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Wenn Memento Mori Skoff zusammenfällt mit Glückwünschen für quicklebendigen 70er Resnik

Da ich zwischen Kitzbühel, Budapest, LA-WM und zurück nach Wien in einem aufgeheizten Zug unterwegs war, noch dazu hineingepresst wie Sardinen in der Dose, konnte ich mich leider nicht zeitgerecht dem Memento Mori zum 55er des 2008 unter mysteriösen Umständen verstorbenen Tennis-Unikums Horst Skoff widmen. Irgendwie eine seltsame bis skurrile Koinzidenz, dass diese um 24 Stunden verspätete Betrachtung mit den Glückwünschen für ein ganz anderes, lebendes Sportler-Exemplar zusammenfällt, nämlich den 70. Geburtstag von Sepp Resnik, den ersten Hawaii-Ironman unserer Triathlon-Geschichte, einen Pionier, Trendsetter und Tausendsassa in Personalunion über Jahrzehnte hinweg.

Skoff da, Resnik dort – es handelt sich dabei um zwei Grenzgänger, zugleich konträre Persönlichkeiten in unterschiedlichen sportlichen Bereichen, obschon der Sepp auf die älteren Tage als Thiem-Konditionsschinder auch in der Tennisszene seine Spuren hinterlassen hat. Über „Horstule“, wie ihn Jan Kukal, sein wichtigster Trainer, ein Tscheche aus Bratislava, genannt hat, kursier(t)en viele Geschichten und Histörchen, die sich in ihren Überlieferungen immer mehr von dem, was stimmt oder gestimmt hat. entfernen. Ja, Skoff war zwar balltechnisch ganz sicher ein großes Talent, aber andererseits auch ausgestattet mit vielen Defiziten, die ihm ebenso in die Wiege gelegt worden waren in seiner Kärntner Heimat. Aus einfachen ländlichen Verhältnissen, denen er mit Hilfe von Ball und Schläger, Erfolg und Anerkennung, Populist und Zankapfel oder Streithansl, zu entkommen versuchte.

Eine gespaltene Persönlichkeit, die auch die Geister schied in Pro-Horsti samt solchen Rufen, die man immer noch beim Wien-Turnier hört, oder die Anti-Skoff-Fraktion. Ein Januskopf, dessen anfangs so vielversprechende, letztlich unvollendete Karriere am Seiltanz zwischen Lebemann und Luxus einerseits, Training und Selbstdisziplin zum anderen zerbrach, daran konnten weder Kukal noch Bresnik etwas ändern, er blieb unverbesserlich oder sich selbst treu. Der eine Skoff grub dem anderen Horst eine Grube. Und am Ende auch das Grab, wenn man den Worten seines (Halb)-Bruders vor der (auch mich) zu Tränen rührenden Beerdigung in Kühnsdorf vertrauen darf.

Ja, auch ich als einer seiner Wegbegleiter und Vertrauensmenschen von der Zeit weg, als er die Orange Bowl (gegen Perez-Roldan/Arg), die inoffizielle Jugend-WM, gewonnen hatte, musste immer wieder den Kopf schütteln manch seiner Aktionen oder Aktivitäten wegen, bei denen ihm Regeln oder (ATP)-Gesetze schnurzegal waren. Als sportlich so gut nichts mehr gelang, da gewann er dann noch einen Millionenprozess gegen eine aus seiner Warte ungerechte Dopingsperre. Ja, es gäbe noch so viele unglaubliche Storys rund um den Spieler in verschiedensten Formen, für den das Hamburger Rotlicht-Milieu zum Casino  letal wurde. Ich hätte sicher ein Buch schreiben können, ohne je daran gedacht zu haben, es zu tun. De mortuis nil nisi bene, wie die Römer sagten. Und was immer noch gilt. Auch für Horstule, den jetzt 55 wäre, aber den 40er nicht mehr erlebt hat.

Von ganz anderem Kaliber ist der bärtige, mit dem signifikanten Vorwärtsvorwärtsdrang-Kinn ausgestattete Sepp Resnik, der aus Feldbach kam, um nicht als Kicker, nicht als Läufer, sondern als Berufssoldat und spätberufener Extremsport-Pionier zu einem Begriff zu werden. Anders als Skoff, dem von dritter Seite viel zu viel an Talent aufgehalst wurde, hat Resnik schon als Heeres-Ranger vorexerziert und demonstriert, wie man Grenzen hinausschiebt, wenn man sich dementsprechend anstrengt, nein: auch bereit ist, sich bis zum Umfallen zu quälen. Weniger Frage des Körpers, sondern des Kopfes. Als pensionierter Bundesheersoldat hohen Ranges könnte der meist Sepp genannte Josef buchstäblich wie ein Stabsoffizier (im Offizier-Casino) leben, erlaubt sich aber als seinen ganz persönlichen Luxus, in einem Wohnwagen in der Lobau zu bleiben – und im Winter sogar eiskalte Duschen zu nehmen.

Und unter dem Motto: gelobt sei, was hart macht, hat er auch die Streif-Tortur erfunden, einen Bergauf-Bergab-Lauf auf der klassischsten aller klassischen Abfahrtspisten im Winter. Als Härtetest der besonderen Art (13., 14. Oktober 2023), wobei der Erlös dieses von der Firma Speed Connect gesponserten Events in eine Nachwuchsförderung fließt, die nicht irgendwelche Instanzen beschließt, sondern der Sepp selbst aussucht. Einer, der sich im Sport und mit sportlichen Herausforderungen so gut auskennt, dass er den 70er in Gesundheit begeht: Ad multos annos, junger alter Freund.

 

Infos: www.kitz-extremechallenge.com

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