Ich habe vollstes Verständnis, dass sich Chefs als Assistenten und Berater natürlich Leute holen, denen sie zum einen vertrauen, von deren Loyalität aber sie zum anderen überzeugt sind. Das ist so weit auch richtig und gut so, damit dem Boss keiner, der ihn womöglich abschießen könnte, in den Rücken fallen kann. Mit einiger Verwunderung allerdings registriert unsereins, wie Franco Foda, der Fußball-Teamchef, sich sozusagen vor allem mit alten Sturm-Freunden umgibt, deren Qualitäten und/oder Routine als Trainer-Assistenten eines Nationalteams gelinde gesagt zu hinterfragen sind.
Hatte Foda vor drei Jahren den ehemaligen ungarischen Sturm-Stürmerlegionär Imre Szabics geholt, so ersetzt er den Goalgetter i. r. und ungarischen Klubtrainer in spe, jetzt durch Jürgen Säumel, einst eines der ganz großen Talente, das den Vorschuss-Lorbeeren als Spielmacher letztlich nie ganz gerecht worden ist – weder in Österreich (Sturm, zuletzt Innsbruck) noch in Italien (Torino, Brescia) oder Deutschland (Duisburg). Wie Szabics in Ungarn, so hat auch Säumel im heimischen Nationalteam gespielt, ohne diesem aber jemals seinen Stempel aufzudrücken. Als Trainer – auch und gerade als Teamchef-Assistent darf man ja ein ordentliches Pedigree erwarten – allerdings ist Säumel bisher noch so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln. Mehr als eine kurze Zeit als Jugend-Trainer beim TSC Neumarkt und zwei Jahre als verlängerter Arm von Markus Schopp beim Annerl-Präsidentin-Klub Hartberg, der im unteren Play-off spielt, hat Säumel noch nicht vorzuweisen.
Schon möglich, dass im unvollendeten Team-Regisseur von gestern ein Nationaltrainer von übermorgen steckt, das lässt sich aktuell weder prophezeien noch abtun. Wenn sie aber mich fragen, dann würde ich meinen, dass es auch Respektlosigkeit des gebürtigen Deutschen Franco Foda gegenüber einer österreichischen Nationalmannschaft ist, quasi einen Lehrling neben sich auf den Trainerstuhl zu setzen. Und bei allem Qualitäten, die womöglich in Jürgen Säumel in Zukunft noch stecken mögen – ein Nationalteam, das kurz vor einer Euro-Endrunde steht, kann und darf kein Talente-Schuppen für Anfänger in ihrem Job sein. Dass sich Foda das alles erlauben darf, ohne dass ihm da jemand auf die Finger klopf und sagt: Nein, mein Herr, so geht das nicht, spricht nicht gerade für den Fußballbund. Er sollte, nein: darf nicht zulassen, dass aus dem Nationalteam samt Umfeld ein Foda-Selbstbedienungsladen wird.