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Wenn der (Welt) Sport sich mit ultimativen Formen dem Zirkus nähert

Mag sein, dass einige Ewiggestrige wie meine Wenigkeit da zu viel hineininterpretieren, kann mich aber des Verdachts und manchmal auch schon Eindrucks nicht erwehren, dass der (Welt) Sport seiner klassischen Formen, Formate und Module entkleidet und über kurz oder länger im fernsehgerechten Gewand erscheinen soll/wird. Wenn sie mich fragen, dann werden die neuen Szenarien ja schon längst getestet unter welchen Namen auch immer, man denke da nur an UTS, den Ultimate Tennis Showdown,  bei dem sich zum Beispiel der eben dort so genannte Thieminho demnächst in Frankfurt auf seine ebenso ultimative Abschiedsparty vorbereitet – gegen gutes Geld in minuziös eingeteilten, auf maximal 75 Minuten beschränkten Zeitraffer-Matches mit nur einem Aufschlag und gegen altbekannte Größen, die allesamt mit Nicknames bedacht werden getreu einer PR-Punzierung, wenn nicht Schwarzmalerei, damit auch bei einem neuen Klientel neues Interesse geweckt wird.

Und was im Tennis recht ist, das muss erst recht für andere Weltsportarten billig sein. Nicht nur, aber auch der Leichtathletik, in der gar nicht mehr lange geprobt wird, sondern vom englischen Weltpräsidenten-Sir Sebastian Coe, ehemals Mittelstrecken-Olympiasieger in heißen Duellen mit seinen britischen Kollegen Cram und Ovett, längst Nägel mit Köpfen gemacht wurde. Inwiefern, so wird so mancher, an dem das vorbeigegangen ist, fragen? Natürlich in ultimativer Form, wie sonst eigentlich! Ab 2026 gibt´s im Sportnabel Budapest zum krönenden Saisonende die ultimative dreitägige, komprimierte LA-WM, bei der unter Olympiasiegern, Weltmeistern, Europameistern, Diamond-League-Siegern der oder die Beste unter den Besten ermittelt wird. Und dabei geht´s nicht ums Prestige oder Platin, sondern hohes Preisgeld. 10 Mille für drei Tage, in denen es nur Semifinale und Finale (Lauf), gar nur Endkämpfe im Wurf gibt. Komprimiert. Fernsehgerecht. Zeitgemäß. Zukunftsträchtig? 

Und dass das gar nicht das Ende der Fahnenstange in einer von vielen Interessen diktierten Sportwelt sein muss, sondern wie bei Sportlerwahlen die Frage auftaucht, wer oder welche Leistung höher zu werten ist, lassen wir die Topkandidaten halt kurzerhand im fremden  Metier gegeneinander antreten – wie zuletzt beim Höhenflieger Duplantis gegen den Hürdenweltrekordler Warholm im 100m-Sprint vor fast vollem Haus in  Zürich am Letzigrund. Der Himmelstürmer hatte auch zu ebener Erd´ die schnelleren Beine.

Hauptsache, die ultimative Frage wurde fürs Erste einmal geklärt, aber wär´ kein Wunder, würd´ sich irgendwo anderntags eine Revanche anbieten wie einst bei den Boxkämpfen des Jahrhunderts rund um Muhammad Ali und Joe Frazier, die in fernsten Ländern die Stadien und die Kassen füllten. Der Weltsport nähert sich auch mit Breakdance und Co langsam tatsächlich den Römern mit Kolosseum, Panem et Circenses und Folgen. Kommt ja nicht von ungefähr, dass sich das Wort Zirkus im Sport eingebürgert hat. Zurück bleibt auch die ultimative Frage, was für unten und die wichtige Basis übrig bleibt an (Sponsoren) Geld, wenn oben alles reingeschüttet wird…

PS. Apropos Muhammad Ali. Viel hätte nicht gefehlt und der zumindest im Boxring „greatest of ll time“ wäre aus Flugangst gar nicht zu den legendären Sommerspielen nach Rom 1960 gekommen, wo dann sein Stern als Olympiasieger im Halbschwergewicht gegen den bis dahin für fast unschlagbar gehaltenen Polen Zbigniew Pietrzykowsky aufging, den er mit einem Trommelfeuer an Schlägen eingedeckt hatte. Mit dem Großmaul begann damals eine neue Ära, die Spitzensport mit Showelementen mixte. 

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