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Wie Kleinformatiges gern aufgemotzt und Großartiges oft allzu klein gedruckt wird

Es gibt den König Fußball, eh klar, der mit oder ohne WM, mit oder ohne Kritik, Boykott oder Lob, bei uns wie in weiten Teilen der Welt das Zepter schwingt, da können die Football-Amis noch so sehr ihre Werbetrommel rühren. Und natürlich gibt´s bei uns den Nationalsport Skirennlauf, den es, so hofft nicht nur die Alpenrepublik, bald wieder hereinschneit, damit er auch den Wintertourismus beflügelt in einer schwierigen Energie-Zeit. Aber wenn ich dann Sportseiten in Zeitungen durchblättere, in Online-Sportportalen surfe und dazu Teletext-Meldungen – sofern vorhanden – in den diversen Networks lese, komme ich oft aus dem Wundern kaum heraus.

Ja, gehöre ich wirklich zu den Ewiggestrigen, die immer noch vermeinen, man müsste schon von Staats wegen die klassischen, fast durchwegs olympischen Sport-Disziplinen und dabei spezielle Einzelleistungen ins rechte Licht rücken statt vergleichsweise sekundäre Sportler-Transfers, aufgebauschte Zweitklassenerfolge oder wechselhafte Legionärs-Bilanzen an die große Glocke hängen?

Ja, das frage ich mich immer wieder, wenn ich mit Staunen lese, dass zwar die Minnesota Wilds verloren haben, unser Jung-Twen-Neo-Profi Rossi aber fast sein erstes NHL-Tor geschossen hätte. Fast. Knapp vorbei. Also daneben. Aber toll, dass  der Grazer Eishockeyklub jetzt einen US-Altstar geholt hat, der – nein, nein: natürlich längst nicht mehr aus der NHL kommt, sondern von einem slowakischen Verein, nachdem er jede Menge heimischer Klubs abgegrast hat. So einer im längst abgelegten Rangers-Dress macht ja auch optisch schon mehr Sinn als ein fürs Selbstvertrauen wertvolles 3:1 des Nationalteams im Deutschland-Cup gegen die in der A-Gruppe inzwischen etablierten Dänen!

Dafür war – hurra! –  beim Darts-Helden Suljovic endlich wieder Saison mit einem Sieg samt Aufstiegschance beim Grand Slam. Umso bitterer hingegen für die ÖTV-Tennisdamen, dass sie nach gezwungenem Spielglück gegen Lettland (mit der mehr als schwer übergewichtigen Ex-Paris-Siegerin Ostapenko) das Losglück verlassen und dazu mit dem weiten Play-off-Ausflug zum Auswärtsduell mit Topfavorit USA bestraft hat. Ob mit Grabher oder einer Paszek wie in besten Tagen – das wäre dann die große echte statt der Mini-Sensation gegen das allerdings ziemlich breite lettische One-Woman-Team. Und die teure Reise wert…

Der Deutsche Rhijnen fing Gabriel Odor um Zentimeter beim Massenstart ab. Aber auch Silber war sensationell.

Ich möchte auch noch erinnern, dass sozusagen hinter dem Rücken des eingefrorenen Interesses auch der Eissport wieder Saison hat. Die heimische Ice-Challenge in Graz mit zukunftsreicher internationaler Besetzung ist mit den Plätzen 9 und 12 (Maurizio Zandron bzw. Loic Maierhofer) unter 25 Herren, Rang 10 bei den Damen (Stefanie Pesendorfer) und der Junioren-Talentprobe eines Tobia Öllerer (2.) an den meisten Lesern, Hörern, Sehern abseits der Szene allerdings sozusagen wie immer vorbeigegangen.

Und nicht nur darum, weil ich mich seit den Tagen eines Hermann Strutz über Braunecker, Jäger, Hadschieff und Hunyady, Bittner-Herzog und Heidegger für Eisschnelllaufen begeistert hab, weiß ich den zweiten Platz des Tirolers Gabriel Odor beim Weltcup-Auftakt in Stavanger im Massenstart besonders hoch einzuschätzen, schließlich machte die Meute der Topstars Jagd auf ihn, den Tiroler, und den siegreichen Deutschen, ohne die beiden stellen zu können. Nur ein paar Hundertstel, also eine Schlittschuhlänge, haben zum Premieren-Sensationssieg des Ex-Junioren-Weltmeisters geführt.

Wie es dazu kann, dass er über seinen, aber auch den langen Schatten der Exweltmeisterin Vanessa Herzog springen konnte, das ist vor dem nächsten Weltcupstart in Heerenveen, Holland, ein eigenes Blog-Thema. Als Abwechslung von der allzu eindimensionalen Berichterstattung, die demnächst mit Fußball-WM und Skiweltcup in Levi und Übersee zwangsweise wie das Amen im Gebet einsetzt…

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