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Wenn richtig falsch, falsch richtig und ein Immobile stets am Laufenden ist

Auch wenn´s den pazifistischen Gutmenschen ein Dorn im Auge ist, so wage ich trotzdem zu sagen: Die erste Semifinal-Schlacht ist geschlagen, die stolzen Spanier sind an ihrer schlussendlich bestraften Ineffizienz zerbrochen und die Italia-Italia-Sängerknaben Pardon: der beste Euro-Männer-Chor, darf noch einmal in der Fußball-Kathedrale vorsingen. Na, da sieht man wieder einmal, was für unsere verhinderten Helden, aber Sieger der Herzen alles möglich gewesen wäre, wenn … Nein, schwelgen wir nicht in Erinnerungen, obschon sie so guter Balsam auf die Wunden sind, sondern ziehen wir ein Resümee der ersten 120-Minuten-Schlacht von Wembley. In der haben die Mancini-Italiener (lohne ihren schwer verletzten Neo-Star Spinazzola) über weite Strecken vieles falsch, am Ende aber durch ihren schusssicheren, nervenstarken Brasil-Import Jorginho alles richtig gemacht, während die ballsicheren, abschlussschwachen Spanier vieles richtig, sogar zeitgerecht getauscht und dann – ja, so grausam können Fußballgötter sein! – sich der eingewechselte Morata, kaum dass er die Torsperre mit dem 1:1 gebrochen hat, wieder in  Chancentod und „Totengräber“ der Spanier verwandelt hat.

Der Rest ist höchstes (noch unvollendete) Geschichte für Italien. Oder Schwamm drüber bei den greinenden Iberern, die auf der Suche nach Sündenböcken sicher schnell fündig werden bei einer schönen Auswahl von Trainer (Luis Henrqiue), Tormann (Simon, noch dazu „Untat“) und den Verneblern a la Morata, Moreno, Olmo, Oylazabal. Womit wir bei einem interessanten Thema sind, das nicht zuletzt auch unter der umgedrehten Devise: Angriff ist die beste Verteidigung, der spanische Coach, Ex-Barca-Star und Real-Madrid-Ignorant Luis Henrique thematisierte. Morata, so hatte er gemeint, dürfe man keinen Vorwurf machen, er wäre einer der wichtigsten Spieler gewesen, der sich im Dienst der Mannschaft aufgerieben habe und dass er sich trotz Verletzung noch dazu (vor)gedrängt hatte, einer der ersten fünf Elferschützen zu sein, spreche sowieso für seinen tollen Charakter. Ja, alles eine Frage der Perspektive, was sich auch bei diversen Gesten der Spieler bestätigt, wenn sie – nein, nicht Tore öffnen, sondern zu weite, zu schwache, zu unpräzise Vorlagen und damit mögliche Chancen doch nicht erreichen können.

Laufwunder Immobile, Stürmerschreck Donnarumma und Chancentod Morata standen im Semifinale oft im Mittelpunkt.

In Zeiten wie diesen zeigt ein Spieler dem anderen keinen Vogel, sondern mit dem Daumen nach oben, um zu signalisieren: Leider nicht perfekt gemacht, aber super ausgedacht, Burschi, nein: Junge, weil wir – allerdings nur in fußballerischer Nachbarschaftsliebe – neuerdings nur noch Jungs haben. Und wenn eines der vielen Kinder ohne Traurigkeit eines der anderen ohne Rücksicht auf Verluste umsäbelt, dann eilt es als einer ersten an die „Unfallstelle““, um sich nach dem werten Befinden zu erkundigen oder wieder auf die Beine zu helfen, vielleicht auch mit dem zarten Hinweis, dass Rache nicht unbedingt süß sein muss.

Ja, auch der Fußball geht eben mit der Zeit, so gut und so weit es geht. Das fängt bei der neuen Sprache an und hört mit tollen Gesten und schöngeredeten Niederlagen auf. Was das betrifft, so sind wir Österreicher, nur durch höhere Gewalt aus der Fußball-Euro in die TV-Zuschauerrolle gedrängt, ganz vorne dabei. Sollten der Italia-Männerchor auch nach dem Finale noch Siegeslieder anstimmen, dann wären wir auch dabei, weil wir ihnen erst gelehrt haben, wie man auch in Verlängerungen an seine Grenzen geht und über seinen Schatten springt. Auch wenn – Faust aufs Aug´- ein Symbol ihrer Lauf- und Sprintfreudigkeit ausgerechnet Immobile heißt.  Und im Tor eine fast zwei Meter große Donna steht mit der zweiten Silbe Rumma, die den Stürnerschreck skizziert. Ja, wer soll sich da noch auskennen…

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