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Wie es ein Sportverband schafft, trotz eines Weltmeisters medial eher unterzutauchen

Stell Dir vor, am Freitag beginnt im nur 2:40-Bahn- und Autostunden vom Wien entfernten Budapest die Schwimm-Weltmeisterschaft 2022, aber ich kenn´ kaum jemanden, der davon Notiz nimmt abseits der Insider-Szene. Das ist deshalb geradezu unfassbar, weil wir Österreicher erstmals seit Rogan- und Jukic-Zeiten mit dem vom „Sport-Bäcker“ Ströck unterstützten Modellathleten Felix Auböck (1,98 Meter) sogar einen aktuellen Kurzbahn-Kraulweltmeister (400m) besitzen, der in Budapest zu den großen Final- und Medaillenanwärtern zählt.  Und ebendort hat Auböck bisher jedenfalls immer wieder Geschichte geschrieben, Rekorde aufgestellt (2017, WM-5.) und mit EM-Silber vor einem Jahr auch die erste Medaille seiner Karriere gewonnen. 

Da der Schwimmverband erst am heutigen (Ab)-Reisetag seine WM-Pressekonferenz (live in ORF Sport+ am Vormittag, wo bekanntlich die Einschaltquoten explodieren) abhielt und der in Loughborough (GB) lebende, trainierende und studierende Felix im Final Countdown verständlicherweise lieber ohne Umweg und Seitensprung von London direkt nach Budapest fliegen wollte, fehlte just das einzig echte Aushängeschild vor Ort, wurde aber immerhin nach einer wichtigen Uni-Prüfung zugeschaltet. Allerhand! Wenn aber abseits der Szene so gut wie keine bekannten Gesichter von SchwimmerInnen an-und aufgeboten werden, dafür aber eine neue Generalsekretärin namens Doktor Julia Powischer, dann darf man sich nicht wundern, wenn das mediale Feedback eher bescheiden ausfällt. Da nützt es auch nichts, wenn der sehr v erbesserte Kärntner Kraul-Sprintrekordler Heiko Gigler ankündigt, „dass wir das Wasser in Budapest zum Kochen bringen!“ 

Felix Auböck mit Ex-Schwimmerin und Ströck-Einkäuferin Nadarajah-Melzer, PK-Werbung für die Schwimm-WM.

Und wenn dann wegen einer aktuell absolut chancenlosen 4x200m-Kraulstaffel der Damen die dafür aus Los Angeles eingeflogene, zuletzt eher form-lose Marlene Kahler sagt, dass bei ihr nach dem Olympia-Hoch (3 Rekorde) von Tokio 2021 halt mit allem Drum und Dran an der University of California ein Tief hat folgen müssen, sie also mit Null-Erwartungen nach Budapest fährt, dann kenn ich mich mit solchen Nominierungs- und Entsendungskriterien nicht mehr aus. Immerhin hat man mir insofern ausgeholfen, dass als mögliche Qualifikation die Hochrechnung genügt haben soll, dass diese Staffel die Tokio-Quali bei der WM2019 geschafft hätte, wäre die Vizepräsidententochter Lena Opatril damals mitgeschwommen.

Da das offenbar so sein dürfte, wie es informierte, aber lieber ungenannt bleibende Personenkreise kolportieren, dann war klar, dass die angehende Lehrerin Lena mit einer heurigen 200m-Bestzeit (2:04,07/ÖR 1:58,53,Lisa Zaiser/Weltrekord Pellegrini, Italien, 1:52,98) natürlich das Quartett mit Kahler, Kreundl und Pammer unbedingt ergänzen muss, alles andere wäre ja ihrem und dieser Staffel tollen Potenzial nicht gerecht geworden. Wäre ja noch schöner, so eine fabelhafte Chance auf ein Top-Resultat (Vorlauf in etwa 15 bis 20 Sekunden zurück) zu verpassen.

Ja, dieser kleine Seitenhieb muss schon erlaubt sein, auch wenn es andererseits berechtigte Hoffnungen gibt, dass eine 4x100m-Lagenstaffel der Männer mit Bernie Reitshammer, Valentin Bayer, Simon Bucher und Gigler eventuell unter die Top 10 kommen oder bei einigem, Glück sogar ein Finale erreichen kann, allerdings immer unter der Voraussetzung, dass alle das Maximum herausholen. Und es stimmt schon, dass wir da und dort mit dem genannten Quartett, dazu Brustschwimmer Christopher Rothbauer und mit der in Budapest wegen des Matura-bedingten Trainingsrückstands fehlenden und erst bei der EM (Rom, August) wieder einsatzbereiten Lena Grabowski (Kurzbahn-EM-Bronze, Vize-Juniorenweltmeisterin 200m Rücken) zumindest auf europäischer Ebene über starke SchwimmerInnen verfügen. 

Aber in Wahrheit reduzieren sich die echten, realistischen Chancen auf WM-Finale und WM-Medaille auf jenen Felix Auböck, 25, der aus durchaus verständlichen Gründen bei der Live-PK in Wien nicht vor Ort sein konnte, weil er sich in Budapest nach seiner zweiten Medaille „ströcken“ will.. Eine neue, durchaus sehenswerte Generalsekretärin kann das allerdings nicht kompensieren. Wenn  sie es nicht wissen sollten, dann kann ich Ihnen aber verraten, dass Ungarn derzeit in aller Munde ist, weil es die englischen Fu0ßball-Euro-Finalisten mit 4:0 zerlegt, dass die Fußball-Legionärin Sarah Puntigam ihre US-Freundin als Euro-Zusatz-Motivation noch schnell geheiratet hat, Seidl-Waller bei der Beachvolley-WM in Rom mit vier Siegen in vier Spielen das Achtelfinale erreicht haben – und Ferrari-Star Leclerc den Flieger nach Montreal verpasst hat. Das alles findet sich im ORF-Teletext und in einigen Online-Zeitungsportalen. Angesichts dessen muss eine Schwimm-WM samt Felix Auböck trotz bestem Willen ja untergehen, oder.…?

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