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Raufhandel-Opfer Burgi oder: Vom bösen Saulus zum heiligen Paulus

Eigentlich wollte ich ja keine Stellung nehmen zu der höchst dubiosen, bisher ungeklärten, folgenschweren Schlägerei für den 35jährigen Rapid-Kapitän Guido Burgstaller in früher Morgenstunde des vergangenen Wochenendes vor einer bekannten Wiener Volksgarten-Disco am Heldenplatz. Aber seit es sogar  Cover-Stories mit Fotos vom grünweißen Opfer gibt, seit Kollegen in Kolumnen ein Plädoyer für den Rapidler nicht sparen, der derzeit mit Schädelbasisbruch im Allgemeinen Krankenhaus liegt und wohl kaum seinen auslaufenden Vertrag bis Sommer 2025 mit voller Kraft erfüllen wird können, werde ich doch einige Blog-Zeilen darauf verschwenden.

Mir stellen sich nämlich die Haare auf, wenn von den Schockwellen berichtet wird, die die Rapid-Familie unversehens gepackt hat, wobei ich bisher zumindest nichts vom Rapid-Präsidenten, Regierungs-Verhandler oder gar Minister in spe und emeritierten ORF-General Alexander „Spatz-Vrabec“ Alexander Wrabetz gehört habe. Auf einmal werden just jene, die nach dem Derbyskandal wegen despektierlicher Hohngesänge lauthals verdammten und disziplinierten Sünder von denselben medialen Anklägern von gestern nun in die Rolle des schwer verletzten Opfers oder aber ebenso entsetzten Klubs versetzt, die alle so tun, als wär´s schlimmste Verschwörungstheorie, wenn hinterfragt wird, was der Kapitän als Vorbild um 6 Uhr früh vor einer Disco zu suchen hatte. Alles in gottlob lebender Abwandlung des römischen Spruches,  dass man über  Opfer nichts als nur Gutes berichten darf. Andersrum geschrieben: Politisch korrekt muss sein. Es lebe Heuchelei!

Ja, meine Blog-Freunde und/oder ebensolche Feinde – es liegt im Trend der Zeit, dass von einer neuen Normalität oder Nomenklatura einerseits bewusst verschwiegen wird, was frei nach N. Y. Times nicht fit to print (auch digital), ist, zum anderen Krokodilstränen zu vergießen, wenn was passiert, was einem nicht in den Kram passt. Natürlich ist´s schlimm und für Burgi und Rapid im wahrsten Sinn des Wortes doppelt bitter, dass der Kapitän im Zuge des Raufhandels einen fatalen Schlag auf die Schädeldecke bekommen hat, darüber muss man auch in diversen Diskussionsforen nicht zu debattieren.

Sehr wohl aber ist diskutabel, warum es um diese Uhrzeit, in der Spitzensportler: Innen, wenn sie nicht gerade im Fernfluge unterwegs sind, eher schlafen statt(zu (saufen und … ?) raufen, zu dieser folgenschweren Schlägerei mit einem Kapitän eines Rekordmeisters hat kommen können. Darum kann man nur hoffen, dass die Ermittler den K.-o.-Schläger ausfindig machen, der hoffentlich keine Erinnerungslücken hat, die bei Burgi möglicherweise doch auftreten könnten.

Der Versuch von „Fußballgott“ Steffen Hofmann, Rapid-Star von gestern und Geschäftsführer von heute, den nach dem Derby mit ihm gemaßregelten Burgstaller zum über den Fußball hinaus menschenfreundlichen Heiligen wie vom Saulus zu Paulus zu stilisieren, ist solange bei allen Respekt fehl am Platz, solange nicht das (mehr oder weniger wahre) Geschehen aufgearbeitet ist. Alles andere sind Schönfärberei oder Verschwörungstheorie in womöglich falsche Richtungen.

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