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Wo Bussi-Bussi und Herz-Schmerz regieren, bleibt Sport auf der Strecke

Ich bin begeistert, wie gut mich manch Sportseiten und Sportportale darüber informieren, was gerade abgeht. Jetzt bin ich endlich richtig im “Bild“, weil ich weiß, dass Tennis-Golden-Boy Sascha Zverev zumindest vorübergehend sein Herz an das It-Girl Sophia Thomalla verloren hat, was wiederum die ATP nicht daran hindert, die Missbrauchsvorwürfe gegen den Fast-Zweimeter-Mann nach zwei Jahren zu untersuchen. Ja, nicht zu vergessen, um einer anderen Eilmeldung gerecht zu werden, dass ich Andy Murray ganz fest die Daumen halte, dass er – nein, nein, nicht dass er bald wieder Top 10 im Tennis wird, sondern den verschwundenen Ehering wieder findet. Ja, und ich bin auch sehr froh, dass ich mich jetzt wie Hunderttausende andere Leser oder User zu den Insidern zählen darf, der endlich weiß, was David Alaba mit Yusuf Demir unter der Dusche beim Nationalteam gesprochen hat, sozusagen ein internes „Clasico“ der rivalisierenden Spanien-Legionäre! Ich freue mich auch für Formel-1-Serienweltmeister Lewis Hamilton, dass er sich viel Kraft beim Seitensprung zur Fashion Week geholt hat, „weil Auftritte in der Modeszene wie zuletzt in Paris viel Last von ihm nehmen würden, er dann frisch, erholt und positiv“ auf die Strecke zurückkehren könne. Und wenn´s sein muss, dann auch mit einem wechselnden, jedenfalls auffallenden, diskussionswürdigen Outfit im bodenlangen Mantel …

So nebenbei gibt´s auch ein bisschen Info, was den Sport betrifft. Innsbruck hat den Trainer entlassen, im fernen Nordamerika hat Eishockey-Starlet Rossi einen Assist vor 14.400 Fans geschafft, der KAC mit dem Gruppensieg in der Champions League den Aufstieg fixiert und weitere mehr oder große Klinkerlitzchen gibt´s ja auch noch wie das fast tägliche Bulletin über NBA-Profi Pöltl, der sich allerdings erst in der Pre-Season-Testphase befindet.

Aber es kann auch anders gehen. Noch ist zwar nicht aller Tage Abend, aber an eben diesem wurde heute dann beim Schwimmweltcup in Budapest nn der Olympiavierte und Vize-Europameister Felix Auböck in der für ihn zweitbesten  Zeit von 3:39,50 ausgezeichneter Dritter hinter Südafrika-Jungstar Sates und Kurzbahnweltmeistet Rapsys aus Litauen. Und das, obschon Felix nach dem Olympia-Stress (dreimal Finale) noch eine verdiente Urlaubspause eingelegt und erst vor drei, vier Wochen wieder mit dem Training in England begonnen hat, die zwei Weltcupstarts für ihn und Trainer nur eine Standortbestimmung im Countdown zur Kurzbahn-WM in Abu Dhabi (Dezember) sind.

Na gut, was hinter sportlichen Leistungen steht, das scheint ja heutzutage nicht mehr so wichtig wie Bussi-Bussi, Herz-Schmerz-, Schauer- oder Shower-, Werbe- oder sonstige PR-Histörchen. Im ORF hat man es dankenswerter Weise zwar (mehr oder weniger gut versteckt) sehen und da wie dort sogar lesen können, grundsätzlich allerdings ist wohl an den meisten Sportinteressierten vorbeigegangen, dass es Ende September einen historischen Triumph gab. Ein selbst mir vordem kaum bekannter Bogenschütze namens Nico Wiener hat nämlich in South Dakota bei der Weltmeisterschaft nach Team-Bronze im Single gegen  einen vermeintlich unschlagbaren Holländer den goldenen Schuss gelandet.

Jawohl, ein Wiener, der kein Wiener, sondern Südburgenländer aus Schreibersdorf ist, hat Geschichte geschrieben in Yankton in den Vereinigten Staaten. Ein Nobody aus einem Dorf hat ins Schwarze getroffen, aber ich bin mir fast schon sicher, dass Treff in der heimischen Sportpolitik noch lange nicht Trumpf ist. Vielleicht sollte er sich ein Beispiel an Zverev nehmen – und mit Amors Pfeil auf einen ähnlichen C-Promi treffen wie Thiem auf (seine) Lilli. Dann, das wage ich zu behaupten, sind ihm eher Schlagzeilen sicher denn als Archery-Weltmeister, notabene in der Hi-Tech-Disziplin Compound, die im Gegensatz zum simpleren Recurve nicht olympisch ist. So ist´s, wenn man als Randsportler in einem so ausgeprägten Sportland wie Österreich aufs falsche Pferd setzt…

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