Eigentlich wollte ich ja beim Meet-and-Greet mit Comeback-Kid Dominic Thiem im Schloss Mirabell in Salzburg dabei sein, aber dann kam eine Verkühlung dazwischen. Also ging´s ab ins Schwitzkastenbett statt in den Railjet. Und statt selbst Eindrücke zu sammeln, wie es um den zweiten Grand-Slam-Turniersieger unserer Tennisgeschichte vor dem nächsten Anlauf steht, musste ich mich aus zweiter Hand, allerdings verlässlicher Quelle, informieren.
Und wie mir der frühere ORF-Tennis-Kommentator und Moderator Andreas Durieux verriet, war er im Schloss Mirabell einem nach der schockierend-frustrierenden Niederlagen-Serie (7 am Stück) demütigen, bodenständigen Thiem begegnet, der sich Zeit nahm für Gespräche mit Kommunal-.und Regionalpolitikern ebenso wie zu Small Talk mit Sponsoren und Interviews mit Reportern.
Dominic Thiem will in Salzburg endlich gewinnen – gegen den Austro-Kroaten Filip Misolic, der nichts zu verlieren hat.
Irgendwie, so habe man heraushören können, wäre die Lust am Tennis bei ihm wieder da – und vor allem durch das Training in Barcelona mit dem von Wimbledon ausgesperrten Russen Rublew, Wien-Sieger von 2020, eine neue Motivation. Diese Ballwechsel und Schlagabtäusche mit einem Top-10-Spieler, so deutete Thiem an, hätte er gebraucht, um bei einem Trainings-Drill auf höchstem Niveau auch wieder so viel Selbstbewusstsein zu tanken, dass er wieder gewinnen kann.
Auf den ersten Blick und aufgrund des beiderseitigen Pedigrees müsste es gegen den 20jährigen Austro-Kroaten Folip Misolic eigentlich einen Pflichtsieg gegeben, aber nichts ist oft so schwierig im Sport im Allgemeinen und im Tennis im Besonderen wie programmierte Erfolge zu erringen. Und anders als Thiem, der zwar aus einer guten Trainingswoche kommt, war der Erfolgslauf von Misolic bei den Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf erst vom ein Jahr jüngeren Radstädter Lukas Neumayer, Österreichs größtem Talent, das auch bei Junioren-Grand-Slams schon aufgezeigt hat, getoppt worden. Und anders als der klare Favorit Thiem, auf den alle Augen gerichtet sind, weil alle hoffen, dass er im achten Match seit seiner Rückkehr im März endlich wieder gewinnt, hat Misolic absolut nichts zu verlieren, also daher auch keinen Druck.
Was das ausmachen kann, hat man ja dieser Tage auch in Wimbledon verfolge#m können, vor allem bei den Damen, wo auch die vermeintlich unschlagbare Polin Swiatek mit anderen Größen vorzeitig abserviert wurde. Wenn Thiem aber so locker aufspielt, wie er sich im Schloss Mirabell zumindest nach außen hin gegeben hat, sollte er mit seinem eigenen Schatten auch Filip Misolic überspringen. Lassen wir uns überraschen, wie es am Dienstag, 18h, dann wirklich ausschaut. Im ORF-Sport+ kann man live dabei sein…