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Wenn auch im Tennis und Roland Garros der Sport immer mehr ins Fahrwasser der Politik gerät

LBevor ich mich frei nach dem Lateinbuch meiner Tochter Medias in Res begebe, also mitten hinein ins (Un)-Getümmel, möchte ich vorausschicken, dass ich schon immer ein Anhänger von Fairness, Fairplay und Anstand im Sport war und bin. Seit sich aber die Politik immer mehr und immer unverschämter, meiner bescheidener Ansicht nach auch immer einseitiger ins Sport-Geschehen einmischt, werden aus Political Correctness an sich klare und einfache Regeln ebenso locker und leicht ins Gegenteil gekehrt. Wir erleben das derzeit auch am Beispiel der French Open in Roland Garros, wo sich Weltklasse-Spieler: Innen, Referees und Oberschiedsrichter: Innen in mitunter vorauseilendem Gehorsam oder aber auch dreister Vorteilsnahme bis Übervorteilung in höchst seltsamen Entscheidungen ebenso überbieten wie in noch seltsameren Aussagen, in denen unliebsame Personen attackiert und in bestimmte Ecken gestellt werden.

Diese höchst dubiosen Ausgrenzungen in Form von Disqualifikationen, Diskreditierungen, Verdammungen und Verteufelungen haben ja seinerzeit mit oder gegen Novak Djokovic nicht erst mit dem Ausschluss vom US-Open begonnen, als er eine Linienrichterin mit einem achtlos weggeworfenen Ball getroffen hatte. Was sich danach mit und um ihn als bekennenden „Impf-Muffel“ abgespielt hat, der unter ebenso dramatischen Umständen als eine Art Paria aus Australien abgeschoben wurde, ehe er heuer doch spielen und siegen durfte, ist ja eine sattsam bekannte Geschichte. Eine rundum aufgemotzte Fama, die weltweit abseits Serbiens eine Djoker-Antipathie aufschaukelte, die dem inzwischen 22fachen Grand-Slam-Sieger als ungeliebten Superstar nicht nur in Roland Garros entgegenschlägt, wo er sich manchmal nach Superpunkten ans Ohr greift, um anzudeuten, was mit Applaus für Zauberbälle wäre…

Lassen wir das leidige Djokovic-Thema und beschäftigen uns mit (brand-)aktuellen, heißen French-Open-Themen, die mit Sport nur peripher zu haben, dafür mit einer höchst umstrittenen Disqualifikation der Japanerin Kato und damit auch deren Partnerin im Damendoppel! Kato hatte den Ball nach einem verlorenen Punkt nochmals weitergespielt, dabei irrtümlich eine Lines-Maid getroffen, sich dafür gleich entschuldigt, nichtsdestotrotz die (Ober)-Schiedsrichter unter Gelächter der Kampflos-Siegerinnen dazu veranlasst, die Töchter Nippons zu disqualifizieren.

Zu Fronleichnam, zwei Tage nach diesem Tief-, aber nicht Knackpunkt ihrer Karriere stand die gleiche kleine Power-Frau Kato als French-Open-Siegerin im Mixed-Doppel mit Tim Puetz (D) am Gipfel ihrer Grand-Slam-Laufbahn. Und eben dort verlas die Japanerin, des Englischen sprachlich nur peripher mächtig, in eben dieser Fremdsprache eine ebenso frohe wie demütige Botschaft, wobei sie sich nochmals entschuldigte, bei Partner, Publikum und dem Turnier samt Referees ebenso bedankte wie sie ihrer Hoffnung Ausdruck verlieh, bald wieder gegen ihr feindliches Doppel Bouzkova/Sorribes Tormo spielen zu können. Kurz gesagt: Friedenspfeife statt Rachegelüste.

Davon kann keine Rede sein, wenn es um den Krieg der Russen in der Ukraine geht. Da wird die völkerverbindende Idee des Sports in einer Art politischer Revanche mit Füßen getreten, obschon es an sich ums Händeschütteln ginge – in diesem Falle, soweit wir es sehen, hören und lesen, aber vor allem von den ganz sicher aufgeheizten, wenn nicht zusätzlich aufgehetzten Spieler: Innen aus der Ukraine. Eine der Zielscheiben der Missachtung war und ist die Nummer 2 der Welt, die Melbourne-Siegerin Arina Sabalenka, die nicht einmal aus Russland kommt, sondern aus Weißrussland, was schon reicht, um als kriegerische Amazone hingestellt zu werden, der man alles, nur keine  Hand zum Gruße reicht.

Und weil die im Semifinale bach verhautem Matchball besiegte Arina zum Netz kommt, wo sich andere umarmen oder  Hände schütteln, wurde sie jetzt vom früheren Ukraine-Klassespieler Dolgopolov als Provokateurin verteufelt. Ja, wer weiß, vielleicht kommt noch ein Oberschiedsrichter irgendwann auf die Idee, sie darob zu disqualifizieren. Seit sie gezwungen wurde, doch wieder zu Pressekonferenzen zu kommen, in denen es nie um Tennis, sondern nur um Krieg, um Putin und Lukaschenko geht, hat sie allem und allen abgeschworen oder aber abschwören müssen, weil sonst ….?

Mich erinnert das an meine Zeit als junger freier ORF-Mitarbeiter, der beim Schwimmturnier der Nationen im Wiener Stadionbad (das gab´s damals mit Topstars!) anno 1970 beim Anschlag ein Interview mit Olympiasieger und Weltrekordler Roland Matthes machen wollte, aber mit Mikro verdutzt stehenblieb, weil der rasende Roland mit einer Salto-Wende von dannen geschwommen war. Reden war halt damals Silber, Schweigen Goldes wert. Wir sollten aufpassen, dass wir und der Sport als wichtigste, aber mittlerweile einträglichste Nebensachen der Welt nicht in einem ähnlichen Fahrwasser landen…  

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