„Es war“, fand der völlig außer Form und von der Rolle geratene, früher so dynamische Wolfsburg-Legionär Xaver Schlager nach dem 1:1 gegen Norwegens Verlegenheitself, „ein Arbeitssieg!“ Helmut Qualtinger, der den legendären Sager: A Unentschieden is a Sieg für Österreich erfunden hatte, hätte da das Kabarettisten-Herz im Leibe gelacht. Zwar nur ein Freud´scher Versprecher Xavers, aber auch einer, der Symbolcharakter hatte. Vom Teamchef abwärts über Al(ibib)aba bis zu Xaver und Arnie“ fehlt Österreichs Fußballteam in maßloser Selbstüberschätzung nicht nur der nötige Schuss an Selbstkritik, vielmehr neigen alle, wenn so gut wie nichts passt, zu beleidigten Trotzreaktionen.
Da faselte etwa der Teamchef von einem schwierigen Spiel gegen einen bunt zusammengewürfelten, erst am Vortag vereinten und versammelten Gegner, der deshalb so unbekümmert gewesen wäre, weil er „Geschichte schreiben“ hätte können. Da fand der Mannschaftskapitän, „dass der Gruppensieg unser Ziel war – und das haben wir erreicht!“ Unüberhörbarer Unterton, der mitschwang: Was wollt´s eigentlich von uns, ihr Nörgler und Nestbeschmutzer? Das Unentschieden war ja ein/der (Gruppen)Sieg für Österreich, der sechste Sieg im Spieljahr bei einer Niederlage und dem in vorletzter Minute fixierten 1:1, das dann, wenn Fans erlaubt gewesen wären, die wenigsten es noch erlebt hätten, weil der Fußball bis zur 94. Minute nicht zum Anschauen, sondern zum Davonlaufen gewesen war. Und gespielt hat Österreich ja nicht gegen (Ex-)Welt- oder (Ex-) Europameiste, nicht gegen Belgien, Holland, England, sondern zweimal gegen Norwegen, Nordirland, Rumänien, dazu Griechenland und Luxemburg, also lauter „Schwergewichte“ des Welt- und Europafußballs…
Nichts für ungut, Meister Foda, es hilft wenig bis nichts, wenn man Zuflucht nimmt mit Phrasen über einige gute Phasen oder gar sehr gute Spiele wie in Oslo, was insofern nur die halbe Wahrheit ist, weil ebendort die zweite Hälfte gegen den dann auf Pressing setzenden Gegner so armselig-chancenarm war wie die 94 Minuten in Wien! Nicht immer hat im Fußball nämlich das geflügelte Wort seine Richtigkeit, wonach Vorsicht die Mutter aller Weisheit ist. Wann sonst, wenn nicht gegen eine B-Elf einer zweitklassigen Nation hätte man auf Offensive setzen und mit zwei Spitzen spielen sollen., bitte vielmals? Selbst Schneckerl, früher meist kein Born an Risikofreude, hatte schon vorweg zwei Stürmer gefordert, nicht erst danach, wenn man sowieso klüger geworden ist…
Was mir aber mit Verlaub bei allen Experten-Analysen fehlt, das wäre endlich einmal eine kritische Auseinandersetzung mit David Alaba und der falschen Rolle, die der Bayern-Abwehrspieler (Innen- oder Linksverteidiger) im Team spielt. Ja, es stimmt, dass es schließlich Alaba war, der einen Sturmlauf der Norweger abgefangen hatte, um dann energisch in den freien Raum zu gehen und – gottlob – schneller als sonst zu Arnautovic zu spielen, der dann – gottlob – selbstloser als sonst an Grbic weiterleitete, der als Jolly Joker sein viertes Länderspieltor im siebenten Länderspiel erzielte. Die einzige echte Musterkombination, allerdings geboren aus Übermut der Norsker-Notelf, die offenbar ein 2:0 im Hinterkopf hatte.
Aber was sonst hatte Alaba zu bieten, unser Multi-Millionenmann? Wo die Ideen, wo geniale Spielverlagerung? Ein Haken zu viel nach rechts, einer zu viel nach links, statt Spiel zu beschleunigen das Tempo so lange verschleppt, bis kein Spieler frei, kein Raum mehr da, aber jede Menge Norweger im Weg war. Der verzweifelte Blick zum Himmel und angeflehten Herrgott aus Kulleraugen konnte fehlende Genieblitze, die man von Spielmachern erwartet, nicht ersetzen. Hat sich Foda schon hinterfragt, warum er immer noch auf einen Dirigenten setzt, der weder dirigieren noch komponieren kann, obschon seit der verpatzten Euro 2016 auch er wissen müsste, dass sich der Mittelfeld-Matador Alaba als gescheitertes Experiment, wenn nicht Versager, entpuppt hatte. Wird ja wohl Gründe haben, warum ihn selbst sein Trainer-Fan Hansi Flick beim FC Bayern nur hinten spielen und sonst nur (meist gute) Freistöße schießen lässt.
Weil´s im Team aber anders ist, so darf sich der Teamchef nicht wundern, wenn der Verdacht die Runde macht und so die Spekulationen nährt, dass Alaba und sein Kumpel Arnie diktieren, was sie wo spielen, wenn sie bereit sind, zu spielen. Solange aber dieses offenbar zu heiße Eisen medial – im Gegensatz zu Euro und Koller – niemand anzugreifen wagt, solange wird David wohl sein Unwesen weiter als Achter treiben, der sich als Zehner sieht – und überschätzt. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer … nein, da würde sich selbst ein Märchenonkel in den Sack lügen. Wie Schlager, der Anti-Hit, der beim 1:1 frisch von der Leber weg von Arbeitssieg sprach. Nicht auszudenken, wenn wir so grauenhaft Fußball gegen jene Großen, die uns in der zweiten Nations League-Division erspart geblieben sind..