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Wien, wie es läuft, Mainz wie es singt und lacht, und ein FC Bayern, der aus dem letzten Loch pfeift

Der Final Countdown hat je längst begonnen, was den Vienna City Marathon anbelangt, bei dem es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit afrikanische Sieger: Innen gibt und, wer weiß, die Hoffnung stirbt ja zuletzt, auch österreichische Marathonrekorde bei Männlein wie Weiblein, ein anderes Geschlecht hat ja noch keine Ambitionen deponiert, mitmachen zu wollen.

Wie gesagt, der Marathon von der Reichsbrücke, von der ich mich wundere, dass sie immer noch so heißen darf in Zeiten wie diesen, bis zum Burgtheater erzwingt viele Umleitungen, was wieder unsere Gesellschaft in Marathon-Fans teilt, die sich die Hände wundklatschen  oder sich nicht sattsehen können an den Fitness-Jünger: Innen, und jenen, die sich grün und blau ärgern, dass nichts den gewohnten Weg geht wegen der Abertausenden an Laufwütigen, die zumindest in der Zweimillionen-Metropole einmal im Jahr den falschen Eindruck erwecken, Wien wäre eine Sportstadt.

Aber zwischen politischer Korrektheit, vorgegaukelter Realität, Fake New und der nicht immer angenehmen Wirklichkeit besteht eine Kluft. Und wenn von gesetzten Zielen, hohen Ansprüchen und damit kontrastierenden Ergebnissen die Rede ist, dann kann es sich beim Themen-Wechsel nur um den FC Bayern München handeln. Jenen FC Bayern, bei dem als neuer, alter FC Hollywood das Shakespeare-Zitat: Die ganze Welt ist Bühne, eine tragikomische Reprise erlebt. Schon vor und erst recht nach dem blamablen 1:3 des danach von Dortmund von der Spitze verdrängten Rekordmeisters bei Mainz 05 ging in den Online-, Zeitungs-, TV-, Radio- und sonstigen Meinungs-Umfragen das vorerst virtuelle Köpfe rollen los.

Wer soll den Schädel hinhalten, dass es den aus welchem Grund auch immer vorerst verkorksten Trainerwechsel vom Medienliebling Nagelsmann, dem Mittdreißiger, zum nicht gerade Sympathikus Tuchel, nicht hur 20 Jahre älter, sondern summa summarum weit erfolgreicher, gegeben hat? Hat Tuchel etwa verlernt, wie man Stars behandelt, obschon er vordem bei Paris- St. Germain und Chelsea (Champions League-Sieg) mit Superstars gearbeitet hat? Und wenn stimmt, was der via Servus-TV von Fjörtoft zum Wackelkandidaten gestempelte FCB-Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn sagt, dass Tuchel der Letzte in der Reihe wäre, über den diskutiert würde, dann lässt das einerseits tief blicken und gibt Spekulationen so viel (Spiel)Raum wie der FC Bayern den Mainzern, bei denen Singen und Lachen angesagt war.

Dass es bei den Bayern, denen derzeit die Lederhosen ausgezogen wird, nicht nur sportlich der Haussegen schief hängt, das hat ja die Watschen-Affäre von Mane und Sane ziemlich deutlich bestätigt. Aber dass diese fatale Abwärtsspirale erst ihren Lauf nach oder wegen des Trainingswechsels so gekommen sein soll, diesen Unsinn kann  mir niemand so wenig reindrücken wie die Version, dass Nagelsmann nur deshalb fristlos entlassen wurde, weil er am Tag nach der Niederlage gegen Leverkusen zum Kurz-Skiurlaub mit (damals noch) Bild-Zeitung-Freundin im Zillertal gewesen wäre. Dazu kann ich als alter Schwurbler oder wie sonst man das nennt, nur sagen: Wer´s glaubt, der wird selig …

Ich will ja niemanden was anheimstellen, aber hätte es eventuell auch sein können, dass man in der Vorstandsetage des FC Hollywood zu hinterfragen begonnen hat, was die für den FC Bayern ja doch nicht essentiellen Einkäufe der früheren Nagelsmann-Leipziger Upamecano, Sabitzer und jetzt noch Laimer den Klub gekostet und gebracht haben? Könnte sein, dass sich der FC Bayern mit einiger Verspätung in der Einschätzung des 25-Millionen-Euro-Nagelsmann verspekuliert hat? Alles natürlich nur Konjunktiv, obwohl jahrelange Kenner der Bayern-Szene immer wieder gefragt haben, warum dieser nicht gerade pfeilschnelle Upamecano sein Stammleiberl hat, auch wenn er fatale Fehler begeht?

Wenn Kahn davon spricht, dass er keine Mannschaft gesehen hat, die Meister werden will, und Tuchel sogar eine, die sich nicht aufbäumt, also lauter leere Flaschen a la Trapattoni, dann ist das leicht erklärt. Wo eine Gruppe gespalten ist, dann ist sie halt keine Einheit, in der einer für den anderen alles gibt. Wo dieser Spaltpilz wurzelt, das entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich bin mir sicher, dass er schon lange wuchert und jetzt halt langsam auswuchert.

Alles eine Folge von verfehlter Transferpolitik, für die nicht nur der bärtige Salihamidzic, der eher olle statt tolle Olli und – obschon abserviert – natürlich auch Nagelsmann mitverantwortlich waren und sind. Auch wenn die Bayern natürlich noch immer Meister werden können und sicher in der kommenden Champions League wieder spielen werden – wer wie und wie schnell das zerschlagene Porzellan wieder kitten kann, steht auf einem anderen Blatt. Das könnte, im Gegensatz zum Lauftag in Wien, ein viel längerer, viel härterer Marathon werden. Und ohne Rekordzeit wie beim Trainerwechsel.

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