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Wenn der Chefolympier von toller Medaillen-Ausbeute träumt

Endlich, es ist so weit, Tokio wirft seine olympischen Schatten voraus. Und diesmal nicht nur mit auch politisch determinierten Gerüchten, die Absage stehe schon vor, wenn nicht schon in der Tür. Am Tag, als die Euro kurze Verschnaufpause hatte, war Montag das Vienna Marriott Hotel fest in Hand des Partners ÖOC, der seine 75 Olympiasportler zur Einkleidung, zu Foto-Shootings, zu einem Farewell-Abend rief und dabei auch verriet, dass die einzigen Medaillengewinner von Rio de Janeiro 2016, Tanja Frank und Thomas Zajac, diesmal allerdings in verschiedenen Booten, die Fahnenträger bei der Eröffnung sein würden. Die Bronze-Segler als Symbolfiguren, dass Rotweißrot stolzgeschwellter Trainingsbrust gerüstet sei für eine Medaillenjagd im fernen Osten.

Aber ehrlich gesagt, über wenige Ausnahmen hinaus a la Lukas Weißhaidinger, Felix Auböck, Verena Preiner (jetzt Mayr) oder Ivona Dadic, eventuell noch Golfer Schwab oder Klettermaxe Schubert, wer kennt schon die anderen Kandidaten, nennt die Namen, die in Frage kamen? Wenn der heimische Chefolympier von einstens Casino-Gnaden, Karl Stoss, von mindestens drei Medaillen spricht und angesichts der tollen SportlerInnen von einigen mehr träumt, die wir gewinnen sollten, dann lobe ich mir seinen von Hochrechnungen geprägten Optimismus. Wie schnell es bergab gehen kann, wenn irgendwas nicht stimmt, das hat zuletzt das Beispiel des Diskushünen Weißhaidinger gezeigt. Im Handumdrehen landete die Scheibe nicht mehr, wie vordem erhofft, um die 70m, sondern nicht einmal bei 63m und Luki im Klassefeld nicht mehr am Podest, sondern an achter und letzter Stelle des Diamond-League-Meetings.

Ja, es stimmt, wir haben über viele Sportarten und einzelne Disziplinen hinweg da und dort durchaus Klassesportler, aber in aller Ehrlichkeit zu uns selbst aktuell keine(n) einzige(n), die/der mit ungebrochenen Podest-, wenn nicht Siegesserien eine Medaillenbank wäre. Die eine oder der andere, ob Leichtathleten, Schwimmer(innen), Kletterer, Segler, Ruderer, Kanuten hätte das Zeug dazu, wenn er  oder sie an guten Tagen über sich hinauswachsen, ganz vorn mitzumischen, gar keine Frage. Aber Olympia mit all seinen Gesetzen und jetzt erst recht mit seinen „pandemischen“ Einschränkungen lässt sich halt leider nicht mit irgendwelchen Meetings, ob Welt-, Europacup oder sonstigen Events, über einen Daumen peilen.

Olympia, diesmal sogar mehr als eine normale Olympiade nach den Rio-Spielen, ist und bleibt ein sportliches Unikat, das mit nichts anderen zu vergleichen ist. Und je professioneller die Spiele geworden sind, umso geringer wurden die Chancen für Außenseiter, umso mehr regieren immer öfter nur noch die Besten der Besten, die das Maximum im Ernstfall aus sich herausholen können. Umso schöner wär´s, wenn darunter der oder die eine oder andere aus Österreich wären. Aber umso gefährlicher ist´s, wenn leidgeprüfte Minimalisten (1 Bronze bei zwei Sommerspielen) die Latte so hochlegen, dass es eines mittleren Wunders bedarf, drüber zu springen. Bei Olympia kommen die Sieger der Herzen meistens nur aus den unterprivilegierten Ländern der Dritten Welt.

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