Wenn´s laft, dann laft´s. Umkehrschluss: Wenn´s net laft, dann lafts gar net! Hätte es des Beweises bedurft, so liefern ihn heimische Skisportler, aber noch weit größere und bekanntere Stars der Weltsportszene. Jüngstes Beispiel? Gregor Schlierenzauer, der sich quasi in Beugehaft seiner Sehnsucht nach dem Vorgestern befindet, dabei aber wegen ein paar halbwegs gelungenen Sprüngen nicht merkt, dass er offensichtlich aus welchen Gründen auch immer an der Endstation angekommen ist. Und so wurstelt er halt im selbstgewählten Paternoster-System von Weltcup-Abstieg und Weltcup-Comeback seit zwei Jahren mit wechselnder Spezialbetreuung weiter und weiter, auch deshalb, weil es an hochwertigem Nachschub im ÖSV-Springerteam mangelt.
Aber weil es einfach nicht so laft, wie´s lafen sollt´, dann rastet er wie in Bischofshofen einfach aus, pfeift nach einer seiner vielen „Krücken“, die er immer wieder und vor allem im Ernst- und nicht Probe- oder Quali-Fall fabriziert, auf alle Regeln und die obligate Materialkontrolle, als ginge diese einen Weltcup-Rekordsieger beim Ringen um sich selbst und die Rückkehr zu alter Stärke sowieso nichts an. Ob ihn als gut versorgtes Red-Bull-Testimonial ein Pönale oder eine Sperre wieder beflügeln würde, steht so in den Sternen wie die Frage, ob der Überflieger von vorgestern im Innersten wirklich von einem Comeback überzeugt ist oder insgeheim nur versucht, noch so viel Kapital wie möglich herauszuholen, werblich und finanziell mit sportlichen Abfallprodukten … ?
Was auf den 30-jährigen Schanzen-Oldtimer Schlierenzauer zutrifft, das gilt erst recht für den 40-jährige Abfahrer Hannes Reichelt, einen ausnehmend netten Salzburger aus Radstadt, der mittlerweile ein halber (Süd)Tiroler geworden ist. Manch einer könnte angesichts seiner fast täglichen Fernseh-Werbung mit Natur pur, dem Chef-Pensionisten Hans Pum und der zwischen London und Alpen pendelnden TV-Ikone Weichselbraun auf die Idee kommen, der rekonvaleszente Hannes hätte auf der „Spar-Schiene“ ein längeres Ski- und Weltcupleben als viele andere LäuferInnen. Allmählich wird´s auch schon lästig, wenn TV-Kommentatoren/Experten immer noch von der tollen Edeltechnik des Exweltmeisters faseln, mit der es dann, wenn´s extrem schwierig wird, angesichts der doch nachlassenden Reflexe und auch nicht mehr so ausgeprägten Überwindung im D-Zugs-Tempo leider oft vorbei und dafür die Gefahr gewachsen ist, dass er wieder in ein Unglück stürzt.
Ja, es ist wirklich schade, dass der eine oder andere die Zeichen der Zeit entweder nicht erkennt oder bewusst übersieht, um den nötigen Schlussstrich zu ziehen – und im Skigeschäft oder anderswo einen neuen Anfang zu starten. Einige aus der Branche haben ja schon demonstriert, dass man sich auch beim Wechsel von der Skipiste aufs Tanzparkett sozusagen Schritt für Schritt und weit gefahrloser als bei Highspeed wieder ins Rampenlicht stellen kann, ohne im Dreivierteltakt, Quick-Step oder Tango etwas zu überstürzen. Von Goldi über Hupo bis zu den Dancing Queens Lizz Görgl und Michi Kirchgasser haben ja Schanzen- und Ski-Granden schon für viele Schlagzeilen, tolle Schnappschüsse und Kronen gesorgt, die sie sich aufgesetzt, viele Interviews gegeben, gute Figur gemacht und ihrer neuen Karriere ein zweites Leben eingehaucht haben. Schlieri, wie wär´s, würdest als toller Hobby-Knipser eine Berufsfotografen-Laufbahn ins Visier nehmen mit sportlichen Nachfolgern als Zielscheiben?
Allen, die verzweifelt darum kämpfen, die sportliche Zukunft in der glorreichen Vergangenheit zu suchen, sei ins Stammbuch geschrieben: Wer zur richtigen Zeit am rechten Platz ist, der gehört zu den Siegern. Wer aber zu spät kommt, den bestraft, wie es schon die Politik sagt, die Geschichte. Und das gilt von Altstars im Skisport bis zu den Topstars ihrer Szenen wie Valentino Rossi, Kimi Räikkönen und vielen anderen, die nicht begreifen, dass sich die Welt längst in eine andere Richtung dreht …