds um ein Leiberl kämpft. Und wie Raimann noch lange nicht so weit ist wie Jakob Pöltl, der erste und einzige Österreicher, der als hochbezahlter Toronto-Heimkehrer einen Stammplatz als Leithammel bei den Raptors hat.

Auch wenn unser Aushängeschild Pöltl noch kein Mega-Star wie Dirk Nowicki ist, so lebt er schon seit sieben oder acht Jahren seinen Traum, während manch andere Einzelkämpfer, aber auch manch überschätzte Mannschaft sich als Traumtänzer an der rauen Wirklichkeit erst die Hörner abstoßen (müssen). Oder aber mit einer Realität konfrontiert werden, die viel brutaler ist als Faserschmeichelei oder Weichspülen, mit denen auch Tennisfreund Thiem wohl kaum dem Teufelskreis entrinnen wird.

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