Bevor es wieder heiße Diskussionen um Sportler: Innen des Jahres gibt, die schon mehr als drei Monate vor Jahresende gewählt und kommenden Donnerstag gekürt werden, möchte ich mich wieder einmal mit dem Schwimmverband beschäftigen, der ja mit den Alexandri-Gold-Nixen auch Titelkandidatinnen bei der Mannschafts-Kür besitzt. Abgesehen davon, dass es sich bei den Synchron-Drillingen um einen Griechen-Import handelt, abgesehen davon, dass der Kraul-Exweltmeister, aber aktuelle Doppel-WM-Finalist Felix Auböck seit 2014 im Ausland lebt und trainiert, und die größten Tirol-Talente nach Linz übersiedeln mussten, um im Winter ordentlich trainieren zu können, es also fremde oder falsche Federn sind, mit denen sich der Verband gern schmückt, verschweigt er sportliche Pleiten oder redet einen Bäderumbau schöner, als er es ist.
Auf der OSV-Homepage jedenfalls hab´ ich heute keine Zeile über die teils erschreckend schwachen Leistungen der Österreicher beim Weltcup-Auftakt in Berlin gefunden – ganz so, als hätte es sie nicht gegeben. Mag schon sein, dass dieser Weltcup nach dem langen Wettkampf-Sommer mitten aus dem harten Training zu früh gekommen war, aber wer nicht gut genug in Form ist, der hat auch bei solch einem Top-Event nichts verloren. Für mich auch völlig unbegreiflich, wie die Südstadt-Truppe des Ungarn Balazs Fehervari, die bis vor zwei Jahren im steilen Aufstieg sogar Junioren- und EM-Medaillen gewonnen hat, seit mehr als einem Jahr mit einer Ausnahme (Brustschwimmer Bayer EM-Bronze-Staffel) sozusagen immer mehr abtaucht und untergeht. Vor allem die ehemalige Junioren-Vizeweltmeisterin und EM-Dritte Lena Grabowski aus Neusiedl, die aber inzwischen in Vösendorf neben dem Südstadt-Leistungszentrum daheim sein soll – als ausgewanderte Burgenland-Sportlerin des Jahres 22, in dem es nebenbei schon bergab ging.
Stichwort Neusiedl und den dort beschlossenen Umbau des Hallenbades mit einem neuen, nur angeblich wettbewerbsfähigen 25m-Sportbecken. Was heißt da wettbewerbsfähig? Da der neue Pool nur über sechs Bahnen verfügt, können dort höchstens interne Bewerbe ausgetragen werden, aber weder regionale noch überregionale Meetings oder Meisterschaften, die acht oder gar 10 Bahnen vorsehen. Da hätte sich der vorlaute Präsident aus dem Fenster lehen müssen statt via willige Medien nur Stunk übers ÖOc. Ja, so tickt der österreichische Sport, der sich ganz sicher Hand aufs Herz bei der – Nomen est omen – Lotterien-Gala-Nacht des Sports telegen samt Sportminister an die Brust klopft, aber wieder abgesehen von Einzelkönnern weit vom Puls der Zeit entfernt ist.
Mich erinnert diese Neusiedl-Geschichte an das umgebaute Wiener LA-Zentrum am Cricket-Platz beim Stadion, auf dem auch keine Laufmeetings jenseits von 100 (110m) ausgetragen werden können, weil es in den Kurven aus Spargründen zwei Bahnen weniger gibt als auf der Geraden. Besser hätte ja auch die Sportstadt Wien nicht unter Beweis stellen können, dass sie die Kurve vom vorgestern zum heute und morgen gar nicht kratzen will. Nicht um die Burg, dafür um das seit der Arbeiter-Olympiade 1931 Denkmal-geschützten Stadion. Es lebe der Sport?