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Wie aus heiterem Himmel: Tennisjuwel Schwärzler und Melzer getrennt

Wer die Lobeshymnen und Dankesbezeugungen des Tennis-Teenagers an seinen rekonvaleszenten Personalcoach, Sportdirektor und Daviscup-Kapitän Jürgen Melzer in den Ohren hatte, den haben  die neuesten ÖTV-News quasi vom Hocker g´haut. Ab sofort ist nämlich das Vorarlberger Tennisjuwel Joel Josef Schwärzler, 18 Jahre und ein gutes halbes dazu, nicht mehr Vertragsspieler des Tennisverbandes und damit offenbar auch nicht mehr Schützling des von ihm drei Jahre lang mit höchster Hochachtung geschätzten Sportdirektors, der sich seinerseits bis zu ersten kritischen Äußerungen geradezu schützend (“Ich lass´ mir den nicht schlechtreden!”) vor ihn gestellt hatte.

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Jürgen Melzer. Die primäre Aufgabe von meinem Team im ÖTV und mir besteht darin,
Spieler:innen bis zu einem gewissen Grad zu entwickeln und anschließend in individuelle 
Strukturen zu übergeben diese Aufgabe haben wir im Fall von Joel bestens erfüllt.
Gemeinsam haben wir Joel bis zur Nummer eins der Jugendweltrangliste gebracht und
ihn bei seinem Einstieg ins Herrentennis bis unter die besten 400 der Welt begleitet. Es
ist für Joel der richtige Moment, sich sein eigenes Team aufzubauen mit einem Coach,
der ausschließlich für ihn zuständig ist, der sich voll und ganz seiner Weiterentwicklung
widmen kann und der mit ihm Woche für Woche zu Turnieren reisen kann.

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Was zu der völlig unerwarteten, auch in den Bad-Waltersdorf-Tagen nicht einmal andeutungsweise gehörten, abrupten Trennung geführt hat, das entzieht sich nicht nur meiner Kenntnis. Und aus meiner distanzierten Perspektive finde und empfinde ich es auch für verfrüht und darum auch falsch und fast schon verantwortungslos, dass ein kaum dem Tennis-Kinderschuhen entwachsener Teenager, der beim Übergang vom dominanten Juniorenalter in den Profibereich trotz eines Sieges in einem schwach besetzten Challenger mehr Niederlagen  einstecken musste als Selbstvertrauen zu tanken, jetzt sein eigener Herr in einem von ihm zusammengestellten Team sein soll.

Wie auch immer die neue Gruppe oder Truppe aussehen wird, die Schwärzler nicht nur Beine machen, sondern ihn von einem Platz um die 400 unter die Top 100 führen, ist zumindest für unsereins, aber auch Tennis-Insidern noch ein Geheimnis. Da dezidiert in der ÖTV-Aussendung auch festgehalten wird, dass er künftig nicht mehr in der Südstadt trainieren wird, fällt auch die Vermutung flach, dass er unter Günter Bresnik – mit ihm hat er mitunter nach Absprache mit Melzer des Öfteren trainiert – einen neuen Anlauf nehmen könnte oder würde, sein durchaus großes Potenzial auch umzusetzen.

Man kann also gespannt sein, wo der junge Vorarlberger landet. Und ob es dem neuen Coach im Schwärzler-Team gelingt, die zuletzt unübersehbaren auch technischen Defizite wettzumachen. Denn eines ist klar: Österreichs Tennis braucht im endgültigen Jahr eins nach Thiem einen Spieler, der nicht auf Juniorensiege verweist, sondern gegen Männer seinen Mann steht. 

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