Mir ist selbstverständlich bewusst, dass das brisante Rassismus-Thema ein heißes Eisen ist, an dem man sich die (schreibenden) Finger schnell verbrennen kann. Black lives matter, keine Frage. Wie alle anderen Leben! Unsereins drängt sich aber nichtsdestotrotz bei allem Verständnis für weltweite Proteste gegen brutale, fatale und sogar letal endende Übergriffe von US-Polizisten die Frage auf: Macht es wirklich Sinn, die seit Wochen ausufernde Schwarzweißmalerei und damit verbundene Polarisierung nicht nur in der amerikanischen Gesellschaft mit Parolen, Bannern, Gesten und Geboten immer mehr und immer öfter auch in den Sport zu tragen?
Ich möchte nicht oder eigentlich doch wissen, wie viele der kleinen oder auch großen Stars sich aus echter Überzeugung niederknien, mitmarschieren oder boykottieren – und wer von ihnen es nur deshalb macht, weil es Mainstream und Political Correctness gebieten? Ich würde gerne wissen, ob Sportler unter diesem, auch medial gerade in US-Wahlkampfzeiten umgehängten Polit-Mäntelchen wirklich unter einer Decke stecken, die sie eint – oder sie die Politik unausgesprochen, heimlich, still und leise womöglich eher zu entzweien droht? Wann, wo und unter welchem Motto auch immer sich unterschiedliche Ideologien des Sports bemächtigten, dort haben sie sich post festum als Spaltpilz erwiesen, der Gegensätze aufbaut statt Mauern niederreißt. Schlag nach bei den Boykott-Spielen von Moskau und Los Angeles, aber auch schon in München und in Montreal.