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Wie man Sport mit Knaussing, Lindsey und Co. rädert

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Stell Dir vor, in den 70er, 80er, 90erJahren hätten gleich zwei Österreicher Tritt gehalten mit der Spitze im Giro d´Italia-Klassiker, es hätte Sendezeiten und Zeitungsspalten gefüllt. Ja, damals, als es einer Sensation glich, wenn Gerhard Zadrobilek einmal Etappenzweiter in der zweitwichtigsten, traditionsreichsten aller Radrundfahrten geworden war! Und heutzutage, da Patrick Konrad einige Tages-Topresultate und Platz 9 im Gesamtklassement auf dem Konto hat und ein Hermann Pernsteiner unter den Top 15 rangiert, da wird das quasi im Vorbeischauen fast als Selbstverständlichkeit betrachtet!

Grad so, als wär´s geradezu normal und legitim, vom Leichtathleten- und Wien-Marathon-Macher-Sohn Konrad zu verlangen, dass er endlich einmal eine Etappe gewinnt, wenn nicht das Rosa Trikot anzieht, schließlich fährt er ja auch in einer starken deutschen Mannschaft, nicht wahr, oder? Aber wer kennt die Fahrer, nennt die Namen, hinter denen so viel an Klasse steckt, dass es – Tour davor, Vuelta als direkte Konkurrenz – schwer genug ist, ihr Tempo zu halten. Für die meisten allerdings so gut wie unbekannte Größen, weil man sie abgesehen von Eurosport so gut wie nie vor den TV-Augen hat.

Als ich ein Bub war, da hab ich mich in Pre-Eurosport-Zeiten noch an Direktübertragungen von Rundfahrtklassikern begeistern können. Da kannte ich all die großen Namen samt Anekdoten und Histörchen über dieselben, die damals den Giro und die Tour beherrschten, Heldendramen und Sündentaten inklusive. Von einem „Campionissimo“ Coppi über den “Päpstlichen Kämmerer“ Bartali bis zu Koblet und Kübler, von Bobet bis Anquetil und Poulidor, von Merckx über Gimondi bis Ocana. Und damals war´s ganz ohne moralinsaurem Gejammer sogar noch möglich bis erlaubt, sich an kuriosen Animositäten oder verbotenen (Doping-)Tricks zu erheitern wie etwa der Tatsache, dass ein Alpe-d´Huez-Sieger wie der Belgier Michel „Tricky“ Pollentier bei der Dopingprobe mit einer unter der Achsel in einem Beutel versteckten Fremdurin-Probe die Kontrollore vergeblich hatte hinters Licht führen wollen. Oder Frans de Muynck, ebenfalls Belgier, den Giro d´Italia 77 deshalb (gegen Felice Gimondi um 19 Sekunden) verlor, weil sich ausgerechnet sein Landsmann Roger de Vlaeminck in offener Feindschaft gegen ihn und seinen Sieg verschworen hatte. Im nächsten Jahr gewann De Muynck dann doch – als letzter belgischer Giro-Triumphator!

Und heutzutage, wie schaut´s da aus? Alles so keim- und natürlich dopingfrei wie nur möglich, gefilterte Infos aus den Teams und abseits von ausländischen Sendern herrscht hierzulande Mattscheibe und Funkstille in der kollektiven Spekulation, ob David Alaba mit einem halben Fuß schon bei Juventus, womöglich gar bei Paris, Real, Barcelona, Manchester oder sonst wo in der Tür steht bzw. mit oder aus vollem Herzen bei und mit den Bayern weiter versucht, den Gegnern die Lederhosen auszuziehen. Oder man begeistert sich angesichts des Alptraums formschwindsüchtiger ÖSV-Stars an der Traumfigur, die die emeritierte Ski-Kanone Lindsey Vonn zur Schau trägt – natürlich an einem Traumstrand zu ihrem 36er, wo sonst! Ja, was die Blicke durchs Schlüsselloch betrifft, da sind wir mittlerweile up to date, da macht uns niemand mehr was vor.

Und zudem gibt´s neeuerdings  auch ein „Knaussing“, das uns der allseits beliebte, inzwischen aber Nicht-mehr-Kamerafahrer, sondern nur noch Co-Kommentator Hans Knauß frei Haus ins Wohnzimmer liefert. Und was soll das, bitte vielmals, sein? Man geht, was ja ohne  verlockenden Modeworts vielleicht gar nicht ginge, auf Anraten des Gösser-Boten in den eigenen vier Wänden in die Hocke, heutzutage ins „Knaussing“ und nicht mehr die altbekannte a la Karl Schranz anno 1969! Das Rad dreht sich und dreht sich. Und gerädert wird der wahre sportliche Wert von Sport-Events, der offenbar in Zeiten des Mainstreams nichts mehr verloren hat. Wen interessiert da schon, dass da Österreicher im Giro bei den Besten dabei sind? G´winnen müssen´s, sonst san´s ja nix wert, die Buam. Sonst zag mi liaba Darts mit skurrilen Wirthaus-Figuren und Irokesen-Frisuren rund um unseren „Obersportler“ Suljovic. Es lebe der Sport, der nichts bewegt!

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