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Vorboten des Skiwinters: Zwischen Hoffnungsfunken und Alarmglocken

Während Olympia und Paralympics inzwischen Geschichte sind mit Folgediskussion, während König Fußball mit allen möglichen Bewerben regiert und die Leichtathletik in ihren finalen Sommerzügen liegt, wirft der Skiwinter schon seine Schatten voraus – nicht nur deshalb, weil teils unerträgliche Hitzewellen mittlerweile Fluch  von gestern sind, weil es fast übergangslos mit Kaltfronten den neuen Schnee nicht nur in der südlichen Hemisphäre, sondern auch bei uns in den Alpen schon bis  in Hochtäler schneit.

Ich schneide dieses Winterthema nicht nur an, weil es nach eher dünn bis schwach besetzten Rennen im fernen Neuseeland jetzt auf der anderen Ecke in Chile ebensolche mit teils bekannten Weltcup-Granden gab, die dort ihr Sommer- oder besser gesagt: sommerliches Winter-Trainingslager aufgeschlagen haben. Zwar gab´s keine Siege wie in Sprintabfahrten durch Lukas Feurstein vor  einigen Tagen, aber in von Strecke und Besetzung her qualitativ besseren Riesenslaloms zwei Podestplätze durch den Feurstein-Cousin Patrick (2., Sieger Aliprandini, I) und die noch junge, aber weltcuperprobte Lisa Hörhager (3., Siegerin Asja Zenere, I) am südlichsten Ende der Welt in Cerro Castro, Ushuaia, in Argentinien.

Immerhin nach mehr als durchwachsenen Saisonen vor allem bei Junioren-Weltmeisterschaften ein vermeintlicher Hoffnungsschimmer, der allerdings mit den alarmierenden Worten des in die Pension verabschiedeten Stams-Chefs Arno Staudacher scharf kontrastiert. „Die wirklich schwachen Jahrgänge“, so malte Staudacher, der das von der skisportlichen Talenteschmiede her wissen muss und beurteilen kann, den Teufel an die Wand, „die kommen ja jetzt erst!“ Andersrum gesagt: Wenn nichts geschieht, wenn´s keine neuen, womöglich revolutionären, zukunftsreichen Pläne zu gravierenden Veränderungen gibt, dann könnten dem traditionsreichen Ski-Land Österreich vor allem die alpinen Talente bald ausgehen. Und das alles keine zwei Jahrzehnte nach der erdrückenden Überlegenheit der Wunderteams um Maier, Eberharter, Raich, Walchhofer, Mayer, Herbst, Schönfelder da, Götschl, Dorfmeister, Meissnitzer, Schild, Hosp, Veith dort.

Wie große Siege, so hat auch eine Talfahrt nicht nur einen, sondern viele Väter, eine gesellschaftliche, wirtschaftliche, soziale, klimatisch und auch sportlich veränderte Entwicklung inklusive. Und während hierzulande und auch anderen klassischen Alpinländern mit dem Reservoir allenthalben auch Ehrgeiz, Draufgängertum und Siegerhunger schrumpfen, beginnen echte oder zugewanderte Exoten von vorgestern den jahrzehntelangen Platzhirschen die Butter vom Brit zu nehmen, man denke nur an die Neuseeländerin Robinson, den Griechen Ginnis, die italienische Albanerin Colturi, die Kroatin Ljutic als Kostelic-Erbin, die Lettin Dzeniferia Germane (Foto) alte Briten wie Dave Ryding oder neue wie Triple-YOG-Sieger Zak Carrick-Smith (Foto mit Medaillen) samt Bruder, den rekonvaleszenten Chilenen-Abfahrer Van Appen und last but not least die medial hochgepushten Comeback-Kids wie Lucas Braathen, der als Neo-Brasilianer mehr als nur einen Pisten-Samba im (noch Virtuelllen) Duell mit dem angeblich wieder wie einst dahinfliegenden Zweitpassholländer Marcel Hirscher (Foto) tanzen will.

Kurzum, aus welch mehr oder weniger (un) durchsichtigen Motiven hat auch im Skirennsport inzwischen eine Globalisierung eingesetzt, die der FIS mit ihrem ungeliebten Präsidenten Eliasch als „Head“-Officer zwar mehr Einfluss auch im IOC und Weltsport gibt, der aber – da können sich die klassischen (Alpin) Skiländer nicht so ärgern – auf eben deren Kosten geht. Und wenn dann noch die Exoten nicht nur bei Freestylern und Snowboardern weitere Salti vorwärts schlagen, dann müssen sich wir und die Klassiker auch in Zeiten milderen Klimas warm anziehen. Wer sich allerdings Scheuklappen aufsetzt, weil der Sommer nicht einmal noch richtig vorbei und der nächste echte Winter erst kommt, der wird schöne Augen machen, wenn er sie wieder aufschlägt und auf die Ergebnisse schaut. Ich als Bürgerlicher möchte auf einen Spruch verweisen, der dem KP-Chef Gorbatschow zugeschrieben wird, den aber dessen russischer Diplomaten-Adlatus Gerassimow (auf Englisch) gesagt hat: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Merks ÖSV, dass es Zeit wird, endlich auf die wenigen hoffnungsvollen Talente wie Waroschitz, Rings-Wanner und Co zu setzen statt eben diesen mit jahrelangen Platzfahrern den Weg bis zum Sankt-Nimmerleinstag zu verstellen.

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