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Wenn just in Katar die Fußballherren der Schöpfung nach der Frauen-Pfeife tanzen

Am ersten Dezember beginnt zumindest auf dem Papier der meteorologische Winter. An diesem 1. XII. 2022 aber beginnt zumindest im Fußball eine neue Zeitrechnung, weil´s etwas gibt, was es vordem noch nie bei einer Weltmeisterschaft gegeben hat. Wenn die Deutschen gegen Costa Rica um den Aufstieg ins Achtelfinale kämpfen oder gar zittern müssen, dann gibt´s eine WM-Weltpremiere. Dann haben erstmals die Frauen nicht nur de facto, sondern auch de jure als Schiedsrichterinnen-Trio die Hosen an, das Pfeiferl im Mund oder aber die Fahnen in der Hand. Klar, dass da die Frauenrechtlerinnen rund um die Welt diese Pioniertat so feiern, als wär´s ein noch größerer Triumph als ein Weltmeistertitel für die Männer, derer es ja seit fast 100 Jahren jede Menge gegeben hat. Übrigens vier davon allein für die Deutschen, die aber trotz der Auftaktpleite gegen die Söhne Nippons nach Adam Riese doch noch mit einem blauen Aug´ wie Messi und Co davonkommen könnten.

Noch viel unglaublicher als für manch Macho, dass Frauen überhaupt ein WM-Match der Männer leiten dürfen, ist allerdings das Paradoxon, dass diese weltweit propagierte, aber auch mit manch Argusaug´ verfolgte Premiere just in jenem Scheichtum Katar stattfindet, gegen dessen Machthaber nicht nur die Emanzen in aller Welt mit medialem Rückenwind lautstark protestiert haben, weil eben dort Frau so gut wie keine Rechte wie bei uns hat. Mann oh Mann, da spießt es sich, wenn sich Vorurteile, Vorverurteilungen und bannbrechende Fakten in die Quere kommen. Ja, irgendwie seltsam, dass die Gleichen, die der Fifa nur Schlechtes nachsagen oder vorwerfen, für diesen doch eher mutigen (Fort)Schritt just in Katar keinen auch noch so kleinen lobenden Bonus schenken würden.

Brasiliens Assistent-Referee Back und ihr Mexiko-Pendant Diaz-Medina mit US-VAR-Assistentin (r.).

Sei es, wie es sei, im Al-Bait-Stadion an der nördlichen Peripherie von Doha wurde jedenfalls Fußballgeschichte geschrieben von einem Frauen-Trio, angeführt von der französischen Schiedsrichterin Stephanie Frappart, der die Brasilianerin Back und die Mexikanerin Diaz an den Linien zur Seite standen. Frappart hatte immerhin schon ein französisches Cup-Finale der Männer geleitet, wurde aber vom ehemaligen Schweizer Star-Referee Urs Meier schon vor der WM-Premiere insofern mehr oder weniger verpfiffen, als er im Fernsehen meinte, „dass es 30 Männer in Europa gibt, die besser sind!“

Ob da was Wahres dran oder alles nur ein Vorurteil eines Schiedsrichterstars i. R. war, dem der Ein- und Durchbruch der Frau in eine Männerdomäne ein Dorn im Aug´ war, konnte erst eine mehr oder weniger souveräne Spielleitung entscheiden. Wie auch immer – angesichts des auch politischen Trends, der da heißt: Gender as gender you can, kann und wird man allerdings der Frau auch nach diesem skurrilen Katar-WM-Paradoxon nicht das Recht absprechen können/dürfen, dass am Ende des Tages auch die Herren der Schöpfung nach ihrer Pfeife tanzen müssen. Kurzum, ein verspätetes Frühlingserwachen  zum Winterbeginn als weiteres Kuriosum und Paradoxon…

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