Wäre da nicht der gereifte, frühere Sturzpilot Manuel Feller gewesen, der in Val d´Isere mit zwei zweiten Plätzen die rotweißroten Fahnen hochgehalten hat, dann … Ja, dann hätte es fast so ein Debakel im Doppelpack gegeben wie bei den ÖSV-Alpindamen in Sestriere. Ob im Riesenslalom, ob im Slalom, Platz 14 war jeweils das höchste der Gefühle.
Während etwa eine Wendy Holdener dem nach vielen zweiten Plätzen und langen Jahren ersehnten ersten, in Killington noch (mit Sara Hector) geteilten Sieg gleich den zweiten Slalomtriumph folgen ließ, fuhren eine Weltmeisterin und Olympiazweite wie Katharina Liensberger oder eine routinierte, aber völlig konsternierte und ratlose Katharina Truppe den eigenen Erwartungen samt der etablierten Elite (Holdener, Shiffrin, Vlhova), aber auch fabelhaften Talenten aus Schweden (Aronsson-Elfman), Kroatien (Ljutic), Schweiz (Danioth), USA (Moltzan) und Kanada (Nullmeyer) hinten nach.
Auch wenn eine Liensberger im TV-Werbespot mit Vorgängerin Anna Veith um die Wette „Oh Happy Day“ singt, so gehören die glücklichen Zeiten und erfolgreichen Stunden vorderhand der Vergangenheit an. Ja, was ist zumindest in die Slalom-und Riesenslalom-Truppe (auch buchstäblich!) gefahren, dass sie sich in einer Abwärtsspirale befindet, die im krassen Gegensatz zum Investment steht, also zum vielen Geld, das der Skiverband in den vermeintlichen Stolz der Nation buttert, der aber derzeit alles, nur keine Werbung für den sowieso geplagten Tourismus ist.
Warum, so fragt man sich instinktiv, warum ist bei einer Liensberger der Schuss nach hinten losgegangen, ihr jenen Italiener Magoni als Solo-Trainer zur Verfügung zu stellen, der aus einer Petra Vlhova das gemacht hat, was den slowakischen Superstar ausmacht, auch wenn sie sich nach ihrem Weltcuptriumph von ihm aus welchen Gründen auch immer getrennt hat? Reden Sie in der Fremdsprache Englisch, mit der sie kommunizieren, etwa aneinander vorbei? Oder passen auf einmal Mensch und Material nicht mehr zusammen? Aber Liensberger ist, wenn man das im negativen Sinn so sagen kann, nur die Spitze eines Eisberges, angesichts dessen es einen beutelt.
Zwei der Teenager, die unseren Talenten um die Ohren fahren: Kroatin Ljutic (l.), Schwedin Aronsson-Elfman.
Es sind Fragen über Fragen, die sich auch Alpinchef Herbert Mandl stellt, sich diese aber auch gefallen lassen muss. Wie die Trainer, die er aus Überzeugung ausgewählt hat. Wobei ja nicht auszuschließen ist, dass es auch Altlasten gibt, die dazu beitragen, dass die Damen aus der Reihe und ins Abseits der Weltspitze tanzen. Und wenn Kathi Truppe meint, die Weihnachtspause wäre für sie und ihre Slalomkolleginnen sehr, sehr wichtig, „weil noch sehr viel zu tun ist“, dann stellt sich die Frage, ob bis jetzt zu wenig oder das, was getan wurde, falsch war. Auf jeden Fall darf keine Zeit mehr verschwendet werden, um verlorene Zeiten und Rennen auf- und nachzuholen. Damit Oh Happy Day nicht zu Rauch ohne Schall wird…