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Wahl des neuen ÖFB-Präsidenten: Eine Farce als vorgespieltes Duell?

Da steht Österreichs Vereinsfußball so gut da wie schon lange nicht mehr mit vier Klubs von Champions League (Salzburg) über Europa League (Rapid, Sturm) bis zur neuen Conference League (LASK), dafür kriselt´s jetzt im ÖFB, der (s)einen neuen Präsidenten sucht, und dessen Nationalteam sich quasi im Post-Euro-Sturzflug befindet. Ehe sich der scheidende Präsident Lea Windtner verabschiedet, hat er als  „lame duck“  (Lahme Ente) in einem OÖ-Energie-Anfall noch schnell dem schwankenden, zerzausten, aber von sich und seinen Leistungen trotz allem überzeugten Teamchef den Rücken gestärkt statt vor dem baldigen Servus lieber zu schweigen.

Abgesehen davon, dass es meiner bescheidenen Meinung nach eine völlig überflüssige bis unnötige Aktion war, ist mir eine weitere Nachricht aus dem Fußballbund ziemlich sauer aufgestoßen, um nicht zu sagen ein Dorn im (demokratischen) Auge. Wie ich vor kurzem gehört und gelesen habe, sollen auch der Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer und der in Uefa und Fifa gut vernetzte, langjährige ÖFB-Getreue Heinz Palme ihr Interesse an der Windtner-Nachfolge bekundet haben. Wie ich dem ÖFB-Bulletin entnehme, wurde weder der eine noch andere zu einem Hearing eingeladen, in dem sie ihre Pläne und Ideen hätten präsentieren können. Kurzum, sie wurden vom Wahlausschuss des ÖFB von vornherein aus- statt eingeladen, womit sich im Schrumpf-Pluralismus östlicher Vorbilder der kleine Kandidaten-Kreis auf den verhinderten Rapid-Präsidenten und neuen Vienna-Sponsor Roland Schmid zum einen, auf Gerhard Milletich, den Fußballpräsidenten Burgenlands, also jener Region, die auch zu den ÖFB- und Teamsponsoren gehört, zum anderen beschränkt.

Der g“standene“ Funktionär und Landesverbandschef Milletich und der verhinderte Rapid-Boss und Quereinsteiger Schmid

Anders als Schmid, der in der Immobilien-Branche sein Geld verdient, ist Freund Milletich ein Miteigentümer des ziemlich potenten und großen Bohmann-Verlages, was ihn, wer weiß, mit der ÖFB-Burgenland-Schlagseite womöglich in die Pole-Position bringen könnte. Mag sein, dass ich mich irre, aber irgendwie sagt mir mein Instinkt, dass man im Fußballbund offensichtlich eine interne Lösung aus den eigenen Reihen der unbekannten Alternative vorzieht. Oder auf gut Deutsch: Beim Milletich wissen wir, wer er ist, was wir an ihn haben, wie er agiert und reagiert, da können wir dann … Ich will diesen Funktionärs-Gedankenfaden gar nicht bis zum Ende ziehen, obschon er mir auf der Zunge liegt.

Es würde mich also kaum wundern, wäre das über die Wahl hinaus zukunftsweisende Windtner-Nachfolge-Duell so etwas wie ein – Hearing hin, Formalität her – ein abgekartetes Spielchen. Oder nur eine Farce, die nach außen hin Demokratie vorspiegelt. Motto: Vorwärts Kameraden, wir marschieren Schulter an Schulter zurück. Wir lassen uns weder einen rausschießen noch irgendeinen Fremdling reindrücken. Wäre geradezu eine Sensation, würd´s anders enden. Ich bin gespannt, ob mich der Fußballbund eventuell doch noch Lügen straft…

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