Erstes Abfahrtstraining, exotisches Ergebnis. Zumindest auf den ersten Blick. Ehrlich gesagt, besser gefragt: Wer außer Insidern kannte schon Stefan Rogentin aus Lenzerheide, der die erste Bestzeit in die jungfräuliche, von Olympiasieger Bernhard Russi konzipierte Kunstschneepiste knallte? Und noch viel unbekannter, darum auch noch weit sensationeller war die Nummer zwei am ersten Trainingstag – ein Spanier aus dem Baskenland mit dem Zungerbrecher-Namen Etxezarreta, Vorname Adur. Er kam, sah wie alle anderen die Olympia-Abfahrt das erste Mal in seinem meist Europacup-Ski-Leben, wurde ihrer aber gleich Herr.
Ja, wie gibt´s denn so was? Ist da womöglich ein Stern vom Himmel gefallen, der 50 Jahre nach Francisco Fernandez-Ochoa (Slalom-Gold Sapporo) wieder spanische Skigeschichte schreibt? Wer ist dieser Kerl eigentlich, der da vorerst nur im Training so Mir-nix-Dir-nix das Establishment sprengt? Wie eingangs geschrieben, so stammt er aus dem Baskischen, genauer gesagt aus Navarra, wo er auch für den Ski-Club gleichen Namens fährt.
So vorlaut wie zum Auftakt in Yanqing war unser baskischer Abfahrtsfreund zwar nie zuvor, hat aber immerhin mit einigen Top-Ten-Resultaten im Europacup (Saalbach, Tarvis, Santa Caterina) schon auf sich aufmerksam, obschon noch nicht wirklich reden gemacht. Anders als Stefan Rogentin, der sich womöglich erst fürs Suisse-Quartett qualifizieren, also schon im Training an die Grenzen gehen muss, könnte es Etxezarreta ja ruhiger angehen, weil er seinen Startplatz sicher hat, ihm kein Konkurrent im Nacken sitzt.
Zweite Zeit am ersten Tag hin, spanischer Überraschungsmann her – es käme allerdings einem Skiwunder gleich, könnte der Baske aus Navarra auch im Olympia-Rennen ganz vorne mitmischen. Damit würde der Zungenbrecher ein Märchen liefern, bei dem Skisport und FIS tatsächlich mit der Zunge schnalzen könnten. Aber noch ist das alles eher Konjunktiv, wenn nicht Illusion, weil nach einem ersten Training leicht, schnell und oft der Schein trügt…