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Wenn Radio Jerewan grüßen lässt und Football-Cheerleader zu Goldmedaillen tanzen

Wenn sie wie meine Wenigkeit zu den älteren, aber noch agilen Semestern gehören, dann werden sie sich vielleicht erinnern, dass Wien einmal als „die Stadt der starken Männer“ bezeichnet wurde. Ah sein, dass es lange zurück liegt, ich kannte den Steinbach nur vom Hörensagen, sehr wohl aber die leichteren Kaliber wie zum Beispiel die Pittners, wie die Tauchners oder aber ein Schwergewicht wie den späteren, früh verstorbenen Wien-Sportchef Ing. Franz Hölbl, der 1954 sogar Europameister und in der Vor-Wlasow- und Alexejew-Ära hinter zwei US-Amerikanern eine WM-Bronzemedaille geholt hat.

Ja, das war einmal in Zeiten, in denen die Österreicher mit dem Sommersport-Wasserkopf Wien noch sportliche Selbstversorger waren – und die Nachricht, dass Rotweißrot in Jerewan durch einen gewissen Hmayak Miskyari eine EM-Bronzene im Stemmen gewonnen habe, als typischer Radio-Jerewan-Witz empfunden worden wäre. Aber es ist kein Witz, denn die Stadt der einst starken Männer schwächelt, was die Kraftmeier betrifft, obschon ja Fitness-Center mit Kraftmaschinen aller Arten und Formen nicht nur in Wien, sondern im ganzen Lande aus dem Boden geschossen sind wie die Schwammerln.

Da aber gut Ding schon seine Welt braucht, so macht man halt im, Sport aus der (Wirtschaft)-Flüchtlingsnot eine Tugend und bürgert Gewichtheber aus jenem Land ein, in dem Stemmen ein Nationalsport ist, so ähnlich wie Ringen und andere Kampfsportarten. Mit Sargis Martirosjan hat Miskyari ja einen ehemaligen wie neuen Landsmann, der ebenfalls schon Medaillen für seine Wahlheimat gewonnen hat und auch bei Olympia in Tokio am Start war. Wobei es in der Martirosjan-Klasse einen zweiten Stemmer dieses Namens gibt, der für Armenien etwas mehr gewinnt als der bei uns eingebürgerte Sargis. Aber so ist da halt mit den armenischen Hubers, Maiers, Müllers, Schmieds usw.

Jetzt bliebt nur noch abzuwarten, ob das einstige heimische Kremser Wunderkind Sarah Fischer hält, was man sich von ihre mehrfache Junioren- und U23-Europameisterin versprochen hat. Damit würde es Fischer schaffen, voll im Trend zu liegen und direkt am Puls unserer Zeit zu sein wie die Mannsbilder eben diesen Parametern längst hinterherhinken – als Testimonal und Musterbeispiel, dass wenn inzwischen die starken Frauen den Ton angeben.Anders als Sarah, die Vorzeige-Gewichtheberin, haben sich zarte Mädels inzwischen schon zu zwei Goldmedaillen gestemmt. Allerdings nicht mit Hanteln, sondern mit ihren Händen – jawohl Händen.

Wir haben zwar seit Jahrzehnten keinen zweiten Toni Fritsch mehr in die neue Welt gesetzt wie jenes unvergleichliche Original, das Superbowl gewonnen hat und ins Allstar-Team berufen wurde. Dafür aber haben wir Österreicher den besten Nachwuchs bei den Teenager-Cheerleaders, also bei denen, die mit ihren zarten Körpern mit unglaublichen, akrobatischen, nicht ungefährlichen Einlagen bis Verrenkungen für Extra-Stimmung beim Football sorgen. Ich fürchte, wir werden noch ein paar andere absurde „Disziplinen“ finden, mit denen wir die Defizite im klassischen echten Sport übertünchen können. Freund Mensur Suljovic übrigens ist auch bei den Darts Open irgendwo im Lande am Start. Da dürfen wir natürlich nicht verpassen, ob Treff endlich Atout ist. Wie lange, das ist eine andere Frage, weil ja Wurfgeschosse von Urzeiten über indigene Völker bis zur Neuzeit etwas Kriegerisches an sich haben. 

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