Kaum hat die Fußballsaison so richtig Fahrt aufgenommen, schon beginnt das Trainerkarussell zu rotieren. Hire and Fire, also Heuern und Feuern, sind längst angesagt, davon können die Stars Thomas Tuchel (Chelsea) und Maurizio Pochettino (PSG), noch heute oder schon morgen Brendan Rodgers (Leicester), aber auch Domenico Tedesco (Leipzig), Thomas Reis (Bochum) und unser ehemaliger Teamchef Franco Foda (FC Zürich) ein Lied singen.
Wenn man hört, dass die Leicester-Foxes bei einer Rodgers-Ablöse ganz tief in die Tasche greifen und schlichte zehn Mille an Pfund zahlen müssen, so kann man nur den Kopf schütteln, welche Teufel die Verantwortlichen geritten haben, solch abenteuerliche, wenn nicht absurde Verträge mit Trainern abzuschließen, die sich immer mehr als Jobhopper a la Rodgers (seit 2008 bei Watford, Swansea, Reading, Liverpool, Celtic, Leicester) erwiesen haben. Und da ja ebendort, wo viel Mist gebaut wurde und sich angehäuft hat, nach neuen Besen gerufen wird, die ihn wegkehren, zahlen die jeweils betroffenen Klubs für oft überstürzte (Fehl)Entscheidungen die teure Zechen gleich oder auf Raten.
Abwarten, ob das in absehbarer Zeit nicht auch auf den zum Mittelmaß geschrumpften Rekordmeister Rapid auf unserer bescheidenen Ebene gilt, bei dem Ferdinand Feldhofer nach einem 1:1 gegen die vom Chelsea-Drama ausgelaugten roten Bullen aus Salzburg angeblich wieder fest im Sattel sitzen soll. Als würde ein Spiel mit einem Pünktchen, das man allerdings von der Majorität ebenso wenig erwartet hätte wie ein Duell fast auf Augenhöhe etwas daran ändern, dass das heutige Rapid sportlich und vor allem spielerisch nur noch eine Karikatur des Vereins ist, der sich in Europa einen Namen gemacht hat.
Eines Kultklubs in Grünweiß, der zweimal ein Finale im Cup der Cupsieger erreicht und mit Stars von Binder bis Krankl, Hasil bis Panenka, Starek bis Krajncar, Fritsch und Flögel bis zu Jancker und Herzog mehr als nur Ultra-Fans begeistert hat. Der mehr oder weniger gute Ferdl Feldhofer wäre ja dumm gewesen, hätte er das Rapid-Angebot abgelehnt, aber zuallererst muss ja jemand auf die Idee gekommen sein, einen Trainer zum vielleicht renommiertesten heimischen Klub zu holen, der zuvor bei einem – bei allem Respekt gegenüber Sponsor und Präsident Riegler – Provinzverein am Fuße der Pack den Machtkampf gegen einen nicht mehr taufrischen Spielmacher verloren hatte.
Womit wir wieder dort sind, wo die Wurzel allen Übels beginnt, nämlich bei mehr oder weniger reichen, aber einflussreichen Klubbesitzern oder Vereinspräsidenten, die den Fußball als Persönlichkeitsprothesen benützen bis missbrauchen. Und die sich am liebsten verlängerte Arme suchen, um nicht zu sagen: Hampelmänner, denen sie anschaffen, was sie zu tun haben. Da macht Rapid auch mit seinem vom Ex-Trainer zum Sportchef mutierten Zoran Barisic alles, nur keine Ausnahme.
Wie sehr sich die Dinge gegenüber früher verändert haben, haben ja jüngste Transfers bewiesen. Früher einmal wurden aus dem ehemaligen und auch noch aus dem Post-Jugoslawien hoch veranlagte Spieler geholt – jetzt gehen sie von Rapid, Austria und anderen heimischen Klubs zu Vereinen im ehemaligen Ostblock und auch ins Ex-Jugoslawien. Wer so etwas je für möglich gehalten oder gar laut gesagt hätte, wäre damals verlacht worden. Mittlerweile aber geht angesichts der unglaublichen Wirklichkeit vielen, aber nicht allen das Lachen. Nicht nur Trainern auf Schleudersitzen.