Website-Icon Metzger.Live

Wie Chuzpe-Sinner die Ryad-Millionenshow bei Turnier-Absagen rechtfertigt

Vorweg ist´s mir wichtig zu sagen und zu schreiben, dass mir Jannik Sinner als Südtiroler aus Sexten nicht nur seiner Grenznähe zu Osttirol und Österreich schon immer besonders sympathisch, mehr noch: fast liebenswert schien. Irgendwie hat  er von seinen Teenagerjahren an, in denen er schon zeigte, was er einmal draufhat, so etwas wie ein bubenhafter Unschuldsengel nicht nur gewirkt, sondern eben diese Aura auch verbreitet.

Seit es nicht nur einen, sondern gleich deren zwei positive Dopingtests (im März!), die erst Monate später, also kurz vor den dann von Sinner gewonnenen US-Open ans Tageslicht kamen, scheiden sich die Geister sowohl an der neuen Nummer 1 der Tenniswelt als auch an den Ungereimtheiten in dieser Causa. Einem Fall, der so oder so zu einem Präzedenzfall zu werden droht, seit die Welt-Anti-Doping-Agentur einen Einspruch gegen den gerichtlichen Freispruch eingelegt hat.

Die wie auch immer anrüchige Angelegenheit zieht sich inzwischen ja seit Monaten hin wie ein Strudelteig und auch nach dem Einspruch der WADA beim Sportsgerichtshof CAS vor vier Wochen hat sich zumindest juristisch nichts mehr getan, Freund Sinner hingegen hat trotz Damoklesschwert wie gehabt frisch von der Leber weg weiter gesiegt und kassiert, als würde es keine drohende Sperre geben.

Dass er nach dem Masters-Triumph in Shanghai zwar zu müde war, um den Wien-Titel beim Erste Bank Open 500  zu verteidigen, hätte wohl jeder akzeptiert, dass er stattdessen aber schnurstracks zu den Saudis flog, um in Ryad gegen ein Startgeld von 1,5 Millionen und den dann gewonnenen Siegespreis von 6,5 Millionen Dollar bei einer Starparaden-Show mehr Geld einzustecken als bei zwei Grand-Slam-Siegen, hat ihn dann schon eher in ein schieferes Licht gesetzt, bei dem er – auch wenn es seine engsten Freunde und treuesten Fans nicht hören mögen – einige Zacken aus seiner Sympathiekrone verlor.

Apropos Krone. Sinner selbst, inzwischen in Rom und aller Welt mehr daheim als in Südtiroler Landen, hat sich eine ebensolche mit einem Ausbund an Unverschämtheit aufgesetzt mit der Form, wie er seine Teilnahme am Six-Kings- Slam in Ryad bei gleichzeitiger Absagen (un) gerechtfertigt  hat. Einer derart provokanten Aussage, dass sie einen offenen Mundes zurücklässt – oder nur mit Chuzpe treffend zu charakterisieren ist, dem jiddischen Wort für unverschämte, freche Dreistigkeit. 

Jannik Sinner also hat sich, von wem auch immer dazu animiert oder noch schlimmer dem eigenen Mammon-Triebe folgend, zu der Aussage verstiegen, nicht der horrenden Start. und Preisgelder ohne Weltranglistenpunkte wegen in Ryad gespielt zu haben, ganz im Gegenteil, ihm wär´s nur darum gegangen, gegen die Besten der Besten zu spielen. Ganz so, als würd´s das bei Exhibitions besser gehen als bei hochdotierten 500er- oder 1000er-Turnieren. Wumm. Verhöhnung hoch fünf!

Wer das liest und hört, dem müssen sich die Haare, sofern vorhanden, aufstellen. Und es lässt auch die Frage zurück, ob ihm aktuell besten, sportlich allseits bewunderten, fast auf Händen getragenen Unschuldsengel womöglich auch noch ein Lügenbaron steckt, der Abermillionen an Sportfreunden und Tennisfans in aller Welt zum Narren hält. Wohl nur ein Schelm, der so was denkt, oder?  

Die mobile Version verlassen