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Vor Daviscup mit Italien: Wie viel Substanz hat Krimi-Sieger Musetti in Turin verloren?

Da es nur im Pay-TV zu sehen war, wird  nur eine beschränkte Zahl an Zuschauern den Schlagabtausch zwischen dem vermeintlich fast schon siegreichen Australier Alex de Minaur und dem fast schon besiegten, aber schlussendlich triumphierenden Italiener Lorenzo Musetti bei den ATP-Finals in Turin verfolgt haben. Die beiden ähnich gearteten Tennisstars lieferten sich und uns Fans dabei neben vielen langen Ballwechsel auch einen einzigartigen, bei dem beide Spieler vermeintlich ausgepumpt, aber mit dem besseren Ende für den Australier rücklings in der Horizontalen landeten. Zum Glück beider auch verletzungsfrei.

Wer da wie selbst Experten a la Kohli Kohlschreiber gedacht hattee, Musetti wäre jetzt noch dazu mit Break zurpück im entscheidenden dritten Satz buchstäblich am Boden zerstört, der saß einem Irrtum auf. Getragen von den Tifosi in der ausverkauften Arena stand Musetti auf, um vier Games en suite und damit eines der denkwürdigsten Duelle bei diesem Home-Masters zu gewinnen, ehe er noch gegen die alte, wieder neue Nummer 1, den spanischen Alleskönner Carlos Alcaraz, der sich allerdings gegen Taylor Fritz mehr plagte als gedacht, im Aufstiegskampf ran muss…

Jetzt ist dieser Lorenzo Musetti nach der Absage von Jannik Sinner gegen uns Österreicher im Heim-Daviscup von Bologna die neue Nummer 1 der Azzurri, die angesichts einer Dichte an Klassespielern die Qual der Wahl haben, wen sie neben dem gesetzten Dppel Vavassori-Bolleli im Einzel als zweiten und womöglich dritten Mann einsetzen sollen – die Skala reicht vom Comeback-Kid Matteo Berrettini über Cobolli, Sonego, Darderi bis zu Nardi und Co. Zumindest auf  dem Papier eine Übermacht für die ÖTV-Truppe von Captain Jürgen Melzer mit Misolic, dem einzigen Top 100-Söieler, Rodionov, Neumayer und dem Doppel Erler-Miedler, das übrigens die beiden Italiener heuer schon besiegt hat. Und im Gegensatz zu den hochfavorisierten italienischen Titelverteidigern haben die Österreicher wie schon in Debrecen gegen die damals ebenfalls favorisierten Ungarn nichts zu verlieren, sie können also andersrum nur sensationell gewinnen.

Das ist eine Komponente, die womöglich auch damit zu tun hat, dass gerade die Nummer 1, nämlich der unglaubliche Fighter Lorenzo Musetti, nach dem ersten ATP-Finals seiner kometenhaften Karriere sowohl physisch wie psychisch ausgelaugt ist, in Turin mit den tollen Ballwechseln auch sehr viel an Substanz verloren hat und nicht mehr bei 100 Prozent ist, was schon weiniges ausdmacht bei der heutigen Ausgeglichenheit im Tennis. Die rotweißrote Außenseiter- und Riesentöter-Gilde kann sich seit Tagen, wenn nicht Wochen, auf den Viertelfinal-Schlagabtausch vorbereiten. Allzu schön, um wahr zu sein, wäre es für uns, würde die Ruhe ohne Turnierstress auch zum Sturm(lauf) in Bologna führen. Unverhofft kommt nicht oft, aber vor allem im Daviscup immer wieder. Erst recht seit der viel kritisierten Reform, die der hässlichsten Salatschüssel, wie man  den Daviscup despektierlich nennt, aus kommerziellen gründen und TV-Interessen das Herz (stück) herausgerissen hat… 

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